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Tafeln der Künstlerin Tanja Prušnik in Lavamünd entfernt – für KAB-Obmann waren es »Schandbilder« Ausgabe 37 | Mittwoch, 11. September 2024

Posting des Obmanns des Lavamünder Abwehrkämpferbunds erntet Empörung. Er dankt LHStv. Gruber für die Unterstützung bei der Demontage der Tafeln, die seit 2020 auf einer Brücke zu sehen waren. Die Künstlerin ist verärgert, Projektinitator Leeb ebenfalls.

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Lavamünd. Das Projekt »Brücken bauen – gradimo mostove« stelle das Verbindende, das Gemeinsame in den Mittelpunkt. Das sagte Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) im Juli 2020, als er die Ausstellung der Wolfsberger Künstlerin Tanja Prušnik im Rahmen von »Carinthija 2020« auf der Lavamünder Brücke eröffnete. Nicht jeder schloss sich dieser Ansicht an. 

18 transparente Tafeln waren seither dort zu sehen – ehe sie kürzlich demontiert wurden. Robert Novak, Obmann der Ortsgruppe Lavamünd des Kärntner Abwehrkämpferbunds (KAB), bezeichnete sie danach in einem Posting auf Facebook als »Schandbilder« und bedankte sich auch bei LHStv. Martin Gruber (ÖVP) für die Hilfe bei der Entfernung.

»Ich bin froh, dass sie weg sind, denn sie hatten dort nichts verloren. Lavamünd ist nicht zweisprachig«
Robert Novak, Obmann KAB Lavamünd

Novak schrieb unter dem Titel »Letzte provokative Ausstellungsstücke von 202o in Lavamünd wurden entfernt« auch: »Die von der Künstlerin Tanja Prušnik (eine Enkelin des ehemals gefürchteten Partisanenführers Kaspar Prušnik) aus Steuergeldern errichteten Bilder (teils zweisprachig) an der Draubrücke wurden endlich demontiert. Was einigen vermeintlich zuständigen Personen nach langen Verhandlungen und Versprechen nicht gelungen ist,  schaffte unser Ehrenmitglied und Präsident Siegfried Brudermann mit Hilfe von LHstv Gruber in kürzester Zeit. Danke auch den LHStv. Gruber mit seinem Team und allen, die für das Gelingen beigetragen haben.«

In einer weiteren Version (siehe Faksimile oben) schrieb der Lavamünder KAB-Obmann von der Entfernung der »Schandbilder auf der Draubrücke«. Beide Varianten sind mittlerweile auf Facebook nicht mehr zu finden. Doch sie wurden in Screenshots gesichert, die für Empörung sorgen.

Zu den Unterkärntner Nachrichten sagte Novak: »Ich habe das geschrieben, dazu stehe ich. Und ich habe es privat gepostet.« Was störte ihn an Prušniks Tafeln? »Wir brauchen auf der 10.-Oktober-Brücke keine slowenischen Tafeln. Da stand auch die slowenische Bezeichnung der Stadt (Anm.: Labot) drauf, Lavamünd ist aber Lavamünd«, so der KAB-Obmann. Auf die Frage, welchen Zusammenhang es zwischen den Tafeln und dem Großvater der Künstlerin geben kann, antwortete Novak: »Sie ist sein Enkel. Das war provozierend.« War die Bemerkung über Kaspar Prušnik als Vorwurf gemeint? Der Obmann: »Das können Sie sehen wie Sie wollen.« Schließlich: Die Ursache der Löschung der Postings sei »meine Angelegenheit«, so Novak. 

30 Minuten später meldete sich Novak telefonisch in der Redaktion und fügte an: »Es hat geheißen, die Bilder bleiben nur ein Jahr. Jetzt waren es vier Jahre. Ich bin froh, dass sie weg sind, denn sie hatten dort nichts verloren. Lavamünd ist nicht zweisprachig.«

Ob Gruber begeistert war? 

Ob LHSTv. Gruber, der für die Straßenmeistereien zuständig ist, über die mehrfache Erwähnung in Novaks Postings begeistert war, ist offen. Auf Anfrage teilte Grubers Büro mit: »Die Kunstinstallation auf der Draubrücke Lavamünd wurde im Zuge der Kärntner Landesausstellung ›Carinthija 2020‹ von der Initiative ›Brücken bauen – gradimo mostove‹ von Gerhard Leeb errichtet, war jedoch von Anfang an ein zeitlich befristetes Projekt. Auf Antrag der Künstler und Anrainergemeinden wurde es bis 2021 verlängert.« Da man nun von mehreren Seiten darauf aufmerksam gemacht worden sei, dass dieses Projekt in Lavamünd seit Jahren der Witterung ausgesetzt sei und Rückfragen ergeben hätten, dass seit 2021 keine Vereinbarung über die weitere Nutzung der Landesbrücke bestehe, sei die Entscheidung getroffen worden, die Installation abzubauen. Und weiter: »Mit dem damaligen Projektinitiator Leeb ist die Straßenmeisterei (Anm.: sie entfernte Prušniks Tafeln) in Kontakt. Die Kunstinstallation kann jederzeit an die Künstlerin übergeben werden, da das Land sie nicht angekauft hat.« 

Die Unterkärntner Nachrichten fragten auch, worin Grubers Beitrag zur Demontage bestand, für den er in Novaks Posting gelobt wurde. Eine Antwort gab es nicht.

Der Lavamünder Bürgermeister Wolfgang Gallant (Liste Gallant) befand sich in der Vorwoche auf Urlaub. Sein Parteikollege Vizebürgermeister Georg Loibnegger sagte zu den Ereignissen: »Als Kulturreferent begrüße ich es, wenn namhafte Künstler in Lavamünd Projekte umsetzen und ihre Werke ausstellen. Die Rahmen, in denen Prušniks Tafeln montiert waren, sollten mit einem Schulprojekt bespielt werden. Jetzt wurden auch sie abgebaut, was schade ist.«

Die Künstlerin Prušnik, Präsidentin des Künstlerhauses in Wien, hält sich in Asien auf. An sie gesandte Fragen blieben bis Redaktionsschluss unbeantwortet.

»Schockiert«

Zur Entfernung der Tafeln schrieb sie auf Facebook: »Wow! Echt interessant!  Ich bin sprachlos – mit mir hat niemand in der Gemeinde gesprochen. Auch LHStv. Gruber hat nicht nachgefragt. So bei Kunst im öffentlichen Raum vorzugehen, schockiert mich schon. Vor ca. drei Wochen waren sie noch da. Und sie waren noch mehr als intakt.« Danach ersucht die Künstlerin Gerhard Leeb, die sofortige Rückgabe der Tafeln und der Halterungen zu fordern. 

Im Rahmen von Leebs zweisprachigem Kunstprojekt wurden 2020 zwölf Brücken und drei Verbund-Kraftwerke entlang der Drau bespielt. 30 Künstler, fünf Galerien und 19 Gemeinden waren beteiligt. Laut Grubers Büro sind die Installationen nur dort verblieben, wo es eine Nachnutzungsvereinbarung mit dem Land gibt: bei den Draubrücken Völkermarkt und Rosegg. Alle anderen wurden bereits abgebaut. 

Initiator Leeb ist über Novaks Postings empört und sagt: »Was wird als nächstes kommen? Bücherverbrennungen?« Laut ihm wäre es die »Mindestanforderung« gewesen, ihn vor der Demontage zu kontaktieren. »Es war nie Gefahr in Verzug, die Tafeln waren in Ordnung, ich habe sie regelmäßig besucht«, so Leeb. Er bestätigt, dass das »Brücken«-Projekt ein Jahr laufen sollte und danach »auf Wunsch des Landes« um ein Jahr verlängert wurde: »Aber es wurde nie ein Datum des Endes festgeschrieben. Wenn man mir gesagt hätte, dass die Tafeln nicht gewollt werden, hätte ich der Entfernung zugestimmt«, so Leeb. Er will in den  Halterungen nun »im Rahmen eines Projekts mit dem Geopark Karawanken die Arbeiten von Schülern zeigen«. 

Landeshauptmann reagiert

Landeshauptmann Kaiser zeigte sich in einer Aussendung »verwundert und enttäuscht« über den Abbau der zweisprachigen Kunstinstallation auf der Draubrücke. Er »erfolgte ohne vorherige Absprache. Diese Vorgehensweise entspricht nicht dem Stil, den wir in Kärnten mittlerweile miteinander pflegen«, so Kaiser. Er habe bereits Gespräche mit der Künstlerin aufgenommen und werde sich persönlich dafür einsetzen, der Installation auch zukünftig einen »geeigneten Ausstellungsort« zu ermöglichen. Die abgebaute Installation werde vorübergehend vom Museum Moderner Kunst verwahrt. 

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