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Christian Paier im Interview.Ausgabe | Mittwoch, 12. Dezember 2018

Der gebürtige Wolfsberger Christian Paier, 51, lebt in den USA und betreibt einen »Mietservice« für Spitzenköche, die er an Superreiche vermittelt. Mit den Unterkärntner Nachrichten sprach er über die Vorlieben seiner Kunden und welche Stars ihm am liebsten sind.

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Wann gingen Sie in die USA – und warum?

Das war 1988. Damals hatte ich einen Job im Fünfstern-Hotel »The Breakers« in Palm Beach, Florida, und blieb dort vier Jahre lang. Mit 22 Jahren war ich Chefkoch. Es folgte ein Jahr als Chefkoch im PGA National Resort & Spa in Palm Beach. Danach ging ich für ein Jahr in ein Gourmet-Restaurant nach Los Angeles, im Anschluss arbeitete ich für einen Milliardär in Bel Air. Das war super: gratis wohnen, eine hervorragende Gage, sieben Monate bezahlter Urlaub pro Jahr. Dort traf ich ständig berühmte Leute – Sean Connery, Frank Sinatra –, die mich nach guten Köchen fragten. Also kam ich auf die Idee, Köche zu vermitteln. Nach fünf Jahren habe ich nur mehr für meine Firma »Private Chefs Incorporation« gearbeitet, es folgte das erste Büro in New York. Jetzt gibt es neun: sieben in den USA, dazu eines in Hongkong und eines in London.

Sie sind Koch. Wo haben Sie Ihr Handwerk gelernt?

Im »Hotel Kramerwirt« im Tiroler Mayerhofen, dann im »Vienna Hilton« bei Werner Matt. Danach ging ich in die USA.

Wie kamen Sie darauf, diesen Beruf zu lernen?

Ich bin in der Fleischhauerei meiner Eltern aufgewachsen und wusste mit 14, dass ich Koch werden will.

Zu Ihren Kunden zählen Harrison Ford, der Sultan von Brunei, Will Smith,  Robert Downey Jr., Russell Crowe, Beyonce, Sharon Stone, Donatella Versace, Jack Nicholson ... Wie arbeitet es sich mit solchen Leuten?

Das ist die alte Frage: Bist du glücklich, wenn du reich bist? Wenn du vorher ein Arsch warst, bist du es auch als reicher Mann. Ich weiß natürlich, was die alles machen und welche Probleme sie haben. Ich darf auch sagen, mit wem ich gearbeitet habe – aber nicht, was sie essen, wie sie sich aufführen. Und sie können auch tun, was sie wollen, das ist ihr Privatleben.

Welche Stars sind Ihnen am liebsten?

Lady Gaga, John Travolta,
aber auch Robert De Niro. Es gibt mehr als genug, die super sind. Aber es gibt natürlich auch extrem schwierige Klienten, die aber pro Jahr sechs Köche haben.

Was dürfen sich die Kunden bei den Köchen aussuchen?

Alles. Sie können die Religion der Leute wählen, aber auch ihre sexuelle Ausrichtung. Elton John will schwule Köche. Es ist wichtig, dass sie zueinander passen, denn der Koch ist bei manchen Kunden immer dabei.

Wie muss man sich den Job dieser Leute vorstellen?

Es ist unterschiedlich. Manche Kunden haben zehn Häuser, und in jedem wartet ein Koch. Er ist das ganze Jahr dort, wird auch bezahlt, muss aber vielleicht nur einmal im Jahr arbeiten, wenn die Kunden für eine Woche im Haus vorbeischauen.

 

Wie viele Köche haben sie derzeit unter Vertrag?

Rund 2.000 weltweit, davon etwa 1.200 in den Vereinigten Staaten.

 

Wie viel muss man für einen Koch auslegen?

Wenn er über fünf bis zehn Jahre Erfahrung in einem Restaurant oder Privathaushalt verfügt: 75.000 bis 90.000 US-Dollar pro Jahr. 20 Jahre Erfahrung in Sternerestaurants, Privathaushalten und selbstverständlich hervorragende Referenzen: 90.000 bis 180.000 US-Dollar. Meine Firma erhält 15 Prozent des Jahresbruttogehalts für langfristige Verträge, 20 Prozent für kurzzeitige.

 

Sind sie auch noch öfters in Ihrer alten Heimat?

Ich verbringe jedes Jahr einen Monat in Europa und schaue in meinem Londoner Büro vorbei. In dieser Zeit verbringe ich immer auch eine Woche im Lavanttal. Heuer war ich zum 80. Geburtstag meines Vaters dort. Los Angeles ist aber meine Heimat, hier habe ich mein Leben, meine Arbeit und meine Freunde. 

 

Können Sie sich vorstellen, wieder in Kärnten zu leben?

Vielleicht – wenn ich einmal in Pension bin, komme ich vielleicht zurück. Das hängt aber natürlich auch von meiner privaten Situation ab. Derzeit bin ich Single und habe keine Kinder. Reden wir in 15 Jahren weiter.

Sind Sie reich?

Für die Verhältnisse hier in Los Angeles nicht, aber ich wohne in Beverly Hills und verdiene nicht schlecht. Ich denke, ich zähle mit meinem Einkommen zu den fünf Prozent in den Vereinigten Staaten, die am besten verdienen.

Was ist in den USA besser als in Europa?

Hier kann man leichter Karriere machen als in Europa, was vor allem für junge Leute gut ist. Alles ist in den Vereinigten Staaten auf Menschen mit Geld ausgerichtet. Außerdem funktioniert alles sehr einfach. Ziehst du in eine neue Wohnung, wird dir in ein bis zwei Stunden der Strom eingeleitet. Die Serviceleistungen sind hier sehr gut, im Gegensatz zu Europa, wo man immer auf alles ewig warten muss. Außerdem: Der Höchststeuersatz liegt in den USA derzeit bei 25 Prozent. Wenn man eine Firma hat, zahlt man sogar noch weniger, weil sich so vieles abschreiben lässt.

Sie haben auch Erfahrungen mit dem amerikanischen Fernsehen.

Ja, ich war schon in mehreren Shows dabei. Ich habe auch ein Kochbuch gemacht, »Celebrity Dish«, aus dem eine TV-Show wurde, bei der man mit den privaten Köchen zu den Reichen und Berühmten fahren und einen Einblick in die Rezepte, Persönlichkeiten und Lebensstile erhalten konnte. Mit dem britischen Starkoch Gordon Ramsey haben wir auch ein Konzept für eine eigene TV-Sendung entwickelt, da wurde aber nichts daraus. Es war letztlich ein Rechteproblem: Die Produzenten wollten über alles, jede Kleinigkeit, bestimmen. Ich wollte aber nicht nur ein Angestellter sein, der nichts zu melden hat, sondern selbst entscheiden. Also hat sich das Projekt zerschlagen.

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