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Vereinschef bangt: »Dann stirbt der Amateurfußball«Ausgabe 17 | Mittwoch, 22. April 2020

In der Vorwoche hat das ÖFB-Präsidium entschieden, die derzeit ausgesetzten Bewerbe im Bereich der Landesverbände abzubrechen. Der Bewerb wird nicht gewertet, es gibt keinen Meister bzw. Cupsieger und auch kein Auf- bzw. Absteiger aus den Amateurligen.

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Lavanttal. Die Coronakrise trifft auch den heimischen Unterhaus-Fußball. Erwin Svensek, Obmann des FC St. Michael, fürchtet um den Fortbestand der Amateurligen, deren Meisterschaft abgebrochen wurde. Es sei wichtig, sagt er, dass seitens der Regierung ein Neubeginn für den Sommer in Aussicht gestellt werde. »Sollte der Fußball im Amateurbereich verboten bleiben, stirbt er. Weiters ist die große Frage, ob nach der langen Spielpause alle Spieler und Funktionäre wieder zurückkommen werden. Viele haben sich an ein Leben ohne Fußball gewöhnt, vor allem Nachwuchssportler könnte man an andere Sportarten verlieren«, so Svensek. Für Otto Wegscheider, Obmann des ATSV Wolfsberg, ist das frühe Meisterschaftsende in finanzieller Hinsicht eine Katastrophe: »Seit Jänner haben wir keine Einnahmen, müssen aber die Spieler und Trainer bezahlen. Es wird ein hartes Jahr, aber man darf nicht jammern, es trifft alle.«

»Das frühe Saisonende ist vor allem in  finanzieller Hinsicht eine Katastrophe«
Otto Wegscheider, Obmann ATSV Wolfsberg

Mit Ausnahme der beiden höchsten Männer-spielklassen sowie des Männer-Cup-Finales werden alle Fußballbewerbe – von den Regionalligen bis zu den 2. Klassen – sofort beendet. Die Bewerbe werden nicht gewertet, es gibt keine Auf- und Ab-steiger. Die Saison 2020/2021 soll, wenn es wieder möglich ist, reguläre Bewerbe abzuhalten, in derselben Konstellation wie die Meisterschaft 2019/2020 gespielt werden. Die Startplätze für die ÖFB-Cup-Saison 2020/2021 werden von den Landesverbänden vergeben. Wann die neue Saison 2020/2021 begonnen wird, soll unter Berücksichtigung der behördlichen Vorgaben entschieden werden. 

Es war eine sehr schwere Entscheidung, alle Bewerbe im Landesverbands-Bereich abzubrechen, aber angesichts der derzeitigen Lage letztendlich eine alternativlose. Die Gesundheit der Sportlerinnen und Sportler und die weitere erfolgreiche Eindämmung des Virus’ haben oberste Priorität«, meint ÖFB-Präsident Leo Windtner. Damit wird es auf den Lavanttaler Fußballplätzen – zumindest bis Sommer – sehr ruhig werden.

ATSV Wolfsberg im ÖFB-Cup
Gelassen nimmt der Obmann des Wolfsberger Regionalliga-Vereins ATSV Wolfsberg, Otto Wegscheider, die Entscheidung des ÖFB:  »Ich habe schon mit einer Annullierung gerechnet, denn die Gesundheit geht natürlich vor. Wichtig ist, dass die Vereine wissen, wie es nun weitergeht«, sagt Wegscheider. Positiv für den ATSV ist, dass der Verein als amtierender KFV-Cup-Sieger in der kommenden Saison wieder einen Startplatz im ÖFB-Cup haben wird. 

Ansonsten sei das frühe Meisterschaftsende, vor allem in finanzieller Hinsicht, eine Katastrophe. »Seit Jänner haben wir keine Einnahmen, müssen aber die Spieler und Trainer bezahlen. Es wird ein hartes Jahr, aber man darf nicht jammern, es trifft schließlich alle Vereine. Geisterspiele in der Regionalliga wären aber der finanzielle Tod für die meisten Vereine, da wir hauptsächlich von den Ticketeinnahmen und Sponsoren leben«, so Wegscheider.

Das letzte gemeinsame Training fand am 10. März statt. Aktuell halten sich die Spieler individuell zu Hause fit. Wegscheider plant bereits für die kommende Saison. »Bis Ende Mai möchte ich das Gros der Mannschaft unter Dach und Fach haben«, zeigt sich der ATSV-Obmann optimistisch und hofft, dass ab Herbst eine reguläre Saison gespielt werden kann.

Auch die weiteren geplanten Veranstaltungen in diesem Jahr musste der ATSV Wolfsberg bereits absagen. So fallen etwas das große Nachwuchsturnier im Juni, das gemeinsam mit dem Eurosportring durchgeführt hätte werden sollen, oder das traditionelle Sommercamp für die ATSV-Jugend ins Wasser.

Jubiläumsfeier verschoben
Die Entscheidung, die Meisterschaft abzubrechen, ist aufgrund der Situation nachvollziehbar. »Für uns ist es halt eine sehr dramatische Geschichte. Wir wollten heuer unser 50-Jahr-Jubiläum mit zahlreichen Veranstaltungen groß feiern, dass ist nun alles hinfällig«, erzählt Erwin Svensek, Obmann des FC St. Michael, der hofft, dass zumindest die Herbstsaison ordnungsgemäß durchgeführt wer-den kann. Er merkt aber an, dass es kritisch zu hinterfragen sei, warum ab Mai Tennisplätze, Golfplätze usw. geöffnet werden dürfen, der Trainingsbetrieb für die Fußballvereine unter der Voraussetzung, dass Hygienemaßnahmen, Training in Kleingruppen usw. eingehalten werden, ausgesetzt bleibe.

»Sollte der Fußball im Amateurbereich einfach verboten bleiben, stirbt er«
Erwin Svensek, Obmann FC St. Michael

»Ich hoffe, dass wir Mitte Mai wieder trainieren können. Es geht nicht um einen geordneten Spielbetrieb, es geht vor allem um die Wiederherstellung des gesellschaftlichen und sozialen Werts des Fußballsports im Amateurbereich und im Breitensport«, so Svensek. Es sei wichtig, dass seitens der Regierung ein Neubeginn für den Sommer in Aussicht gestellt werde.

»Sollte der Fußball im Amateurbereich einfach verboten bleiben, stirbt er. Der gesamte Breitensport und somit eine wichtige soziale Säule sind in Gefahr. Viele Spieler im Erwachsenenbereich werden durch die lange Pause ohne Perspektive ihre Schuhe an den Nagel hängen und Jugendliche suchen sich eine andere Herausforderung. Ich befürchte, dass viele ehrenamtliche Funktionäre ihre Tätigkeit in Zukunft nicht mehr ausüben werden. Dieser Schaden wird nicht mehr gut zu machen sein«, sagt Svensek, der aber hofft, dass die Fans und Sponsoren dem Verein auch während bzw. nach der Krise die Treue halten.

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