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Ein Jahr Corona: Nichts ist mehr, wie es warAusgabe 9 | Mittwoch, 3. März 2021

Seit einem Jahr ist die Welt im Ausnahmezustand. Ausgangsbeschränkungen, Maskenpflicht, Lockdowns, Freitesten, Reintesten und Impfen bestimmen unser Leben. Weltweit gab es mit Stand 1. März 2.552.234 Todesfälle und mehr als 115 Millionen Infizierte.

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Wolfsberg. Etwas mehr als ein Jahr ist es jetzt her, als die Unterkärntner Nachrichten erstmals über das Coronavirus berichteten. Am 5. Februar 2020 lautete der Titel des Themas der Woche »Das Coronavirus greift jetzt weltweit um sich«. In Österreich gab es zu diesem Zeitpunkt gerade einmal 40 Verdachtsfälle – einen davon in Kärnten –, die Tests waren aber schließlich negativ. Bei der Umfrage der Woche zum Thema Corona zeigten sich die Befragten gelassen. »Wenn jemand in Europa daran erkrankt, bin ich davon überzeugt, dass er es mit 99-prozentiger Wahrscheinlichkeit überleben wird«, meinte eine Person, ein anderer sagte: »Unser Gesundheitssystem in Österreich ist sehr gut entwickelt und ausgebaut und wird auch das Coronavirus in den Griff bekommen.«

Erster Fall in Österreich

Doch da hatte man sich gewaltig geirrt. Am 5. März gab es den ersten bestätigten Coronafall in Kärnten und in Italien brach das Chaos aus. Italien zählte zu diesem Zeitpunkt bereits über 7.000 Infizierte und über 360 Tote. Die italienische Regierung schränkte die Bewegungsfreiheit ein. Italiener durften nur noch aus bestimmten Gründen ausreisen. 

Auch in Österreich wurden erste Maßnahmen getroffen: die Universitäten wurden geschlossen und größere Veranstaltungen abgesagt. Im Lavanttal war man noch optimistisch. Die jährliche Marienerscheinung zu Ostern in Bad St. Leonhard sollte zu diesem Zeitpunkt noch stattfinden. Aber die Bevölkerung war schon vorsichtiger. Im Lavanttal befragte Personen gaben an, aufs Händeschütteln zu verzichten, sich öfters die Hände zu waschen und größere Menschenansammlungen zu vermeiden. »Man ist vorsichtiger geworden und nimmt die Situation ernst«, sagte der damalige Direktor der Mittelschule Wolfsberg, Karl Umschaden.

Trotzdem waren noch alle Befragten optimistisch, dass die Krise bald überstanden sein werde. 

Lockdown Nummer eins

Doch am 18. März 2020 stand auf der Titelseite der Unterkärntner Nachrichten in großen Lettern: Das Lavanttal steht still. Ab dem 16. März 2020 wurde ein bundesweiter Lockdown verfügt. Alle Geschäfte – mit Ausnahme von  Shops zur Deckung des täglichen Bedarfs, wie Lebensmittelgeschäfte, Tankstellen, Trafiken, mussten  geschlossen bleiben. Dienstleistungsbetriebe wurden eingestellt, an den Schulen fand kein Unterricht statt und sämtliche Veranstaltungen wurden abgesagt. 

Corona erreicht das Lavanttal

Am 18. März gab es schließlich auch den ersten bestätigten Coronafall im Lavanttal. Bis zum Ende der Woche ist diese Zahl auf drei angestiegen. Leere Bürgersteige, dafür mehr Verkehr: Ein Lokalaugenschein im Lavanttal zeigt, dass zurzeit lieber gefahren als gegangen wird. Durch den Lockdown konnte ein dramatisches Ansteigen der Infektionsfälle vermieden werden, ab Ostern kam es zur schrittweisen Lockerung der strengen Lockdown-Maßnahmen, am 1. Mai 2020 wurde der Lockdown komplett aufgehoben. 

Im Sommer kam Hoffnung bei den Menschen auf, die Infektionszahlen waren gering. Der Sommer war halbwegs entspannt. Trotzdem warnten Experten vor einer zweiten Welle im Herbst. 

Die zweite Welle

Und diese erwischte Österreich und somit auch das Lavanttal voll.  Die Zahl der Neuinfektionen erreichte am 12. November mit 9.262 Personen in Österreich einen Höchststand. Und auch im Lavanttal – das lange Zeit als Insel der Seligen galt – gingen die Neuinfektionen nach oben. 

Anfang November wurden im LKH Wolfsberg 28 Covid-19-positive Patienten auf der Normalstation behandelt, zwei weitere Personen befanden sich auf der Intensivstation. 

Lockdown light

Am 3. November wurde ein Lockdown light verhängt. Handel und persönliche Dienstleister blieben ebenso offen, wie Volksschulen, Unterstufen und Kindergärten. Die Gastronomie, Freizeit- und Kultureinrichtungen wurden wieder geschlossen. 

Bei einer Umfrage der Unterkärntner Nachrichten zeigten die Menschen zwar Verständnis für den Lockdown, einzelne Maßnahmen wurden aber kritisiert, wie ein Befragter hinterfragt: »Ich weiß, dass es kein ungefährliches Virus ist, und daher versuche ich, die Maßnahmen und Regeln einzuhalten, auch wenn für mich einiges unverständlich ist. Wieso muss die Gastronomie mit Sitzplätzen und Abstand zwischen den Tischen schließen, die Textil- und Möbelgeschäfte, wo Gedränge herrscht, haben aber geöffnet?«

Der Lockdown light verfehlte seine Wirkung, also musste ab 17. November ein zweiter »harter« Lockdown her.

Testen, testen, testen

Seit Dezember wurde nicht nur darüber geredet, vermehrt zu testen, es wurde auch tatsächlich in die Tat umgesetzt. Am zweiten Dezemberwochenende standen in Kärnten Massentests auf dem Programm. Das Interesse daran hielt sich im Lavanttal aber in Grenzen. Lediglich 17,4 Prozent der Lavanttaler unterzogen sich einem Test. In Zahlen: 8.359 Personen wurden getestet, bei 62 wurde eine Coronainfektion festgestellt. 

Mittlerweile wurden auch Impfstoffe gegen Corona zugelassen, Diskussionen über Impfpflicht, Freitesten usw. begannen. Auf die Frage der Unterkärntner Nachrichten »Werden Sie sich impfen lassen«, antwortete die Mehrheit der Befragten mit »Ja, aber .....«. Viele wollen noch zuwarten, wie die ersten Impfungen verlaufen. Es gab aber auch Leute, die klar sagten: »Ich werde mich, auch wenn jetzt Impfungen und Testungen gegen das Coronavirus durchgeführt werden, auf keinen Fall impfen und sicher auch nicht testen lassen. Die derzeitigen Impfstoffe, die zur Anwendung gebracht werden sollen, sind ja überhaupt nicht ausreichend geprüft und getestet worden.«

Am 5. Jänner war es dann so weit: Leopoldine Gradnig war die erste Bewohnerin des SeneCura Pflegeheims Frantschach-St. Gertraud, der eine Impfung verabreicht wurde. Das Pflegeheim war eines der ersten in Kärnten, das den Impfstoff erhielt. 63 Bewohner und zehn SeneCura-Mitarbeiter nutzten die Möglichkeit, unter den ersten zu sein, die österreichweit die Impfung gegen Covid-19 erhielten.

Proteste und Demos

Der Unmut über die Corona-Maßnahmen in der Bevölkerung wurde, je länger der zweite harte Lockdown dauerte, größer. Österreichweit gab es Protestmärsche und Demonstrationen gegen die Maßnahmen der Bundesregierung.

So auch im Lavanttal. Eine erste Aktion war Ende November ein Spaziergang mit rund 30 Personen. Die Teilnehmer forderten »Ein Leben ohne Maske«, »Keinen Impfzwang«, »Recht auf Ausgang« oder »Kritisch hinterfragen, selbst recherchieren«.

Seit Jänner gibt es wöchentlich einen »Laternenmarsch«, der sich gegen die Covid-19-Maßnahmen richtet.

Verschärfung der Maßnahmen

Ende Jänner kam es zur nächsten Verschärfung. Es wurde die FFP2-Masken-Pflicht im Handel und den öffentlichen Verkehrsmitteln sowie ein  Zwei-Meter-Abstand eingeführt. Lockerungen gibt es seit 8. Februar. Die Schulen wurden wieder geöffnet. Der Handel durfte mit FFP2-Pflicht und 20 Quadratmetern pro Kunde öffnen. Auch Dienstleistungsbetriebe durften aufsperren, für körpernahe Dienstleister galt allerdings, dass der Kunde einen negativen Corona-Test, nicht älter als 48 Stunden, benötigt. 

8.493 Tote in Österreich

In Österreich sind, mit Stand 1. März,  8.439 Menschen an oder mit Corona gestorben. In Kärnten gibt es 699 Todesopfer zu beklagen. Im Bezirk Wolfsberg verstarben 65 Menschen an bzw. mit dem Virus.

Die Art, die Virusopfer zu zählen, sorgt nach wie vor für Verwunderung – und gibt Verschwörungstheorien Nahrung. Grund dafür: Ein Schreiben der Landessanitätsdirektion, in dem steht: »Jede verstorbene Person, die maximal 28 Tage zuvor Covid-positiv getestet wurde, wird in der Statistik als ›Covid-Tote/r‹ geführt, unabhängig davon, ob sie direkt an den Folgen der Viruserkrankung selbst oder ›mit dem Virus‹ (an einer poteniell (sic) anderen Todesursache) verstorben ist.« Mit dieser Weisung könnte theoretisch auch jeder Verkehrstote, der sich innerhalb des letzten Monats von einer Corona-Infektion erholt hatte, als Covid-Opfer in die Statistik wandern. So ist es aber laut Landespressedienst nicht: »Der Beschauer hat die Möglichkeit, bei einer offensichtlich anderen Sterbeursache, etwa einem Verkehrsunfall, zu vermerken, dass Covid-19 nicht Auslöser des Todes war. Und das wird auch so praktiziert.«

Wie es weitergeht

Unterschiedlich ist die Situation für Gastronomie und Tourismus. Gastgärten dürfen voraussichtlich ab 27. März öffnen. Hotels müssen weiter warten. 

Die erste Phase des Impfplans ist im Laufen. 434.711 Menschen haben ihre erste Dosis erhalten, ca. 235.497 Personen haben die für einen vollständigen Impfschutz nötigen zwei Impfdosen erhalten (Stand 2. März). Im März soll Phase zwei starten. In dieser sollen vor allem ältere Menschen und Personen mit Vorerkrankungen, Gesundheitspersonal und Beschäftigte in ausgewählten, systemerhaltenden Bereichen geimpft werden. Ab dem zweiten Quartal 2021 soll schließlich die gesamte Bevölkerung geimpft werden.

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