Seit 1887 | Das unabhängige Wochenblatt für Unterkärnten

Obfrau Eva-Maria Schlagholz: »Zuletzt haben wir bemerkt, dass vermehrt Katzen ausgesetzt werden« Ausgabe 41 | Mittwoch, 12. Oktober 2022

Eva-Maria Schlagholz (38), Obfrau des Wolfsberger Tierschutzvereins, sprach mit den Unterkärntner Nachrichten über das Wolfsberger Tierheim, das vom Verein geführt wird: Wie haben sich die Corona-Krise sowie die Preissteigerungen auf den Betrieb ausgewirkt?

E-Mail

0 Kommentare

Meist gelesen

Artikel

Aktuell steigen die Preise in allen Lebensbereichen. Wie hart trifft das das Wolfsberger Tierheim? 
Die Kosten für Futter- und Pflegebedarf liegen heuer bis jetzt bei  14.000 Euro, dazu kommen 13.000 Euro für den Tierarzt. Uns hilft es, dass die Stadtgemeinde Wolfsberg unser Hauptfördergeber ist und uns das Gebäude zur Verfügung stellt sowie die Strom- und Betriebskosten übernimmt. Ohne diese Unterstützung könnten wir das Tierheim nicht führen.

Alle Gemeinden des Bezirks zahlen einen Beitrag zum Tierheim. Reicht dieses Geld aus?
Das ist Geld, mit dem wir die Tierarztkosten, das Futter und das Personal bezahlen. Aber ohne zusätzliche Spenden würde es nicht gehen.

Hat sich die Spendenfreudigkeit aufgrund der erhöhten Lebenshaltungskosten verändert?
Wir merken von den Spendern her, dass weniger Futterspenden einlangen. Ich vermute aber, dass  die Preissteigerungen erst künftig richtig schlagend werden und die Spenden weiter zurückgehen werden.

Zu hören ist, dass sich immer mehr Menschen ihre Haustiere nicht mehr leisten können. Werden nun vermehrt Tiere abgegeben bzw. ausgesetzt?
Das merken wir im Wolfsberger Tierheim auch. In der Coronazeit haben sich viele Menschen Tiere zugelegt. Zunächst wurde befürchtet, dass die Menschen die Tiere nach den Lockdowns abgeben würde, was zum Glück nicht passiert ist. Aber in den vergangenen neun Monaten haben wir schon bemerkt, dass es zu einem Anstieg gekommen ist. Vor allem Katzen werden vermehrt ausgesetzt. Es ist zu befürchten, dass das noch zunehmen wird.

»Ich bin selbst mit vielen Tieren wie Hasen, Katzen, Hunden, Vögeln, Schafen, Alpakas aufgewachsen«
Eva-Maria Schlagholz, Obfrau Tierschutzverein

Warum glauben Sie, dass es noch zunehmen wird?
Viele Menschen übersehen, dass Katzen oft zwei Mal pro Jahr Junge bekommen. Und dann wissen sie nicht wohin, mit den Kätzchen. Es gibt eine Kastrationspflicht, aber  das wissen viele nicht oder es wird nicht ernst genommen.

Dabei gibt dafür Hilfen. Es gibt zum Beispiel Kastrationsgutscheine, die bei der Landwirtschaftsabteilung der Stadtgemeinde Wolfsberg abgeholt werden können. 

Wie viele Tiere sind aktuell im Tierheim Wolfsberg untergebracht? 
Derzeit sind bei uns Tiere aus allen Lavanttaler Gemeinden untergebracht. Bei Hunden gibt es eine Kapazität von 18 Hunden. Aber derzeit sind 28 Hunde bei uns, da es kürzlich eine behördliche Abnahme von 13 Hunden gab, die jetzt bei uns leben.

Bei Katzen liegt die Obergrenze bei 60 Tieren. Da sind wir meistens voll belegt. Aber es wird bei uns niemand abgewiesen, der ein Tier abgibt. Zum Glück haben wir Tierpfleger mit einem großen Herz, die die Tiere auch mit nach Hause nehmen und dort pflegen. Auch ehrenamtliche Mitarbeiter haben schon Katzen bei sich daheim untergebracht, wenn Not am Mann war.

Gibt es auch exotische Tiere im Heim? Welche Tiere können nicht aufgenommen werden?
Nein, wir haben keine Exoten, wir würden das ja auch nicht machen dürfen. Wir dürfen ja zum Beispiel auch keine Vögel aufnehmen. Bei uns sind nur Hunde, Katzen und Nager untergebracht.

Es sind zwar auch schon Menschen mit Greifvögeln wie Falken oder kleinen Vögeln, die nach dem Schlüpfen aus dem Nest gefallen sind, zu uns gekommen. Aber die sind nicht bei uns. Einige davon hat mein Bruder Florian, der zu Hause ein Vogel-Voliere hat, untergebracht. Wenn wir keinen Unterbringungsplatz vor Ort haben oder die Art von Tieren nicht aufnehmen dürfen, etwa Schlangen oder Schildkröten, stellen wir den Kontakt zu den entsprechenden Stellen her, die dann die Tiere übernehmen. Es wird bei uns aber sicher niemand abgewiesen, der Hilfe braucht. 

Wie viele Mitarbeiter gibt es im Tierheim?
Wir haben zwei Tierpfleger, einen Helfer, eine Reinigungskraft, eine administrative Leiterin sowie drei Lehrlinge.

Dazu kommen noch ehrenamtliche Mitarbeiter und Menschen, die mit den Hunden spazieren gehen.

Wie wird man ehrenamtlicher Mitarbeiter bzw. Spaziergänger für Hunde?
Es sollte Interesse an Tieren vorhanden sein und die Bereitschaft, ernsthaft mitzuarbeiten. Die Person muss sich hier wohlfühlen.  Spaziergänger kann jeder werden, der Interesse hat. Einzige Voraussetzung ist die Volljährigkeit.

Warum setzen Sie sich für den Tierschutz ein?
Tiere sind für mich Lebewesen, die wie Kinder das Recht haben, dass ihnen alles Nötige zur Verfügung gestellt wird, damit sie gut wachsen und gedeihen. Es ist natürlich auch ein gesellschaftlicher Auftrag. Ich bin selbst mit vielen Tieren wie Hasen, Katzen, Hunden, Vögeln, Schafen, Alpakas, Ziegen aufgewachsen und hatte daher immer eine Bindung zu Tieren.

Haben Sie privat auch Tiere?
Ich habe einen kleinen Hund in der Wohnung. Aber die Familie Schlagholz, also meine Eltern und mein Bruder, haben fünf Hunde, sieben Katzen, ein Alpaka und einige Vögel. Sie nehmen auch immer wieder Tiere auf, die viele nicht haben möchten, wie zum Beispiel eine dreibeinige oder blinde Katze.

Wie ist es dazu gekommen, dass Sie Obfrau des Tierschutzvereins geworden sind?
Nach dem Abgang der Familie Lintschnig, die das Wolfsberger Tierheim jahrzehntelang betrieben hat, wurde der Verein von Roland Bachmann und Johann Schober übernommen, und da habe ich im Vorstand mitgearbeitet. Die beiden haben aber immer gesagt, dass sie nur bei der Neuaufstellung des Vereins mithelfen und danach ausscheiden werden. Nach deren Ausscheiden wurde ich im August 2020 zur Obfrau gewählt, da ich von Anfang an im Vorstand dabei war. 

Das Tierheim wurde neu gebaut, nun werden bereits die Hundezwinger saniert. Warum?
Die Zwinger wurden beim Neubau des Tierheims nicht mitgemacht. Wir wollten die alten nicht abreißen. Sie müssen aber renoviert werden, und das machen wir nun. 

Kann man im Tierheim sein Haustier auch abgeben, wenn man in den Urlaub fährt oder ein Krankenhausaufenthalt bevorsteht?
Ja, natürlich. Das Tierheim bietet auch Platz für Pensionshunde: Dafür sind 15 Euro pro Tag zu bezahlen. Die Tiere werden dann bei uns rundum betreut. Für Pensionskatzen fehlen uns aber leider die Räumlichkeiten.

Welche Anforderungen werden gestellt, wenn jemand ein Tier aus dem Tierheim adoptieren möchte?
Wir schauen uns die Wohnverhältnisse genau an und ob das Tier zu der bzw. den Personen passt. Wir können zum Beispiel keinen Hund an eine Familie mit Kindern abgeben, wenn der Hunde mit Kindern nicht auskommt. Oder manche Katzen sind gewohnt, immer zu zweit zu sein, die können wir dann natürlich nicht einzeln abgeben. Wir machen das schon sehr verantwortungsvoll und schauen genau, dass es sowohl für Mensch als auch Tier passt. Sollte ein gewünschtes Tier nicht für denjenige, der es aufnehmen möchte, geeignet sein, sehen wir uns natürlich gemeinsam mit ihm nach einem entsprechenden anderen Tier um. Sollte nicht sofort eine entsprechende Katze oder ein Hund gefunden werden, verständigen wir den Interessenten, sobald ein für ihn passenden Haustier zu uns kommt.

Leider verstehen das manchmal Menschen nicht und regen sich dann auf, wenn sie ihr gewünschtes Tier nicht bekommen können.

Auf unserer Website und auch auf unserer Facebook-Seite gibt es eine Liste mit allen Tieren, die zu vergeben sind.

Ein abschließende Frage: Sie sind die Tochter des Wolfsberger Alt-Bürgermeisters Hans-Peter Schlagholz. Haben Sie auch Pläne, politisch aktiv zu werden? 
Nein, da habe ich keine Ambitionen. Ich bin zwar politisch sehr interessiert, strebe aber kein politisches Amt an.

// Zu den Personen

Eva Maria Schlagholz, 38 Jahre alt, lebt mit ihrem Partner und der gemeinsamen Tochter in Wolfsberg. Schlagholz ist in der Bezirkshauptstadt aufgewachsen und absolvierte nach der Matura ein Psychologiestudium an der Alpe Adria Universität in Klagenfurt. Seit 2017 ist sie beim AMS Wolfsberg als Beraterin tätig. Derzeit befindet sich die 38-Jährige in Karenz.

0 Kommentare Kommentieren

Keine Kommentare gefunden!

Liebe Leserinnen und Leser, in diesem Kommentarbereich prüfen wir alle Beiträge, bevor sie veröffentlicht werden. Ihr Kommentar erscheint, sobald er gesichtet wurde.

Bitte melden Sie sich an, um die Beiträge zu lesen oder zu kommentieren.AnmeldenHier Registrieren