Seit 1887 | Das unabhängige Wochenblatt für Unterkärnten

Schlüsseldienst stellte jetzt nach 42 Jahren seinen Betrieb ein: »Konnten keinen Nachfolger finden«Ausgabe 41 | Mittwoch, 9. Oktober 2024

Franz Joham und seine Gattin Hermine führten in Bad St. Leonhard bis zum Jahr 2005 die BP-Tankstelle. Nach ihrer Schließung betrieb man den 1982 gestarteten Schlüsseldienst weiter. Weil kein Nachfolger gefunden wurde, war am 30. September aber Schluss damit.

E-Mail

0 Kommentare

Meist gelesen

Artikel

Bad St. Leonhard. »Ich habe jahrelang gesucht, aber ich konnte einfach niemanden finden, der den Betrieb übernehmen wollte«, sagt Franz Joham (82). Zusammen mit seiner Frau Hermine (77) hat Joham einen Schlüsseldienst betrieben – samt einem kleinen Verkaufs- und Beratungsraum neben dem Eigenheim in Kliening 157 bei Bad St. Leonhard. Kürzlich, am 30. September, wurde das Gewerbe nach über 42 Jahren abgemeldet. »Ich habe auch schon vor einigen Jahren in der Wirtschaftskammer gesagt, dass es keinen Nachfolger für den Betrieb gibt und habe nach Interessenten gesucht, leider ohne Erfolg«, sagt Joham, der auch anmerkt, dass ein Schlüsseldienst alleine nicht mehr als Hauptberuf ausgeübt werden kann, er sich aber als zweites Standbein hervorragend eigne.

Tankstelle und Schlüsseldienst
Franz Joham ist gelernter Kfz-Mechaniker, hat bei Franz Dohr seine Lehre absolviert, war später als Kfz-Mechaniker in Klagenfurt tätig und entschloss sich im Jahr 1964 nach Wien zu gehen. Dort war er zunächst wieder als Kfz-Mechaniker tätig – später aber auch bei einem Schlüsseldienst. In Wien lernte er auch seine Ehefrau Hermine kennen. Im Dezember 1981 hat sich das Paar entschlossen, nach Bad St. Leonhard zu ziehen und die BP-Tankstelle bei der südlichen Ortseinfahrt von Bad St. Leonhard zu übernehmen. »Nur ein Jahr später haben wir mit dem Schlüsseldienst gestartet«, blickt Hermine Joham zurück. Als die Tankstelle im Jahr 2005 geschlossen wurde, betrieb das Paar den Schlüsseldienst weiter. »Wir konnten uns in der Pension etwas dazuverdienen«, sagt Franz Joham, der nicht nachvollziehen kann, warum sich kein Nachfolger finden ließ: »Es ist sehr schade, dass kein Junger gefunden werden konnte. Ich verstehe nicht, wenn man etwas mit Schlosserei zu tun hat, warum man dann nicht den Schlüsseldienst aufgreift.«

»Wenn ich nicht weiß, ob ich beim nächsten Anruf noch fähig bin hinzufahren, macht es wenig Sinn«
Franz Joham über den Schlüsseldienst

Ein überwiegender Teil der Arbeit bestand darin, Aufsperrungen durchzuführen. »Dass sich die Menschen Sonntagabend aus ihrer Wohnungen gesperrt haben, war der Klassiker. Wir sind bis ins untere Lavanttal gefahren, teilweise sogar bis Bleiburg«, sagt Hermine Joham. Franz Joham ergänzt: »Manchmal haben wir für zwei, drei Wochen keinen Anruf erhalten, manchmal sind wir von einer Aufsperrung in Wolfsberg heim gekommen und das Telefon hat bereits wieder geläutet.«

Ein Problem, das auf die Lavanttaler zukommt, ist der Mangel an Schlüsseldiensten. Franz Joham erklärt: »Der Wolfsberger Schlüsseldienst von Peter Klimbacher ist nun der letzte verbleibende im Bezirk, nachdem wir unseren Betrieb eingestellt haben. Und auch Peter Klimbacher ist auf der Suche nach einem Betriebsnachfolger.« Seine Gattin Hermine sagt: »Bald wird es nur noch die Feuerwehr geben, die dann die Tür aufbricht.«

»Leute sind verzweifelt«
Wie wichtig ihre Arbeit war, ließ sich an den Gesichtern ihrer Kunden ablesen, wie sich Hermine Joham erinnert, denn: »Die Leute sind verständlicher Weise verzweifelt. Sie haben sich aus ihrem Heim ausgesperrt, da ist man über möglichst schnelle Hilfe natürlich sehr froh.« Vertraut habe man auf Mundpropaganda, wie Franz Joham erklärt: »Wir haben nie groß Werbung gemacht. Wichtig war natürlich auch, dass man uns und unsere Kontaktdaten im Internet finden konnte.«

Gründe, warum das Paar ihre Tätigkeit nun niedergelegt hat, gibt es mehrere. »Es hat sich zuletzt viel geändert, da es immer mehr elektronische Türschlösser gibt, da komme ich nicht mehr mit. Auch die elektronischen Geräte, die es dafür braucht, habe ich nicht mehr angeschafft. Ein Thema ist auch die Gesundheit. Wenn ich nicht weiß, ob ich beim nächsten Anruf noch fähig bin, hinzufahren, macht es wenig Sinn«, erklärt der 82-Jährige.

Das Klieninger Paar hat auch einen Abverkauf von Lagerware gestartet – von Türschlössern über Schlüsselanhänger bis hin zu Radschlössern wird alles angeboten. Interessenten können die Familie Joham telefonisch unter 0664/9144600 oder 0664/75080848 sowie per E-Mail an leonhardi-schluessel@gmx.at kontaktieren.

0 Kommentare Kommentieren

Keine Kommentare gefunden!

Liebe Leserinnen und Leser, in diesem Kommentarbereich prüfen wir alle Beiträge, bevor sie veröffentlicht werden. Ihr Kommentar erscheint, sobald er gesichtet wurde.

Bitte melden Sie sich an, um die Beiträge zu lesen oder zu kommentieren.AnmeldenHier Registrieren