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Josef und Eva Berglitsch nach dem Brand: »Mit einem Schlag war unser Lebenswerk vernichtet«Ausgabe 41 | Mittwoch, 9. Oktober 2024

Josef und Eva Berglitsch wollten am 4. Oktober in der Lebek-Halle einen Indoor-Spielplatz für Kinder eröffnen. Ein Brand zerstörte eine Woche davor ihren Traum. Mit den Unterkärntner Nachrichten sprechen sie über den verhängnisvollen Tag und wie es weiter geht.

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In der Nacht auf den 27. September brach in der Lebek-Halle in Wolfsberg, in der Sie am 4. Oktober die Indoor-Spielewelt »Jump and Play« eröffnen wollten, ein Brand aus. Wann wurden Sie davon informiert?
Eva Berglitsch
: Wir wurden mitten in der Nacht geweckt und haben  Sirenen gehört, dachten uns aber nicht viel dabei. Ich schaute dann auf mein Handy und sah, dass ich einige Anrufe erhalten hatte, wollte in der Nacht aber nicht zurückrufen. Dann läutete das Telefon erneut, und als ich abhob, wurde mir mitgeteilt, dass es in der Lebek-Halle brannte. 

Was haben Sie dann gemacht bzw. gedacht?
Eva  Berglitsch
: Ich bin dann gleich zur Lebek-Halle gefahren, Seppi ist zu Hause bei den Kindern geblieben. Als ich ankam, war es nur ein kleiner, lokaler Brand im Bereich der Diskothek »Fledermaus«. Da dachte ich, das wird schnell gelöscht sein und bin wieder nach Hause gefahren. Es hat mir dann aber doch keine Ruhe gelassen, und so gegen 4.30 Uhr bin ich nochmals zur Halle gefahren – und da stand sie bereits in Vollbrand.

Ich war völlig unter Schock, die Feuerwehrleute und Polizisten haben mir empfohlen, nach Hause zu meinem Mann und meinen Kindern zu fahren. Ich wollte es nicht wahrhaben, dass nun alles niederbrennt. Aber man ist in einer solchen Situation völlig hilflos und verzweifelt.

Josef Berglitsch: Als Eva nach Hause kam, sagte sie nur: »Es ist alles weg, alles ist niedergebrannt. Bitte fahr nicht hin.« Sie wollte mir das ersparen, sie hat die Feuerwalze voll miterlebt. Das »Jump and Play« ist unser Lebenswerk, wir haben unser ganzes Herzblut und unser Hab und Gut hineingesteckt. Es war der schwärzeste Tag in meinem Leben. Wir haben unsere gesamten finanziellen Mittel investiert. Es ist eine Katastrophe, die existenzbedrohend ist.

Es war alles für die Eröffnung bereit, es waren nur noch Kleinigkeiten herzurichten. Alles, was nun übrig geblieben ist, sind ein Häferl und ein verbranntes Plakat.

Aber zum Glück sind keine Personen zu Schaden gekommen. 

Wie ging es dann in dieser Nacht weiter?
Josef Berglitsch
: Der Brand hat sich natürlich schnell herumgesprochen. Um halb sechs Uhr kamen unsere Familien und Freunde vorbei und haben uns Mut zugesprochen und uns unterstützt. Dafür möchte ich ihnen ein großes Dankeschön aussprechen.

Wie haben Ihre Kinder Anna und Raphael auf die Nachricht vom Brand reagiert?
Josef Berglitsch
: Als die beiden am Morgen aufgestanden sind, musste ich ihnen natürlich erzählen, dass die Halle abgebrannt ist. Sie sind in Tränen ausgebrochen. Sie waren in den vergangenen Wochen täglich dort, haben mitgeholfen und die Spielgeräte getestet. Aber nicht nur unsere Kinder waren am Boden zerstört, auch Freunde und Bekannte haben erzählt, dass deren Kinder geweint hätten. Viele Familien hatten bereits Geburtstagsfeiern ihrer Kinder bei uns gebucht.

Wie gehen Sie mit den Buchungen für Geburtstagsfeiern nun um?
Eva Berglitsch:
Wir haben bereits alle Vorauszahlungen an die Kunden rückerstattet. 

Wie geht es Ihnen nun, eine Woche nach dem Brand?
Josef Berglitsch
: Am vergangenen Freitag, 4. Oktober, hätten wir eröffnen sollen, nun liegt alles in Schutt und Asche. Es ist für mich  wie ein Alptraum, der nicht aufhört. Aber es muss trotzdem irgendwie weitergehen.

Eva Berglitsch: Wir möchten uns noch einmal bei allen recht herzlich bedanken, die ihr Leben riskierten und alles gegeben haben, um die Anrainer zu retten und zu schützen. Man hat gesehen, wie die Feuerwehrleute engagiert versucht haben, alles zu löschen.

Sie haben gesagt, das »Jump and Play« ist Ihr Lebenswerk. Wie lange haben Sie den Gedanken daran schon herumgetragen und wie lange haben Sie an der Realisierung gearbeitet?
Josef Berglitsch
: Ich wollte schon seit Jahren etwas für Kinder im Lavanttal machen. Die Idee vom »Jump and Play« kam mir vor über fünf Jahren. Danach habe ich lange Zeit geeignete Räume gesucht, dann ist die Corona-Pandemie dazwischengekommen. Im Vorjahr habe ich dann das ehemalige Billardcafé »Chicago« als Location gefunden. Dann starteten im November des Vorjahrs die konkreten Planungsarbeiten, und seit Feber dieses Jahres waren wir mit den baulichen Maßnahmen und dem Aufstellen der Geräte beschäftigt. Wir haben alles in rund sieben Monaten umgebaut.

Wie geht es für Sie nun weiter? Wird das »Jump and Play« wieder aufgebaut?
Josef Berglitsch
: Wir möchten das »Jump and Play« wieder errichten. Wenn Romana und Günther Lichtenegger (Anm.: die Besitzer) die Halle wieder aufbauen, würden wir gerne wieder als Mieter einziehen. Sollte die Halle in der Lagerstraße aber nicht neu errichtet werden, dann müssten wir uns nach einer Alternative umsehen. Dafür wären Räume notwendig, die eine Höhe von mindestens fünf Metern aufweisen. 

Sie haben unmittelbar nach dem Brand mit einer Crowd-Funding-Aktion begonnen. Warum?
Josef Berglitsch
Wir haben ja sehr viel Geld in das Vorhaben investiert, und durch die Versicherung ist nicht alles abgedeckt. Wir haben schon Miete bezahlt, Ausgaben für bauliche Investitionen getätigt und viele Eigenleistungen erbracht. Wir haben auch Kredite laufen, für die wir Raten und Zinsen zahlen müssen. Das sind ja alles Dinge, die nicht versichert sind. 

Wie läuft die Crowd-Funding-Aktion?
Eva Berglitsch:
Die Aktion ist gut angelaufen, derzeit ist es aber ruhig geworden. Wir hoffen natürlich, in den kommenden Wochen noch weitere Spenden zu erhalten, um für die Kinder ein »Jump and Play 2.0« schnellstmöglich realisieren zu können.

Alle einlangenden Gelder kommen auf ein Treuhandkonto und werden für das »Jump and Play« verwendet.
Werden Sie das Café Palais in Wolfsberg weiterhin betreiben?
Josef Berglitsch
: Ich werde das Café natürlich weiter führen. Ich werde oft gefragt, wie man mir helfen kann. Wenn mir Leute helfen wollen, sollen sie einfach auf ein Getränk zu mir ins Palais kommen, ich habe von Montag bis Freitag von 6.30 bis 22 Uhr und samstags von 7.30 Uhr bis 22 Uhr geöffnet. Es wäre schön, wenn die Leute ihren Morgenkaffee oder das Feierabend-Bier bei mir im Palais konsumieren würden. 

// Crowdfunding
Um das »Jump and Play« wieder aufzubauen bzw. an einem neuen Standort zu errichten, ersuchen Josef und Eva derzeit um Spenden. Wenn auch Sie helfen möchten – einfach den QR-Code scannen.

 

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