Seit 1887 | Das unabhängige Wochenblatt für Unterkärnten

Provisor Reddimasu: »Die Fastenzeit ist nicht nur Verzicht, sondern auch Buße und Umkehr«Ausgabe 8 | Mittwoch, 21. Februar 2024

Der Lavamünder Provisor Bhasker Reddimasu (46) wurde in Indien zum Priester geweiht und ist seit 2016 für die Pfarren Lavamünd, Ettendorf und St. Lorenz verantwortlich. Er spricht über die Fastenzeit, wie er nach Österreich kam und die Unterschiede zu Indien.

E-Mail

0 Kommentare

Meist gelesen

Artikel

Lediglich 2,3 Prozent der indischen Bevölkerung sind Christen. Warum sind Sie ein katholischer Pfarrer geworden?
Vor rund 300 Jahren haben Missionare das Christentum nach Indien gebracht und die Mitglieder meiner Familie sind seit 300 Jahren Katholiken. In meiner Heimatgemeinde in Indien, in der Nähe von Hyderabad sind alle Bewohner Katholiken. So wurde ich als Katholik geboren und bin dementsprechend aufgewachsen. Ich war bereits als Kind Ministrant und bin nach der Matura ins Priesterseminar eingetreten und habe 2003 die Priesterweihe in Indien empfangen.
Ich habe immer diesen innigen Ruf von Gott gespürt. Ich habe schon als Kind mit meinen Freunden immer Priester gespielt .

Wie und wann sind Sie nach Österreich gekommen?
Ich war bereits 2007 und 2009 als Priester in Australien tätig und wollte ursprünglich nach Deutschland gehen. Im Jahr 2015 erhielt ich eine Einladung der Diözese Gurk, nach Kärnten zu kommen. Ich kannte die Diözese natürlich nicht und habe dann ein wenig geforscht und bin 2015 nach Klagenfurt gekommen. Kärnten ist ein sehr schönes Land und es hat mir hier gleich sehr gut gefallen. Ich habe mich von Anfang an sehr wohl gefühlt und wurde herzlich aufgenommen. In Klagenfurt habe ich ein Jahr verbracht und an der Universität Deutsch gelernt.

Am 25. September 2016 kam ich nach Lavamünd und bin seither Provisor der Pfarren Lavamünd, Ettendorf und St. Lorenzen am Lorenzenberg.

Wie gefällt es Ihnen in Lavamünd?
Ich fühle mich hier sehr wohl. Die Menschen und die Landschaft sind wunderbar. Seit ich hier bin, war ich viel auf den Bergen in Kärnten unterwegs. Ich bin viel gewandert, von Reichenfels bis Lavamünd, von den Petzen bis Maria Luggau.

Sie sind Provisor für drei Pfarren. Wie viele Kirchen betreuen Sie?
Ich bin für elf Kirchen in den drei Pfarren verantwortlich. Jeden Sonntag halte ich drei Messen, eine in jeder Pfarre. Manchmal gibt es auch in Unterbergen eine Messe. An den kirchlichen Festtagen halte ich in allen elf Kirchen eine Messe.

Am Aschermittwoch war der Beginn der Fastenzeit. Woher kommt der Ursprung und was ist der eigentliche Sinn dieser Zeit?
Die Gläubigen konzentrieren sich auf das Leiden und Sterben Jesu Christi. Die Fastenzeit gibt es seit dem vierten Jahrhundert. Damals wurde aber wesentlich strenger gefastet als heute. In der Fastenzeit sollen sich die Menschen durch Enthaltsamkeit besinnen.

Wie haben Sie den Aschermittwoch verbracht?
Der Aschermittwoch und auch der Karfreitag sind für mich die beiden strengsten Fastentag. Am Vormittag habe ich nur einen Kaffee getrunken, zu Mittag gab es eine Buttermilch und am Abend eine kleine Jause mit Brot mit Butter.

Wie wird der Aschermittwoch in Indien begangen?
Dort gehen die Menschen in die Kirche, um das Aschenkreuz auf die Stirn zu bekommen.

Der Brauch mit dem Aschenkreuz wird in Österreich von immer weniger Menschen gemacht. Wie ist der Trend in Lavamünd?
Der Zuspruch ist in Ordnung. In Ettendorf waren an diesem Tag zum Beispiel an die 50 Menschen in der Kirche. Ich bin eigentlich recht zufrieden.  

Wie sieht das Programm der Kirche für die Fastenzeit in Lavamünd aus?
Es gibt jeden Freitag den Kreuzweg zur Dreifaltigkeitskirche. Und am zweiten Fastensonntag, also am 25. Feber, bieten wir in der Kirche Fastensuppe an. Der Erlös daraus kommt einem karitativen Zweck zugute.

Wie begehen Sie persönlich die Fastenzeit? Verzichten Sie auf etwas? Wenn ja, auf was?
Für mich ist die Fastenzeit nicht nur Verzicht, sondern auch Buße, Umkehr und sich neu auszurichten. Ich faste jeden Mittwoch und Freitag in der Fastenzeit, da gibt es nur eine kleine Jause.
Ich gehe auch in mich und schaue, was ich falsch gemacht habe und was ich anders machen kann, um ein besserer Mensch und Christ zu werden.  Natürlich gehören auch beten und der Kreuzweg zur Dreifaltigkeitskirche, den ich jeden Mittwoch privat gehe, dazu.

Neben dem klassischen Fasten nehmen Formen des Verzichts wie, weniger Autofahren, weniger das Smartphone zu benutzen, weniger Fernsehen, zu. Ist das die Zukunft?
Die Menschen sind umweltbewusster geworden, verzichten daher auf das Auto. Vor allem bei der Jugend gibt es ein großes Umdenken. Sie haben eine Liebe zur Umwelt und zu den Tieren. Viele möchten vegan leben. Ein bisschen mehr Gemüse und weniger Fleisch ist auch gesund und man fühlt sich sehr wohl. Der Verzicht auf das Smartphone entschleunigt ein wenig.

Ist das Fasten eher ein Thema der älteren Generation oder ist es auch bei den Jüngeren »in«?
In Indien wird den Kindern  das Fasten von den Eltern vorgelebt. Zumindest am Aschermittwoch und am Karfreitag. Ich denke, in Österreich ist es kein Thema des Alters.

40 Tage sind eine lange Zeit. Haben Sie Tipps, wie man das durchhalten kann?
Dafür braucht man sicher Selbstdisziplin. Das ist aber für jede Person und jedes Vorhaben sehr wichtig. Das Fasten sollte kein Zwang sein, sondern man muss es freiwillig und auch gerne machen. Man muss sich auch immer bewusst sein, dass man es nicht macht, weil es die Kirche sagt, sondern, dass es eine freie Entscheidung ist. Und man muss sich auch immer vor Augen führen, dass das Fasten gut für die Seele und die Gesundheit ist.  

Für wen oder was beten Sie vor dem Schlafengehen?
Ich habe keine leiblichen Großeltern. Aber meine »Oma« in Klagenfurt hat mir, als ich nach Österreich kam, ein Schutzengelbild gegeben. Ich bete täglich für meinen Schutzengel und bete den Rosenkranz. Nach dem Abendessen unternehme ich noch ein paar Schritte im Hof und bete.

Es gibt immer weniger österreichische Priester. Ist dieser Beruf in Österreich nicht mehr interessant?
Die Österreicher sind sicher gläubige Menschen. Priester ist aber kein Beruf, sondern eine Berufung. Es gibt natürlich ein Problem mit dem Nachwuchs, aber das ist nicht nur in Österreich so, sondern auch in vielen anderen Ländern. Zum Beispiel waren zu meiner Zeit in Indien an die 100 Männer im Priesterseminar, heute sind es gerade einmal 30. Für mich ist Priester zu sein eine wunderschöne Berufung, aber viele Menschen finden anscheinend andere Berufe attraktiver.

Nach der Fastenzeit wird Ostern gefeiert. Wie wurde das Fest in Indien begangen?
Am Karsamstag gibt es eine große Prozession mit einem symbolischen Leichnam von Jesus zu einer Kirche, wo dann eine Andacht gefeiert wird. Danach ist es bis am Abend ruhig. Um 23 Uhr gibt es eine Andacht und um 24 Uhr wird bis zum Morgen der Auferstehungs-Gottesdienst gefeiert. Am Sonntag endet dann auch in Indien die Fastenzeit.

Wie finden Sie die speziellen Lavanttaler Bräuche am Karsamstag in Kärnten?
Ich finde sie sehr schön. Wir beginnen den Karsamstag mit der Feuer- bzw. Schwammweihe. Die Fleischweihe die ebenfalls am Karsamstag gemacht wird, gibt es auf der ganzen Welt nur in Kärnten. Es ist ein besonderes Ereignis, bei dem man sehr viele Menschen trifft, die man sonst nicht sieht. Es ist einfach schön, wenn die Menschen zusammenkommen und gemeinsam feiern.

0 Kommentare Kommentieren

Keine Kommentare gefunden!

Liebe Leserinnen und Leser, in diesem Kommentarbereich prüfen wir alle Beiträge, bevor sie veröffentlicht werden. Ihr Kommentar erscheint, sobald er gesichtet wurde.

Bitte melden Sie sich an, um die Beiträge zu lesen oder zu kommentieren.AnmeldenHier Registrieren