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In Wolfsberg steht ganzer Straßenzug zum Verkauf: Sechs Häuser im Pappelweg suchen neuen BesitzerAusgabe 2 | Mittwoch, 11. Januar 2023

Einmal mehr gibt es ein nicht alltägliches Angebot in der Bezirkshauptstadt: Wer die angebotenen Immobilien kauft, dem gehört quasi die ganze Gasse – denn darin stehen nur diese sechs Gebäude. Es ist nicht das erste kuriose Verkaufsoffert in Unterkärnten.

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Unterkärntner Nachrichten Redakteur Horst Kakl Von Horst Kakl kaklno@spamunterkaerntner.at
In einer – mittlerweile wieder verschwundenen – Anzeige auf »willhaben.at« wurde der gesamte Pappelweg zum Verkauf ausgeschrieben. Er besteht aus sechs Wohnhäusern mit 24 Wohnungen und einer Gesamtwohnfläche von etwa 1.680 Quadratmetern. Die Gebäude stammen aus dem Jahr 1938 und sind »renovierungsbedürftig«. Preis: Verhandlungssache.UN

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Wolfsberg. Das gibt es auch nicht alle Tage: In der Bezirkshauptstadt steht ein ganzer Straßenzug zum Verkauf. Genauer gesagt handelt es sich um sechs Wohnhäuser, die im Pappelweg unweit des Veranstaltungszentrums Kuss stehen. Für sie wird auf der Verkaufsplattform »willhaben.at« ein neuer Besitzer gesucht. Da es alle Gebäude sind, die sich im Pappelweg befinden, gehört demjenigen, der sie kauft, quasi die gesamte Gasse. In Wolfsberg wird über das Angebot bereits ausgiebig gemunkelt.

Beworben werden die Immobilien so: »Die Wohnhäuser befinden sich im Zentrum von Wolfsberg mit bester Infrastruktur.« Mag die Infrastruktur – also Kanalisation und andere Versorgungsträger – auch bester Güte sein, die Gebäude selbst haben laut der Anzeige bereits einige Jährchen auf dem Buckel: Sie stammen aus dem Jahr 1938 und seien »renovierungsbedürftig«, steht zu lesen, was sich auch bei einem Augenschein der Unterkärntner Nachrichten vor Ort bestätigte. 

»Die Wohnhäuser befinden sich im Zentrum von Wolfsberg mit bester Infrastruktur«
Aus der Anzeige für die sechs Gebäude

In den sechs Häusern, die alle unterkellert sind, befinden sich 24 Wohnungen mit einer jeweiligen Größe von rund 70 Quadratmetern, insgesamt also etwa 1.680 Quadratmeter Wohnfläche. Die Gesamtfläche des Grundstücks beträgt 12.450 Quadratmeter. Ein Bebauungsplanvorschlag sei vorhanden, heißt es in der Annonce, die Verfügbarkeit sei »ab sofort« gegeben.

Der Preis: Verhandlungssache

Der Kaufpreis wird mit einem Euro angegeben, was freilich lediglich als Platzhalter zu verstehen ist. Interessenten sollen vielmehr nach der Besichtigung ein Angebot legen.

Derzeit befinden sich die Häuser in Privatbesitz, warum sie nun veräußert werden sollen, ist nicht bekannt. Der mit dem Verkauf beauftragte Makler wollte auf Anfrage der Unterkärntner Nachrichten keinen Kommentar abgeben, zu hören war aber, dass bereits Besichtigungen durchgeführt wurden. Allerdings seien vor einem Verkauf noch rechtliche Fragen zu klären. Wohl deshalb ist die Anzeige mittlerweile wieder aus »willhaben.at« verschwunden.

In Wolfsberg wird nun gemutmaßt, wie es mit den Wohnungsmietern weitergeht, die in den Häusern im Pappelweg leben, sollte sich ein Käufer finden. Üblicherweise werden deren Verträge bei einem Verkauf aber vom neuen Besitzer übernommen.

Es ist nicht das erste kuriose Verkaufsangebot, das in Unterkärnten gemacht wurde. Im August 2021 wurde ein neuer Besitzer für die Kapelle »Maria Schnee« in Rieding gesucht (wir berichteten). Der Preis war auch hier mit einem Euro ausgewiesen, der Besitzer meinte damals aber, er werde sich für den »Bestbieter« entscheiden. Er gab die seinerzeitigen Errichtungskosten mit rund 200.000 Euro an. Die Kapelle wurde in den Jahren 1996 bis 1998 errichtet. Der Anlass war ein Versprechen, das der spätere Erbauer  seiner Mutter auf deren Sterbebett gegeben hatte: Sollte es ihm im Leben gut gehen, würde er eine Kapelle bauen. Als er 2019 verstarb, wurde sie zum Verkauf angeboten, da der Erbe nicht im Lavanttal lebte. 

Das »Sonderquartier«

Seit 2014 war auch für das frühere »Sonderquartier« für Asylwerber auf der Saualpe mehrmals inseriert. Das einstige Kloster der »unbeschuhten Karmeliter« sorgte ab 2008 für Schlagzeilen in ganz Europa. In diesem Jahr war es als Sonderanstalt für straffällig gewordene Asylwerber vom damaligen Landeshauptmann Gerhard Dörfler (BZÖ) eröffnet worden. Es hatte sich um ein »Lieblingsprojekt« seines Vorgängers gehandelt, des im Oktober 2008 tödlich verunglückten Jörg Haider. 

Von Beginn an gab es Schlagzeilen. Die Untergebrachten, die betonten, nicht mit dem Gesetz in Konflikt geraten zu sein, klagten über schlechte Behandlung und einen 17 Kilometer weiten Fußmarsch zu einem Arzt. Das UN-Flüchtlingshochkommissariat UNHCR kam zu Besuch und stellte Mängel fest. Es gab Proteste und Kritik des Rechnungshofs aufgrund hoher Kosten – bis das »Sonderquartier« im September 2012 geschlossen wurde. Danach suchte die Besitzerin viele Jahre einen Käufer. 2021 schien es geklappt zu haben – doch trotz eines unterschriebenen Kaufvertrags wurde der Preis nicht überwiesen. 

Für die Kapelle wie das ehemalige Kloster gilt: Ob sie schließlich doch noch veräußert wurden, ist nicht bekannt.

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