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Ruden/Bleiburg. Kein Weiterkommen gibt es nach wie vor an der alten Lippitzbachbrücke, die seit 1896 im Lippitzbachgraben die Gemeinden Ruden und Bleiburg über die Drau miteinander verbindet. Seit Mai des Vorjahres ist sie auch für Radfahrer und Fußgänger gesperrt, sehr zum Leidwesen der Bewohner des Ortes Lippitzbach in der Gemeinde Ruden, die jetzt wieder wie im 19. Jahrhundert am Ende einer Sackgasse leben. Fast zehn Monate nach der Totalsperre ist von einer Sanierung der teilweise denkmalgeschützten Brücke und der Serpentinen-Straße am Südanstieg auf der Bleiburger Seite keine Rede und so wie es aussieht, wird es auch so bleiben.
Die Geschichte der Brücke
Zur Vorgeschichte: Die Brücke war über hundert Jahre lang die einzige Verbindung zwischen den beiden Gemeinden, bis 2005 die Jörg-Haider-Brücke, von der Bevölkerung »neue Lippitzbachbrücke« genannt, eröffnet wurde. Sie bedeutete als Anbindung zur Autobahn in Griffen einen starken Aufschwung für die Region Bleiburg. Bereits kurz darauf wurde aber die alte Brücke für den Pkw-Verkehr gesperrt.
Der Lippitzbacher Wirt Jakob Rupitz konnte durch eine Unterschriftenaktion beim damaligen Landeshauptmann Gerhard Dörfler zumindest für einige Jahre eine Öffnung für Pkw im Sommer erreichen. Doch da die alte L127, an der sich die alte Lippitzbachbrücke befindet, durch die neue B80a ersetzt wurde, wurde in Sachen Straßen- und Brückenerhaltung auf diesem Teilstück nur mehr das Nötigste getan, wie die Bewohner kritisieren.
Gefahr in Verzug
Für Radfahrer und Fußgänger war die alte Lippitzbachbrücke aber immer offen, bis sie im Vorjahr wegen Gefahr in Verzug gesperrt werden musste. Grund dafür waren die rostige Stahlkonstruktion und die Hangbewegungen auf der Bleiburger Seite, die die Serpentinen-Straße arg in Mitleidenschaft gezogen haben.
Kosten: vier Millionen Euro
Die Bewohner von Lippitzbach wandten sich an die Medien, es gab einen Lokalaugenschein mit dem zuständigen Landesrat Martin Gruber, geologische Gutachten folgten – getan hat sich aber nichts. Der Grund: Allein die vagen Kostenschätzungen für eine Sanierung von Brücke und Hang belaufen sich auf satte vier Millionen Euro (davon eine Million für die Brücke).
Im November des Vorjahres rief Rudens Bürgermeister Rudolf Skorjanz eine eigene Expertenrunde ein und forderte ein neuerliches geologisches Gutachten zum Südanstieg. Dazu ist das Land jedoch nicht bereit. »Die Gutachten, die es gibt, sind ausreichend«, heißt es aus dem Büro vom Martin Gruber. Das Angebot des Landesrates bleibt aber aufrecht: Das Land Kärnten kann die Sanierung der Brücke übernehmen, wenn die Gemeinden für die Sanierung des Südanstieges aufkommen. Dazu erwartet sich Gruber bis spätestens Ende 2019 eine definitive Entscheidung der Gemeinden.
»Finanziell nicht zu heben«
Angesichts der Kosten in Millionenhöhe ist es aber weder Ruden noch Bleiburg möglich, dieses Angebot anzunehmen. »Das ist finanziell nicht zu heben«, sagt Bleiburgs Bürgermeister Stefan Visotschnig, »Außerdem handelt es sich um eine Landesstraße. Wenn ich eine Gemeindestraße sanieren muss, hilft das Land auch nicht.«
Auch für Rudens Bürgermeister Rudolf Skorjanz ist eine Sanierung des Südanstiegs auf Gemeindekosten ein Ding der Unmöglichkeit: »Wir können nichts beisteuern.« Trotz schlechter Aussichten will Skorjanz die Flinte aber noch nicht ins Korn werfen und erneut beim Land urgieren. Die Leidtragenden sind die Lippitzbacher, die seit Jahrzehnten versuchen, ihren einst so geschichtsträchtigen Ort mit Schloss und Grabkapelle am Leben zu halten. Josef Jakab, Obmann des Komitees zur Renovierung der Grabkapelle Lippitzbach, sagt: »Ich habe aufgegeben. Heutzutage wird so viel niedergerissen, irgendwann wird es eben auch unsere Brücke treffen.«
Fünf Kilometer Umweg
So lange er kann, wird er bei der Grabkapelle der Grafen Egger, die vom Komitee restauriert wurde, den jährlichen Lippitzbacher Kirchtag noch abhalten, der jedes Jahr eine Woche vor dem Bleiburger Wiesenmarkt stattfindet. Heuer fällt der Kirchtag auf den 25. August: »Es waren aber schon im Vorjahr weniger Bleiburger da, weil es keine direkte Verbindung mehr gibt.« Der Umweg von der Bleiburger Seite in den Ort beträgt nun etwa fünf Kilometer.
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