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Der 38-jährige Philipp Kramer aus Lavamünd hat heuer im Sommer den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt, indem er sein Hobby zum Beruf gemacht hat. Seinen ursprünglichen Job als Architekt hat er, zumindest vorübergehend, auf Eis gelegt. Kramer erzählt: »Ich habe in Wolfsberg an der HAK maturiert, aber hatte immer eine kreative Ader. Deshalb habe ich in Graz Architektur studiert.« Während des Studiums verbrachte er gemeinsam mit seiner Freundin Christine, damals ebenfalls angehende Architektin, ein Studienjahr in Hong Kong. »Zurück in Graz haben wir die Diplomarbeit geschrieben. Als wir fertig waren, hat es uns zurück nach Asien gezogen. Wir haben bei Freunden in Hong Kong gewohnt und uns auf Jobjagd gemacht«, blickt der Lavamünder zurück. Schließlich fingen beide in Peking bei einem deutschen Architekten an zu arbeiten. Nach eineinhalb Jahren zog es das Paar aber zurück nach Europa. Sie nahmen eine Architektenstelle in Rotterdam an. Kramer war für fünf Jahre bei »MVRDV« beschäftigt. »Irgendwann habe ich mir aber gedacht, dass ich nicht mehr im Ausland bleiben möchte. Ich habe mich für eine Auszeit entschlossen, da der Architekturberuf sehr stressig und fordernd ist. Für einzelne Meetings fliegt man quer durch Europa«, erzählt Kramer, wieso er nach Österreich zurückgekehrt ist.
Rückkehr nach Lavamünd
Zurück in Lavamünd, entschloss er sich seine 93-jährige Großmutter zu pflegen. »Irgendwann kommt man als unausgebildete Pflegekraft aber an seine Grenzen. Ich wollte beruflich etwas anderes machen, als zwölf Stunden am Tag vor dem Computer zu sitzen. Mir ging die Bierkultur in Rotterdam ab. Sie wird dort so gelebt, wie die Weinkultur bei uns. Ich habe in meiner Familie die Idee vorgebracht, eigenes Bier zu brauen. Sie waren sofort alle begeistert und wir haben in einem Einkocher versucht, Bier als Weihnachtsgeschenk herzustellen«, blickt Kramer auf die Anfänge zurück. Das »Weihnachtsbier« fand derart großen Anklang, dass daraus mehr als ein Hobby wurde.
Von »Himmlisch« bis »Höllisch«
Kramer setzte sein Vorhaben, eigenes Bier zu brauen schließlich in die Tat um. »Ich habe mir ein Konzept überlegt, um eine Biermarke aufzubauen. Das ist besonders wichtig, da hier das Gefühl mitschwimmt. Natürlich ist es auch notwendig, dass das Bier gut schmeckt, aber durch das Konzept erhält es eine Identität. Ich wollte den Spagat zwischen Tradition und Moderne schaffen«, erklärt der 38-Jährige. Klassische Sorten sind meist nach dem Ortsnamen benannt, so kam er auf »Lavamünder Bier«. Kombiniert wird die Marke mit einem modernen, abstrakten Logo. Seit Anfang Juni hat Kramer die aktuell einzige Brauerei im Lavanttal geöffnet. Sein Bierladen, in Lavamünd 39, befindet sich in der ehemaligen Bäckerei und Konditorei der Familie. Vier Sorten stehen, jeweils in der 0,33-Liter-Flasche zur Auswahl: »Goldig« (Pils), »Höllisch« (Pale Ale), »Himmlisch« (IPA) und »Stürmisch« (Stout). Kramer braut derzeit rund 150 Liter Bier pro Woche. »Mein Konzept ist, klein zu beginnen, um zu sehen, wie es ankommt und schließlich nachhaltig zu wachsen. Gute Ideen und Konzepte setzen sich durch. Die Menschen honorieren, dass es Handarbeit ist und nicht industriell gefertigt wird«, erklärt der Lavamünder.
Der Bierladen in Lavamünd hat donnerstags und freitags von 15 bis 19 Uhr sowie samstags von 9 bis 13 Uhr geöffnet. Ebenfalls erhältlich ist das Bier im Genussladen St. Paul, im Haus der Region und bei »MeinHerzstück«. An diesen Verkaufsstellen erhält man auch das Pfand zurück.
Weitere Infos über das einzige Lavanttaler Bier gibt es online unter www.lavamuender-bier.at sowie auf Facebook und Instagram unter »Lavamünder Bier«.
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