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Wolfsberger in den USA: »Die Präsidentschaft Trumps war ein Desaster für Amerika und die Welt« Ausgabe 46 | Mittwoch, 11. November 2020

Die Unterkärntner Nachrichten sprachen mit dem Lavanttaler Christian Paier über die Wahl in den Vereinigten Staaten. Der 53-Jährige erzählt von einem gespalteten Land, in dem Schwarze auf der Straße beschimpft wurden. Und jetzt: »Ich bin so happy, dass er weg ist!«

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Wolfsberg, Beverly Hills. Der gebürtige Wolfsberger Christian Paier, 53, lebt seit 1988 in den USA und betreibt mit seiner Firma »Private Chefs« einen »Mietservice« für Spitzenköche, die er an Superreiche vermittelt. Tausende Küchenkünstler stehen bei ihm unter Vertrag. Die Unterkärntner Nachrichten erreichten ihn an seinem Wohnort Beverly Hills in Kalifornien und sprachen mit ihm über den Ausgang der US-Wahlen. Eines vorweg: Paier ist heilfroh, dass Donald Trump abgewählt wurde.

Was sagen Sie zum Ausgang der Wahl zum US-Präsidenten?
Ich finde das super, der Alptraum mit Donald Trump als Präsident ist vorbei. Wir haben gefeiert, es war wie der Fall der Berliner Mauer. Leider werden jene, die ihn gewählt haben, ihre Meinung nicht ändern. Sie haben ihre Ansichten vom TV-Sender Fox und ihm, der aber dauernd gelogen hat. Trump ist kein Anführer, er hat vom Beginn seiner Präsidentschaft an nur seine eigenen Leute vertreten.

Welche Folgen werden die juristischen Maßnahmen, die Trump gegen das Wahlergebnis eingeleitet hat, haben? Kann er den Sieger Joe Biden als neuen US-Präsidenten verhindern?
Das wird er versuchen, aber gesetzlich hat er keine Chance. Allerdings: Trump will die Leute überzeugen, dass bei der Wahl betrogen wurde. Da gibt es nichts zu finden. Aber wenn das halbe Land glaubt, dass Biden unrechtmäßig Präsident ist, ist das ein großes Problem. Trump wird sicher weitere Schweinereien aufführen, so wird er allen, die unter seiner Präsidentschaft gestohlen haben, Pardon gewähren.

Wie geht es in den USA weiter? 
Vieles, was Trump eingeführt hat, wird wieder geändert werden. Biden wird viele jener Leute, die Trump eingesetzt hat, hinauswerfen. Etwa den Chef der Post, der sie kaputt machen wollte. Trump wollte, dass sie langsamer arbeitet, weil viele Demokraten per Briefwahl abstimmten.

War Biden Ihr Wunschkandidat?
Eigentlich nicht, er ist mit seinen 77 Jahren zu alt. Trotzdem ist er viel besser als Trump. Ein Jüngerer wäre mir lieber gewesen, etwa der Demokrat Pete Buttigieg, aber der ist homosexuell und hätte keine Chance gehabt.

Was passiert jetzt?
Das ganze Land wird wieder vertreten sein, alle. Wir müssen wieder zusammen arbeiten, wieder miteinander reden. Wir sind die Vereinigten Staaten. Trump hat nur an der Spaltung gearbeitet, damit er und seine Familie stehlen konnten.

Drohen bürgerkriegsähnliche Zustände?
Nein, nicht wegen der Wahl, eher wegen der Corona-Pandemie. Dabei ist es zu spät, egal was Biden macht. Trump hat jedenfalls überhaupt nichts getan. Mit Corona wird es jetzt nicht einfach, aber wir bekommen das hin. Schlechter als unter Trump kann es nicht sein.

Wie war Trumps Präsidentschaft?
Schrecklich! Ein Desaster für die USA und die Welt. Amerika ist immer gegen Diktatoren vorgegangen, unter Trump haben sie gemacht, was sie wollten: Schauen Sie in die Türkei, Polen, Ungarn, zu den Philippinen. Jetzt werden wir in die Klimaverträge und den Iran-Vertrag wieder einsteigen.

Was war gut an Trump?
Nichts, überhaupt nichts. Er gab eine Trillion Dollar an Steuererleichterungen aus, 80 Prozent wanderte zu den Reichen und den großen Unternehmen. 50 Milliarden Dollar wurden von Trump weitergegeben, ohne dass er sagte, an wen. Es war wie eine Diktatur. Das alles wird jetzt untersucht.

Wie hat sich das Klima in den USA unter Trump verändert?
Freunde und Familien wurden getrennt, sie sprachen nicht mehr miteinander. Am schlimmsten waren die Rassisten, die Schwarze auf offener Straße beschimpften. es war wie in Nazi-Deutschland. Trump wollte das, weil er jemanden brauchte, dem er die Schuld geben konnte – und viele Leute waren sofort dabei. Viele sehen nur Fox und haben eine Gehirnwäsche erhalten. Die glauben Trump und Fox alles. Die Folge ist, dass die USA in der Welt nicht mehr respektiert werden. Ich war heuer in Europa und jeder fragte mich: Was ist bei euch los?

Hat sich Ihr Leben dadurch verändert?
Mehr durch Corona als durch Trump. Wir hatten hier drei Monate zu, dann ging es wieder los. Was soll man tun, wenn sich die Hälfte des Landes weigert, eine Maske aufzusetzen.

Wie war die Entwicklung Ihres Unternehmens unter Trump?
Für mich war es gut, weil die Reichen noch mehr Geld hatten. Auch mit Corona ging es weiter bergauf. Jetzt werden wir sehen, was wird. Aber mein Gewissen ist mir wichtiger als Geld. Mir ist es lieber, alle haben etwas. Trump wollte den Leuten Obama-Care nehmen – 30 Millionen Menschen ohne Versicherung! Wer da mit Corona ins Krankenhaus muss, ohne eine Versicherung zu haben, ist sein Leben lang verschuldet. Ich bin so happy, dass Trump weg ist und wir jetzt mit der Welt wieder zusammenarbeiten können.

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