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Wolfsberger »Zorro« machte den Himmel sicherAusgabe | Mittwoch, 19. Juni 2019

Dieter »Zorro« Szolar war 42 Jahre Pilot beim österreichischen Bundesheer. Mit den Unterkärntner Nachrichten sprach er über seine aufregende Karriere als Pilot.

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Wollten Sie schon als kleiner Junge Pilot werden?
Zunächst wollte ich eigentlich Zahnarzt werden. Aber es kam anders. Eine Tante von mir betrieb eine Tankstelle und wollte daher, dass ich Mechaniker werde und später einmal die Tankstelle übernehme. Also habe ich bei »Grohs und Kainbacher« eine Mechanikerlehre absolviert. Nach der Gesellenprüfung ging ich zum Militär und habe mich zu den Fliegern gemeldet, um Pilot zu werden.

Die Pilotenausbildung beim Bundesheer ist doch hart. Haben Sie das alles mühelos geschafft?
Ich bin 1960 eingerückt und dann haben die ganzen Voruntersuchungen, Gesundheitschecks, Psychotest usw. rund ein Jahr gedauert. 1961 habe ich schließlich mit der Pilotenausbildung in Zeltweg begonnen. Meinen ersten Flug hatte ich am 16. Oktober 1961.

Berufspilot bei einer Fluglinie zu werden hat Sie nicht interessiert?
Als ich sah, wie es meinen Freunden bei der AUA oder Swiss-Air ging, wollte ich das natürlich auch. Aber wenn man sich beim Bundesheer für eine Pilotenlaufbahn entscheidet, muss man sich für neun Jahre verpflichten. Und als diese Zeit vorüber war, gab es bei der AUA gerade eine große Kündigungswelle, es wurden rund 800 Mitarbeiter, darunter 300 Piloten entlassen, also gab es für mich keine Möglichkeit, einen Job zu bekommen.

Und bei einer anderen Fluglinie, wie zum Beispiel Swiss-Air oder Lufthansa gab es auch keine Möglichkeit?
Ich habe, nachdem aus der AUA nichts wurde, die Aufnahmeprüfung bei der Swiss-Air gemacht und diese auch bestanden. Ich wollte in die Schweiz ziehen. Aber dort war es leider nicht möglich einen Job für meine Frau, sie war Lehrerin zu finden und daher haben wir uns dann entschlossen, auch weiterhin in Österreich zu bleiben.

Haben Sie es bereut, nicht zur Swiss-Air gegangen zu sein?
Nein. Ich habe in der Zwischenzeit die Matura nachgeholt und bin dann auf die Militärakademie gegangen.

Sie haben die Düsenausbildung nicht gleich zu Beginn der Pilotenausbildung absolviert. Wann sind Sie zum Draken gekommen?
Das stimmt. Ich machte meine Flugausbildung in Zeltweg, für die weitere Düsenausbildung hätte ich nach Hörsching übersiedeln müssen. Das wollte ich zunächst nicht und so blieb ich dann in der Steiermark, wo ich auch als Fluglehrer tätig war. Mit dem Draken kam ich 1987 in Berührung.

Sie waren auch maßgeblich an der Gründung der Kunstflugstaffe »Karo As« beteiligt. Wie ist es dazu gekommen?

Angefangen hat alles 1975 als ein Oberst in Pension ging und ein paar Piloten ihm zu Ehren ein Programm geflogen sind. Das war die Geburtsstunde von »Karo As«. Ich war dabei Kommandant der ersten Staffel. 1977 nahmen wir an der inoffiziellen Kunstflugweltmeisterschaft in England teil und holten gleich den zweiten Platz. Auch 1979 wurden wir wieder Vizeweltmeister und 1981 kamen wir auf den dritten Platz. 1999 konnte ich dann sogar einmal bei der berühmten Staffel »Frecce Tricolori« mitfliegen.

Im Zuge von Ausbildungen waren Sie auch mehrere Male im Ausland. Wo waren Sie überall?
Neben der Ausbildung in Schweden war ich auch in den USA an der University of Southern California. Ich habe dort ein halbes Jahr studiert. Ich war einer von 25 Offizieren aus unterschiedlichen Ländern. Wir haben den Stoff von vier Semestern in sechs Monaten heruntergebogen. Auf der Seymour Johnson Airforce Base haben wir dabei zahlreiche Trainingsflüge durchgeführt. Dort kam ich erstmals zur F4-Phantom, mit der ich meinen ersten Überschallflug sowie meinen ersten Mach 2-Flug absolvierte. Außerdem machte ich in den USA die Luftbetankerprüfung. Das wird in Österreich zwar nicht benötigt, aber es war schon eine spannende Geschichte.

Gab es während Ihrer Zeit beim Bundesheer Einsätze?
Wir waren für die Luftraumüberwachung zuständig. Beim Jugoslawienkrieg 1991 flog ein Pilot mit seiner MIG21 nach Kärnten und landete in Klagenfurt am Flughafen. Ich war damals für die Einvernahme des Piloten verantwortlich und musste die militärische Untersuchung leiten. Ich erinnere mich noch gut, zunächst wollte man das Flugzeug im Militärhangar unterbringen, das habe ich aber aus Sicherheitsgründen nicht zugelassen. Ich habe den Piloten aber nicht nur interviewt, sondern ihn auch unterstützt. Er steckte wohl seit Tagen in der Fliegermontur und hat nicht mehr gut gerochen. Also habe ich ihm ein Zimmer organisiert, steckte ihm etwas Geld zu, einen Rasierer geschenkt und einen Koffer mit Kleidung überreicht. Ich musste am Nationalfeiertag Werner Kristan anrufen, um ein paar Kleidungsstücke für ihn zu organisieren. Nach seiner Rückkehr in die Heimat ging der Pilot wieder zur Luftwaffe und wurde später von den Serben abgeschossen und getötet.

Haben Sie Auszeichnungen erhalten?
Da gibt es einige. Ich erhielt unter anderen Auszeichnungen von Landeshauptmann Jörg Haider und dem steirischen Landeshauptmann, vom Bundespräsidenten und dem Verteidigungsminister und das »Team 2000« wurde mit dem Kärntner Landeswappen ausgezeichnet.

Ihr Name als Pilot ist Zorro. Wie sind Sie dazu gekommen?
Jeder Pilot braucht einen taktischen Namen. Ich habe den Film »La crosta nerra di Zorro« gesehen und war ein Fan davon. Und mein Familienname Szolar und Zorro haben ja auch ein wenig Ähnlichkeit. So ist es zu meinem taktischen Namen Zorro gekommen. 

Gibt es eine Anekdote aus ihrem fliegerischen Leben?
Wir hatten in Schweden ein Air-to-Air-Schusstraining. Dabei zieht ein Flugzeug ein »Zielgerät« hinter sich her und der angreifende Pilot muss auf das Ziel schießen. Die Schüsse gehen normalerweise am kleinen Ziel, das die Schüsse misst, vorbei. Wir waren sechs Piloten, die an diesem Training teilnahmen und ich war als erster an der Reihe. Und bumm, ich hab das »Ziel« voll getroffen, die Trümmer sind nur so geflogen. Damit war die Übung auch schon wieder vorbei und die anderen Piloten mussten ohne einen Schuss abgegeben zu haben wieder zur Basis zurückkehren. Und das ist mir nicht einmal passiert, sondern auch an den folgenden beiden Tagen.

Sind Sie nach dem Ende Ihrer Militärkarriere noch weiter geflogen?
Ich hatte meinen letzten Militärflug im Juni 2002. Das war ein ganz besonderes Erlebnis. Ich sollte damals einen General in Wien abholen und nach Zeltweg fliegen. Er wollte dann einen kleinen Umweg über Salzburg fliegen und dort wurden wir von zwei Draken »abgefangen«, nach Zeltweg geführt und dort zur Landung »gezwungen«. Anschließend fand ein großes Fest zu meiner Verabschiedung statt und ich bekam von Verteidigungsminister Scheibner einen Orden verliehen. Danach habe ich mit einigen Kollegen das »Team 2000« gegründet, mit dem wir quer durch Europa an Flugshows teilgenommen haben. Zunächst sind wir fünf Jahre lang für Breitling und danach fünf Jahre für Sebring geflogen.

Fliegen Sie selbst noch?
Ich habe die meisten meiner Lizenzen abgelegt und verfüge aktuell nur noch über einen normalen Pilotenschein. Ich bin aber schon auch noch in der Luft. Vor Jahren habe ich zum Beispiel die zwei Maschinen von WAC-Präsident Dietmar Riegler überstellt.

Sie sind auch ein Auto-Oldtimer-Fan. Welche historischen Fahrzeuge besitzen Sie?
Da gibt es einige Schmuckstücke. Mein ältestes Fahrzeug ist ein Ford Model A Cabrio, Baujahr 1928. Daneben habe ich einen Cadillac Eldorado Convertible, einen Triumph TR6 und einige Mercedes, wie einen 190SL, 450SLC oder 350SL.

Sie hatten ein bewegtes Leben und waren viel unterwegs. Blieb da noch Zeit für die Familie?
Davon ist definitiv genügend geblieben. Ich bin mit meiner Frau Elisabeth seit 55 Jahren glücklich verheiratet. Mein Sohn Dieter hat 2000 in Graz Diagnostikum Graz gegründet und steht diesem seither als Geschäftsführer und ärztlicher Leiter vor.

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