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Wolfsberg. In seiner Debütsaison, es war die erste volle Saison, die er bestritten hat, darf sich der Wolfsberger Thomas Traußnig gleich über den Junioren-Vize-Staatsmeistertitel freuen. »In meiner ersten Saison gleich Vizestaatsmeister zu werden ist nicht so schlecht«, lacht der 23-Jährige, der auf eine bewegte Saison mit einigen Hochs, aber auch einem Tief zurückblicken kann.
Traußnig, der an der HTL Wolfsberg maturiert hat und als Technischer Zeichner angestellt ist, sagt über den Rallye-Sport, dass er »fast schon wie ein zweiter 40-Stunden-Job« ist, denn er stellt seine komplette Saison, von der Anreise zu den Rallyes über die Sponsorensuche bis zur Saisonplanung alles selbst auf die Beine. Zum Motorsport fand er bereits im Kindesalter wie er sagt: »Schon als ich elf oder zwölf Jahre alt war, bin ich zu den Rallyes mitgegangen. Mich hat der Motorsport generell, aber vor allem Rallyes, schon als Kind fasziniert. Ich habe gesagt, dass ich einmal selber fahren will und zumindest bei der Lavanttal-Rallye an den Start gehen möchte. Es war nie mein Plan, dass es in diese Richtung geht, dass ich um Titel mitfahre.«
Mit einem Citroën DS3 R1 ging Traußnig bei der Herbstrallye 2021 an den Start. Seine zweite Rallye war bereits der Antritt bei der heimischen Lavanttal-Rallye im Jahr 2022 – schon damals saß am Beifahrersitz Jürgen Pilz. »Dann haben wir das Budget für die Rallye in St. Veit und noch einmal für die Herbstrallye aufgestellt und im Jahr darauf hatte ich den Plan, ein ganzes Jahr mit dem Citroën dabei zu sein«, erklärt Traußnig.
Der Wechsel zu Peugeot
Bei den Planungsgesprächen ergab sich schließlich die Möglichkeit, statt in dem seriennahen Citroën, der damals als ein beliebtes Einsteigerfahrzeug galt, aber nicht wirklich konkurrenzfähig war, in einem Peugeot 208 Rally4 Platz zu nehmen. Der Wolfsberger sagt: »Der Unterschied ist eine ganze Welt. Der Citroën verfügt über eine H-Schaltung und eine normale Handbremse. Zwar ist das Fahrwerk schon auf einem besseren Niveau, aber es ist ein Einsteigerauto. Der Rally4 ist ein Rennauto. Ich habe im Prinzip zwei Stangen im Cockpit – zum Schalten und als Handbremse. Es war immer mein Traum, so ein Auto zu fahren.«
»Es war eine bewegende Saison, das steht fest. Ich danke allen, die an dem Projekt mitarbeiten«
Thomas Traußnig über seine Saison
So ging der Wolfsberger mit dem Peugeot im Jahr 2023 bei der Blaufränkischland-Rallye und wenig später auch wieder bei der Lavanttal-Rallye an den Start.
Im Jahr 2024 haben Traußnig und Pilz wieder drei Rallyes absolviert und konnten in Judenburg auch die 2WD- und die Juniorenwertung gewinnen. »Wir hatten nun mehr vorzuweisen. Mit diesem Ergebnis in der Tasche, habe ich versucht ein Budget für eine ganze Saison auf die Beine zu stellen«, so der 23-Jährige. Das Budget beziffert er mit »knapp 70.000 Euro«, die er im Vorfeld auftreiben muss, möchte er eine ganze Saison fahren.
Oben und unten
In der abgelaufenen Saison hat Traußnig viel erlebt. In der ORM 3, der ehemaligen 2WD, in der er an den Start ging, wurde er Gesamt-Vierter, in der ORM Junior reichte es für den zweiten Endrang. Viermal stand er auf dem Stockerl, dem gegenüber steht nur ein Ausfall, doch dieser hatte es in sich. Bei der Rebenland-Rallye Ende März hatten Traußnig und Pilz Aquaplaning in einem Kurvenausgang. In der Folge schob das Heck des Peugeots nach vorne und der Wagen überschlug sich drei Mal, bis er auf dem Dach in einer Wiese liegen blieb. »Ich wurde mit einer Halskrause ins Krankenhaus gebracht, aber hatte zum Glück keine größeren Verletzungen erlitten.« Sein Co Jürgen Pilz wurde mit dem Hubschrauber ins Krankenhaus geflogen. Er hatte sich einen Halswirbel gebrochen. Mittlerweile ist der Oberösterreicher aber auch wieder fit. Traußnig: »Jeder weiß, welchem Risiko er sich im Rallyesport aussetzt, aber als Fahrer ist man für die Sicherheit verantwortlich. Ich bin froh, dass es ihm wieder gut geht.«
Nur 13 Tage nach dem Crash startete Traußnig mit dem gleichen Wagen wieder bei der Lavanttal Rallye, verpasste den Klassensieg nur um 13 Sekunden und war zum zweiten Mal in Folge bester Kärntner bei der Heimrallye.
»Eine bewegende Saison«
»Es war eine bewegende Saison, das steht fest. Ich danke allen, die mich so unterstützt haben, meinen Sponsoren, meiner Familie und Freunden und allen, die an diesem Projekt mitarbeiten«, sagt Traußnig. Ob er auch im nächsten Jahr wieder alle Staatsmeisterschaftsläufe absolvieren wird? Der Wolfsberger sagt: »Der Plan wird wieder sein, eine ganze Saison zu fahren. Ich kann im kommenden Jahr noch bei den Junioren an den Start gehen und möchte wieder vorne mitmischen. Aber die Gespräche mit den Sponsoren stehen erst bevor, deshalb kann ich auch noch nicht konkret sagen, wo ich überall starten werde.«
Von Philipp Tripolt
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