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»Mahnmal für den Frieden«: Erinnerungsstätte an 8.000 Kriegsgefangene in Wolfsberg eröffnetAusgabe 41 | Mittwoch, 12. Oktober 2022

Am vergangenen Freitag wurde in Wolfsberg ein Denkmal für das Kriegsgefangenenlager »Stalag XVIII A« eröffnet. Initiator für die Errichtung des Informations-Points ist Ian Brown aus Liverpool, dessen Vater ab 1941 vier Jahre lang im Wolfsberger Lager interniert war.

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Unterkärntner Nachrichten Redakteur Philipp Tripolt Von Philipp Tripolt tripoltno@spamunterkaerntner.at
LAbg. Claudia Arpa, Vzbgm. Michaela Lientscher, Bgm. Hannes Primus, die Künstler Gotthard Schatz, Michael Sumper und Manfred Mörth, Ian Brown mit Ehefrau Carole, Museumsleiterin Christine Ragger und Altbürgermeister Hans-Peter Schlagholz (v. l.) vor dem Stalag-Infopoint (Bild unten) bei der Eröffnung. Fotos: Tripolt

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Wolfsberg. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs errichtete die deutsche Wehrmacht in Wolfsberg  zunächst ein Kriegsgefangenenlager für polnische und belgische Offiziere. Ab März 1941 waren im Mannschaftsstammlager, das den Namen »Stalag XVIII A« trug, in 35 Baracken bis zu 8.000 Kriegsgefangene untergebracht.

Ein Netzwerk, bestehend aus Familienmitgliedern und Nachfahren ehemaliger Kriegsgefangener, trat mit dem Anliegen an die Stadtgemeinde Wolfsberg heran, an jedem Ort, an dem sich das Lager befand – Ecke Schwabenhofstraße und St. Thomaser Straße –, einen Ort der Erinnerung zu schaffen. Dieses »Denk-Mal«, der Stalag-Infopoint, wurde am vergangenen Freitag, 7. Oktober, offiziell eröffnet. Errichtet wurde eine künstlerisch gestaltete Gedenkstätte mit einer Infotafel zu den wichtigsten Fakten des Lagers. Die ausführenden Künstler des Werks sind Manfred Mörth, Gotthard Schatz und Michael Sumper.

»Heute stehe ich an dem Ort, an dem er war, um den Menschen in Wolfsberg zu danken«
Ian Brown über die Gedenkstätte

»Es wäre schöner, wenn es diese Gedenkstätte nicht geben müsste. Trotzdem bin ich dankbar für die Errichtung«, erklärte Christine Ragger, Leiterin des Museums im Lavanthaus. Ragger erläuterte nochmals den geschichtlichen Hintergrund des Lagers, dass 8.000 Kriegsgefangene aus unterschiedlichen Ländern hier interniert waren, und verwies darauf, dass »Geschichte nicht nur aus Büchern gelernt werden soll«.

Initiator aus Liverpool
Vor elf Jahren gab es erste Gespräche mit Ian Brown und Vertretern der Stadtgemeinde Wolfsberg. Brown stammt aus Liverpool. Sein Vater war ab 1941 vier Jahre lang im »Stalag XVIII A« interniert. Brown reiste mit seiner Ehefrau Carole für die Eröffnung des Denkmals aus England an und erinnerte an seinen Vater: »Er kam 1941 nach Wolfsberg. Er hat es sich nicht ausgesucht. Er kam vier Jahre lang nicht nach Hause und ist danach nie mehr nach Wolfsberg zurückgekehrt. Heute stehe ich an dem Ort, an dem er damals war, um den Menschen in Wolfsberg zu danken. Das Memorial ist ein Symbol für die Freundschaft zwischen euch und den Familien.«

»Es ist ein würdiger Ort und ein Mahnmal für den Frieden. Die Geschichte darf sich nie wiederholen«
Hannes Primus, Bürgermeister

Ian Brown ist es auch zu verdanken, dass von den Angehörigen und deren Familien aus Großbritannien, Neuseeland und Australien rund 12.000 Euro gesammelt wurden, um den Info-Point in Wolfsberg zu errichten und ihnen damit einen Ort des Gedenkens zu ermöglichen.

Bürgermeister Hannes Primus: »Es ist ein würdiger Ort und ein Mahnmal für den Frieden. Diese Geschichte darf sich nie wiederholen. Ich möchte Ian Brown für die Idee und die Bitte, den Info-Point zu errichten, danken.« Der Bürgermeister dankte außerdem seinem Vorgänger Hans-Peter Schlagholz, der das Projekt während seiner Amtszeit noch gestartet hatte, den ausführenden Künstlern sowie den Sponsoren, darunter private Unternehmen, das Land Kärnten, die Wirtschaftskammer, die Arbeiterkammer und die Europäische Union.

Vizebürgermeisterin und Kulturreferentin Michaela Lientscher: »Der Ort mit seinen Emotionen, die er auslöst, erinnert an die Wolfsberger Geschichte. Der Ort berührt und macht betroffen und bietet Entschleunigung, um den Opfern zu gedenken.«

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