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St. Andrä. Schon im Kindesalter wurde bei Rosemarie Gabriel (79) die Begeisterung für Krippen geweckt: »Als Kind habe ich eine Krippe in Feldkirchen gesehen und war sofort fasziniert davon. Ich konnte nicht glauben, dass jemand die Krippe selbst gebaut hatte. In meiner Kindheit stand die Krippe bei uns daheim immer unter dem Weihnachtsbaum am Boden. Ich habe erst viel später erfahren, dass das eigentlich als unwürdig für die Krippe betrachtet wird.«
1994 trat sie dem österreichischen Krippenverband bei und begann selbst damit, Krippen anzufertigen. Auf die Frage, ob sie noch wisse, wie viele sie bis heute gebaut hat, antwortet Gabriel lachend: »Bei 100 gebauten Krippen habe ich aufgehört zu zählen.«
Weg zur Krippenbaumeisterin
Nachdem sie dem Krippenverband beitrat, absolvierte sie eine vierjährige Ausbildung zur Krippenbaumeisterin. Jeweils in Sommerkursen folgte der Aufstieg vom Krippenbauhelfer zum -lehrer, danach zum Kursleiter und abschließend zur Krippenbaumeisterin, wie sich die 79-Jährige seit 2001 nennen darf.
Die Krippenfreunde St. Andrä, denen sie bis heute als Obfrau vorsteht, gründete Rosemarie Gabriel 2004: »Ich habe es damals gewagt, mit acht Mitgliedern zu starten, die dem Verein bis heute alle treu geblieben sind.« Aktuell zählen die Krippenfreunde in St. Andrä über 70 Mitglieder.
»Als Kind habe ich eine Krippe in Feldkirchen gesehen und war sofort fasziniert«
Rosemarie Gabriel, Krippenbaumeisterin
Was die Arten der Krippen betrifft, gibt es zahlreiche Unterschiede, wie Gabriel erklärt: »Die beiden Hauptarten, die auch ich hauptsächlich fertige, sind die alpenländische und die orientalische Krippe. Es gibt aber noch viele andere Arten, wie Schnee-, Wurzel- oder Schwammkrippen, die man gesammelt als Fantasiekrippen bezeichnet.« Gefertigt werden die Krippen meist mit Holz, danach verputzt und mit Pulverfarben bemalt.
Wie viele Krippen sie selbst daheim hat, kann sie nicht sagen. Nur, dass sie sie in drei verschiedenen Räumen lagert. Bei einem Rundgang wird dem Schreiber aber klar: Es sind wirklich viele in den unterschiedlichsten Größen, Formen und Varianten. Doch an jeder einzelnen Krippe erkennt man die Leidenschaft, die Verliebtheit für jedes noch so kleine Detail und die Freude, die Rosemarie Gabriel bei der Fertigung an den Tag legt. Ab 40 Stunden aufwärts benötigt sie pro Exemplar. Der wichtigste Arbeitsschritt findet laut ihr aber vor der eigentlichen Arbeit statt: »Sich Gedanken zu machen, welche Krippe man bauen will, ist die Hauptaufgabe. Als nächstes gilt es zu überlegen, wo man die Krippe aufstellen will, daraus ergibt sich die Größe.«
In den Vorjahren bot die St. Andräerin in der Vorweihnachtszeit immer wieder Krippenbaukurse quer durch das Tal an, die im Vorjahr und heuer aber coronabedingt nicht stattfinden konnten. »Es war immer eine Freude zu sehen, wie glücklich die Menschen sind, wenn sie vor der selbstgebauten Krippe stehen. Ich denke mir dabei immer, dass damit Liebe und Frieden zu Weihnachten in den Haushalt kommt«, so die Krippenbaumeisterin abschließend.
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