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Für Windkraft, aber gegen Tempo 100 und Wölfe im Lavanttal: Der Neos-Kandidat im Interview Ausgabe 4 | Mittwoch, 25. Januar 2023

Der Lavanttaler Spitzenkandidat der Neos für die Landtagswahl ist Michael Holzer (40). Dem vierfachen Vater liegt die Bildung am Herzen, mit dem Zustand der Wolfsberger Mittelschulen geht er hart ins Gericht. Für manche Projekte hat er kein Verständnis.

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Werden die Neos heuer den Sprung in den Kärntner Landtag schaffen? 
Ja, ganz klar.

Warum?
Wir orientieren uns an der Nationalratswahl 2019, bei der wir in Kärnten 6,8 Prozent oder 21.193 Stimmen erreichten. Wir glauben, dass wir mit unserem Programm – Kinder, Bildung, die Leistung muss wieder zählen – ein ganz klares Angebot machen.

Warum sind die Neos bisher nicht im Landtag vertreten?
Die Neos gibt es seit zehn  Jahren, 2018 standen wir in den Bundesländern noch am Anfang. Wir haben damals in Kärnten versucht, ob es geht und sind erstmals hier angetreten. Unser Bundesland ist für Liberale ein schweres Pflaster, mittlerweile ist aber viel passiert, wir sind in sieben Landtagen vertreten. Daher wird es nun auch in Kärnten gelingen.

Wie wird die Kärntner Landtagswahl ausgehen?
Die prozentuellen Anteile sind nicht wichtig. Wichtig ist, dass etwas für die Menschen passiert. Wie es aufgeteilt wird, ist nebensächlich. Der Wähler wird entscheiden, dann schauen wir, wo wir liegen. Aber ich bin überzeugt, dass wir Neos es schaffen werden.

Ist die Kandidatur von Vision Österreich eine Konkurrenz für die Neos? Stichwort Protestwähler.
Nein. Wir heben uns von Vision klar ab: Wir sind eine Bürgerbeteiligungspartei, wir machen ein auf Kärnten bezogenes Angebot. Von Protestpartei will ich nicht sprechen, ich würde auch Vision nicht als Protestpartei bezeichnen. Demokratiepolitisch ist es gut, wenn mehrere Parteien antreten, um die in Kärnten niedrige Wählerbeteiligung zu heben. Ich erkenne bei Vision auch nicht, wie sie ihre Themen auf Kärnten herunterbrechen, ich sehe bei ihnen kein Programm für Kärnten.

»Der Fokus muss woanders liegen, wer braucht die Behübschung des  Hohen Platzes?«
Michael Holzer, Kandidat der Neos

Wenn es sich ausginge: Würden die Neos in Kärnten mit der FPÖ eine Koalition eingehen?
Ich habe mit niemandem ein Problem. Wenn die Lösungen gut sind, ist es egal, von welcher Fraktion sie kommen. Politik soll Ideen aufgreifen und ihre mögliche Umsetzung prüfen. Aber sollte es die Möglichkeit einer Zusammenarbeit mit der FPÖ geben, entscheiden wir das im Landesteam. Aber wir stellen grundsätzlich niemanden in die Ecke.

Wie hoch ist das Wahlkampfbudget der Neos in Kärnten?
Etwa die Hälfte des vorgeschriebenen Wahlkampfbudgets von maximal 550.000 Euro. Wir sind auch für die Senkung der Parteiförderungen.

Ein Neos-Kandidat auf der Landesliste fiel 2021 mit radikalen Aussagen zur Coronapolitik der Bundesregierung auf. Was sagen Sie dazu?
Giovanni Buftea ist ein engagierter  Bürger, der sich sehr für Inklusion einsetzt, er ist auch in dieser Branche tätig. Er hat das entsprechende Know-how. Mehr kann ich dazu nicht sagen.

Ein Teil der Lavanttaler Neos war ursprünglich bei der Liste Auer engagiert. Wie kam es zum Wechsel zu den Neos?
Mir fiel bei der Gemeinderatswahl 2021 in Wolfsberg die Liste Auer auf: Sie hatte ein ähnliches Programm wie wir Neos. Nach der Wahl habe ich Thomas Auer kontaktiert und eine Bündelung unserer Kräfte angeboten. Wir schlossen uns zügig zusammen, so entstand Neos Wolfsberg neu.

Bildung ist ein Schwerpunktthema Ihrer Partei. Wie ist es um den Bildungsstandort Lavanttal bestellt?
Mit diesem Punkt befasse ich mich seit geraumer Zeit. Beim Bildungsstandort Lavanttal ist nicht alles schlecht, es wurde zuletzt viel investiert, in St. Paul, Lavamünd, Bad St. Leonhard. In Wolfsberg wurden die Volksschulen etwas behübscht, aber auf die vier Mittelschulen wurde komplett vergessen. Sie sind uralt, da hat sich in vielen Jahren nichts mehr getan. Ich war beim Schulgemeindeverband, ich habe Anfragen geschickt und auf Missstände aufmerksam gemacht. Wenn ich dann lese, es gibt nicht einmal einen Plan für die vier Mittelschulen, dann bin ich damit nicht einverstanden. Der Vorsitzende des Schulgemeindeverbands sagte selbst, dass die Mittelschulen stiefmütterlich behandelt wurden, aber ich finde es nicht in Ordnung, dass er sich auf die Vorgänger ausredet, denn das war die gleiche Fraktion. Man muss die vier Schulen neu herrichten – warum hat man aber keine Vision und denkt an einen Bildungscampus? Das bedeutet nicht die Zusammenlegung, auch wenn der Trend dahin geht. Einerseits soll die Koralmbahn Bevölkerungswachstum bringen, andererseits wird über Schulschließungen diskutiert. Das passt nicht zusammen. Zugleich hat der Vorsitzende des Schulgemeindeverbands das Gespräch mit unserem Landessprecher Janos Juvan verweigert. 

Diese Thematik bewegt sie offenbar persönlich. Warum?
Ich habe vier Kinder und beobachte die Entwicklung seit Jahren. Ich war in einer Mittelschule bei einem Elternabend, bei dem mir sofort bauliche Probleme aufgefallen sind. Ich habe mich danach schriftlich an Bürgermeister Primus gewandt, es hat sich aber nichts verändert. Über die Medien erfuhr ich danach, dass ein Budget für die Sanierung nicht vorhanden ist.

Wie stehen die Kärntner Neos zu Windparks auf den Lavanttaler Bergen?
Auf die Diskussion, die Almen werden zerstört, lasse ich mich nicht ein. Wir haben im Tal Nebelphasen, die die Photovoltaik negativ beeinflussen. Diese Zeit müssen wir überbrücken. Entweder schauen wir, dass wir PV-Anlagen über die Nebelgrenzen bringen, oder wir bauen Windräder. Was ist das Problem bei acht bis zehn Windrädern? Daran, dass 100 Windräder kommen sollen, glaube ich nicht. Das geht schon geografisch nicht. Und es gehört ein Energiemix her.

Im Lavanttal sind die Neos derzeit in keinem Gemeinderat vertreten. Ist das ein Nachteil für die Landtagswahl?
Nein. Wir sind eine Bürgerbewegung und greifen die Punkte auf, die von den Menschen an uns herangetragen werden. Hier fokussieren wir uns auch auf Bildung, das Schulwesen und beispielsweise die Sicherheit von Schulwegen, aber auch auf Familien mit Kindern. »Familienfreundliche Gemeinde« soll nicht nur bei der Ortstafel stehen, man muss es leben. Früher, in meiner Kindheit, gab es mehr Einrichtungen und Möglichkeiten für Kinder und Jugendliche. Wir fordern beispielsweise einen Pumptrack, eine Art BMX-Bahn, oder einen Generationenpark. Man könnte auch die Eventhalle als Ganzjahresbetrieb nutzen, etwa für Hüpfburgen und Trampoline. 

Wie bringen Sie Ihre Anliegen unter die Menschen?
Via Social Media. Wir sind auf Facebook, Instagram und TikTok. Ich kontaktiere auch Bürgermeister Primus, außerdem arbeiten wir mit Gemeinderäten zusammen, um etwas zu positionieren. Dabei ist mir die politische Farbe egal. Auf der Straße hörte ich schon: »Ihr seid die stille Opposition.« Man nimmt uns wahr, auch ohne dass wir im Gemeinderat sitzen.

Warum engagieren Sie sich politisch?
Ich bin schon lange politisch interessiert. Als typischer Österreicher habe ich viel gejammert. Dann dachte ich mir, ich gehe aus der Komfortzone heraus und versuche mitzugestalten.

Ihr politisches Ziel?
Den Bildungsstandort Kärnten zu stärken. Es geht nicht, dass in Klagenfurt oder Villach alles super ist, auf die Peripherie aber vergessen wird. Es braucht ein Gesamtkonzept für ganz Kärnten. Deshalb ging ich in die Politik.

Der Landesrechnungshof kritisiert Querfinanzierungen bei Abgangsbetrieben in den Wolfsberger Stadtwerken. Soll sich die Gemeinde, die nicht im Geld schwimmt, diese Betriebe leisten?
Wir haben Rücklagen. Dann gibt es Projekte, die wir nicht brauchen, etwa die Sanierungen am und um den Hohen Platz. Der Fokus muss woanders liegen, wer braucht die Behübschung des Hohen Platzes? Jetzt ist nicht die Zeit für Prestigeprojekte, das Budget muss besser aufgestellt werden. In den Stadtwerken muss geschaut werden: Warum gibt es da einen Abgang, was kann man besser machen?

Sind Sie für oder gegen Tempo 100 auf den Autobahnen?
Dieses Thema wird jetzt nur in den Raum gestellt, weil es kein Konzept gibt. Ich bin nicht dafür. Viele sind auf das Auto angewiesen. Was kommt als nächstes? Tempo 50?

Thema Wolf?
In ausgewiesenen Gebieten kann man für den Wolf Räume schaffen, aber Entnahmen werden notwendig sein. Und das Lavanttal kann kein ausgewiesenes Gebiet sein.

// Zur Person
Michael Holzer,
40, wohnt in St. Stefan. Er besitzt einen Abschluss der HAS Wolfsberg sowie einen Lehrabschluss als Hochbautechniker. Er ist seit 23 Jahren in der Baubranche an unterschiedlichen Destinationen beschäftigt, zurzeit arbeitet er als Gruppenleiter einer Baufirma. Holzer ist verheiratet und Vater von vier Kindern. In seiner  Freizeit spielt er das Saxofon bei der Bergkapelle St. Stefan, davor war er zehn Jahre lang Sänger beim MGV St. Stefan. 

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