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Rundgang im Wolfsberger Stadtobstgarten: Balsam für die gestressten Nerven – trotz einer sauren Beere Ausgabe 35 | Mittwoch, 27. August 2025

Im Vorjahr wurde der Garten eröffnet, jetzt präsentiert er sich als Oase der Ruhe für Mensch, Tier und Pflanze. Die zahlreichen Bäume müssen zwar erst wachsen, doch Beeren können bereits verkostet werden. Das Areal verdient es, von jedem Bürger gekannt zu werden.

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Wolfsberg. Die Umgebung der Bezirkshauptstadt ist nicht arm an Natur. Dennoch ist das, was mit dem Stadtobstgarten am »Staudacher-Stöckl« geschaffen wurde, sehenswert und verdient es, dass es jeder Bürger der Stadt kennt. Das zeigte sich bei einem Lokalaugenschein der Unterkärntner Nachrichten.

Der rund 3.000 Quadratmeter große Garten liegt direkt unter den vier neuen Wohnhäusern, die  auf dem früher Mikutta-Areal genannten Gelände errichtet und im heurigen April an die Mieter übergeben wurden. Am Eingang, der beim Park-and-Ride-Parkplatz hinter dem Bahnhof liegt, werden Besucher darüber informiert, womit sie es zu tun haben: Es wurden nicht nur unterschiedliche Obstbäume gepflanzt, es gibt auch drei unterschiedliche Bereiche –  Hausgarten, wilder Garten und Streuobstgarten. Weil man nicht erwarten kann, dass jeder Gast ein Experte ist, wurden mehr als 50 Tafeln aufgestellt, die Informationen zu Tieren, Pflanzen, verschiedenen Obstsorten sowie Wissenswertes zu Streuobstwiesen liefern. 

So erfährt man beispielsweise, dass hier auch der Juchtenkäfer lebt, ein bis zu vier Zentimeter großes Insekt, das einen leder- oder marillenartigen Geruch verbreitet und vom Aussterben bedroht ist. 

Oder der weiße Klarapfel, der als Baum vertreten ist. Seine Blüte ist unempfindlich gegen Frost, die Frucht aber nur eine Woche lang haltbar. Die Apfelsorte stammt aus dem Baltikum und ist seit der Mitte des 19. Jahrhunderts in Europa weit verbreitet. Auch der Proskauer Pfirsich wurde im Garten angesiedelt, eine alte Sorte, die laut Informationstafel um 1870 in Schlesien aufgefunden wurde. Nicht zuletzt der Schachbrettfalter, dessen Aussehen schon der Name erklärt und der Magerwiesen oder Waldsäume bevorzugt. Etwas erstaunt entdeckte der Redakteur auch einen Kiwi-Strauch.  

Zirpende Insekten

Doch abgesehen davon: Beim Augenschein um 8.30 Uhr lag der Stadtobstgarten verlassen da, in der benachbarten ungemähten Wiese zirpten die Insekten, zahlreiche Bänke luden zum Verweilen ein. Heißt: Der Garten ist auch ein Ort der Entspannung, nicht nur für gestresste Redakteure.

Lobende Worte

Auch die Stadt Wolfsberg ist – zurecht – voll lobender Worte für ihren Stadtobstgarten. In einem Facebook-Post schrieb sie zuletzt von einem »Ort zum Genießen«, der sich seit seiner Eröffnung »zu einer wahren Oase für Insekten, Vögel, Igel & Co. entwickelt« habe – und der bereits Früchte trägt. Denn das hier wachsende Obst steht der Bevölkerung zur Verfügung und darf kostenlos geerntet werden – schonende Behandlung der Pflanzen vorausgesetzt. »Derzeit gibt es köstliche Brombeeren«, so die Stadt. Die Unterkärntner Nachrichten machten den Test – und erwischten prompt eine unreife, herzhaft saure Frucht. Vorher genau schauen zahlt sich also aus. Auf Äpfel hofft man aber noch vergebens, die Bäume müssen erst einige Jahre lang wachsen.

Die Anlage geht auf eine Initiative des früheren Wolfsberger Bürgermeisters Hans-Peter Schlagholz (SPÖ) zurück. Als die Stadt die »Mikutta-Gründe« am Kirchbichl 2016 kaufte, hatte er die Idee,  nicht nur eine Wohnanlage zu bauen, sondern auch einen Stadtobstgarten als Erholungszone in unmittelbarer Stadtnähe anzulegen.

Geschaffen wurde dabei auch eine neue Streuobstwiese, heute eine der am stärksten gefährdeten Lebensräume in Mitteleuropa. Als Mischung aus Wiese und Wald bieten sie Lebensraum für bis zu 3.000 verschiedene Tier- und Pflanzenarten.   

Am 17. Mai des Vorjahrs wurde der Garten vom mittlerweile verstorbenen Bürgermeister Hannes Primus (SPÖ) eröffnet. Auch Landesrätin Sara Schaar (SPÖ) war dabei, denn der Garten ist Teil des Projekts »Blühendes Unterkärnten«, das mit Mitteln des Landes und der EU mit rund 300.000 Euro gefördert wurde. Die Stadt stellte 35.000 Euro für Infrastruktur, Sitzgelegenheiten, Beleuchtung und ein Spielgerät bereit.

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