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Trafikant Wolfgang Streißnig: »Wir haben den CBD-Verkauf nicht selbst angeleiert« Ausgabe 12 | Mittwoch, 19. März 2025

Der Bundesgremialobmann der Tabaktrafikanten der Wirtschaftskammer, Wolfgang Streißnig (51), spricht über den Verkauf von CBD-Produkten in Trafiken, Steuererhöhungen und den Jugendschutz.

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Künftig dürfen CBD-Blüten nur noch in Trafiken verkauft werden. Wie ist es zu dieser Entscheidung gekommen?
Man muss dazu sagen: Das wurde nicht von den Tabaktrafikanten angeleiert, wie man es uns immer wieder vorwirft. Es hat seinen Ursprung in Vorarlberg, wo ein Händler aus der Schweiz CBD-Blüten importiert hat und ihm daraufhin vom Zoll die Tabaksteuer in Rechnung gestellt wurde. Der Händler beeinspruchte das und ging bis zum Verwaltungsgerichtshof. Der ist schließlich zum Schluss gekommen, dass rauchbarer Hanf mit einem THC-Gehalt von unter 0,3 Prozent dem Tabakmonopol unterliegt und somit künftig nur noch in Trafiken verkauft werden darf. 

Wie gehen die Trafiken damit um und ab wann werden CBD-Produkte in den Trafiken zu kaufen sein?
Wir wissen seit Mitte Jänner, dass uns der Verkauf von CBD-Produkten zugesprochen wird. Nun laufen die Vorarbeiten. Die derzeitigen CBD-Händler müssen ihre Ware wegräumen, der Großhandel muss sich für die Umstellung auf den Vertrieb über die Trafiken rüsten, Preise müssen im Finanzministerium angemeldet werden. Und erst wenn das alles durch ist, kommt die Ware in die Trafiken. Dafür muss man sich auch ausreichend Zeit nehmen. Denn uns ist ganz wichtig, dass die Großhändler nur gute Qualität liefern und alles den Regeln entsprechend abläuft. 

Wie wurde die Entscheidung von den Trafikanten aufgenommen?  
Es ist ein Segment, das sehr gut zu uns passt, und es sind ja auch in der Vergangenheit immer wieder neue Produkte hinzugekommen, sprich E-Zigarette, »Heat-Not-Burn« usw. Und wir sind froh darüber, denn wir sind der Garant für den gesicherten Vertrieb von Genussmitteln. Ich kann garantieren, dass die Tabaktrafikanten sorgfältig mit dem Produkt umgehen werden. Wir werden auch keine Blüten verkaufen, sondern das Endprodukt, fertig und hygienisch verpackt.

Im Internet wird gespottet, Trafikanten werden nun zu Drogenhändler. Wie reagieren Sie auf solche Aussagen?
Das kommt leider immer wieder vor, wenn man  über CBD-Produkte spricht. Doch das geht völlig ins Leere, denn diese Produkte sind nicht mit Drogen zu vergleichen. CBD-Produkte haben einen THC-Gehalt von unter 0,3 Prozent und wirken nicht berauschend. Es wirkt beruhigend und wird von Menschen mit Schlafstörungen genommen. Wir sind hier ganz sicher weit weg von Drogen.

Welche Chancen sehen Sie für Trafikanten durch den exklusiven Verkauf von CBD-Produkten?
Es wird sicher den Rückgang bei gewissen Artikeln, die eine Trafik anbietet, kompensieren. Außerdem hatten ja auch mit enormen Preissteigerungen zu kämpfen, wie alle anderen Branchen. Die Preise bei Energie und Mitarbeitern sind gewaltig gestiegen. Wir können das nicht selbst ausgleichen, denn bei den meisten Waren dürfen wir die Preise nicht selbst bestimmen.

Wie bewerten Sie die Auswirkungen der neuen Tabaksteuer auf Trafikanten und Konsumenten?
In schwierigen Zeiten wie diesen ist jeder bereit, seinen Beitrag zu leisten, so auch wir Tabaktrafikanten. Wir haben der Bundesregierung einen wirtschaftsverträglichen Plan vorgelegt, um die Budgetlöcher des Staates zu stopfen. Dabei gibt es immer ein mehrjähriges Steuermodell. Wir haben vorgeschlagen, die Tabaksteuer um 20 bis 30 Cent zu erhöhen. Der Staat legt aber noch ein Schäufelchen drauf,  und so werden künftig wohl 50 Cent mehr pro Packung zu bezahlen sein. Der Staat wollte Mehreinnahmen von 50 Millionen Euro – 25 Millionen bei Zigaretten und 25 Millionen bei den »Heat not burn«-Produkten.

Wie sehen Sie die Rolle von Ersatzprodukten wie E-Zigaretten und Tabakerhitzern im aktuellen Markt?
Solche Ersatzprodukte haben eine gewisse Beliebtheit erreicht, und bis dato sind diese Produkte nicht reguliert, genauso wie die Pouches (Anm.: Nikotinbeutel). Dahingehend hat der Vorschlag der Tabaktrafikanten gelautet, diese Produkte künftig zu regulieren. Das ist vernünftig, denn wir handeln mit sensiblen Genussprodukten und wollen Rechts- und Planungssicherheit haben sowie eine sichere Ware und einen hohen Qualitätsstandard haben. Was es derzeit auf dem Markt gibt, ist oft besorgniserregend. Da gibt es zum Beispiel Hanf- und Dampfershops, bei denen russische Ware herumliegt. 

Wir Tabaktrafikanten unterliegen ständigen Kontrollen durch die AGES – Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit, und das sollte für alle, die mit sensiblen Produkten handeln, gelten. Und es gibt natürlich auch permanent Jugendschutzkontrollen, ständig kommen Mystery Shopper zu uns, um die Einhaltung der Gesetze und Vorschriften zu überprüfen. 

Wie hoch ist der Umsatzanteil der Ersatzprodukte mittlerweile? 
Das Geschäft hat sich gut entwickelt. Nikotin-Pouches gibt es seit vier Jahren in Österreich. Es ist aber auch wichtig, dass man mit dem Verkauf dieser Produkte sorgsam umgeht. Wir Tabaktrafikanten haben von Anfang an Sorge getragen, dass Pouches nur an Personen über 18 Jahren verkauft werden. Also bereits seinerzeit, als von Jugendschutz noch keine Rede war. Unser Anspruch ist es, sauber, korrekt und ordentlich zu arbeiten, und der Jugendschutz ist uns sehr wichtig.

Wie sieht es mit den Umsätzen bei den Glücksspielen, mit Zeitschriften und Zeitungen und anderen Waren aus?
Eine Trafik steht auf drei Säulen: Dem Tabakhandel, dem Glücksspiel und den Nebenartikeln wie Zeitungen, Zeitschriften, Billetts usw. Das Geschäft mit dem Glücksspiel, also Lotto, Toto, Rubbellose usw., läuft recht konstant. Bei den Zeitungen und Zeitschriften ist das Geschäft schon seit vielen Jahren stark rückläufig. Da wird sehr viel online gelesen, anstatt die Papierausgabe zu kaufen. 

Gibt es bei der Anzahl an Trafiken in Kärnten eine Steigerung oder einen Rückgang?
Generell sind wir Kärnten sehr stabil, und das ist auch gut so. Es gibt derzeit 154 Tabakfachgeschäfte und genauso viele Verkaufsstellen (Anm.: Tabakwaren werden dabei in Verbindung mit einem anderen, meist bereits bestehenden Gewerbe wie zum Beispiel dem Lebensmittelhandel oder dem Gastgewerbe abgegeben). Wir sind gut aufgestellt.

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