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28-Jähriger räumte in Wolfsberg Keller aus und machte 25.000 Euro Beute: zehn Monate GefängnisAusgabe 4 | Mittwoch, 22. Januar 2025

Im März 2023 hatte der Rumäne die Bezirkshauptstadt ins Visier genommen. Er wurde in Lienz geschnappt und »sitzt« bereits für andere Taten. Trotz eindeutiger Sachlage leugnete er am Landesgericht die Einbrüche in Wolfsberg – ehe er es sich anders überlegte.

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Klagenfurt, Wolfsberg. Die Indizien sprachen glasklar gegen den Mann. Er aber schüttelte den Kopf: Nein, nein, mit diesen Einbrüchen hatte er nichts zu tun. Erst kurz vor dem Urteil und nach einem Gespräch mit seiner Verteidigerin überlegte er es sich anders und gab die Taten zu – wodurch er sich etliche Monate Haft ersparte.

In der Vorwoche musste sich ein 28-jähriger Rumäne am Landesgericht Klagenfurt wegen gewerbsmäßigem Einbruchdiebstahls verantworten. Der Mann hatte im März 2023 in einer einzigen Nacht bei einer »Tour« durch mehrere Keller in einem Wolfsberger Wohngebiet fette Beute gemacht: Laut Anklageschrift stahl er Fahrräder und hochpreisige Modellfahrzeuge im Wert von mehr als 25.000 Euro. Man sollte es ja nicht laut sagen – aber es ist erstaunlich, welche Reichtümer im Lavanttaler »Untergrund« gelagert werden ...

Der Rumäne wurde in Handschellen in den Gerichtssaal geführt und dort gründlich von einer Schulklasse in Augenschein genommen, die der Verhandlung beiwohnte – wohl um den Jugendlichen zu zeigen, wie die Justiz arbeitet und was passiert, wenn man vom rechten Weg abkommt. Der 28-Jährige war dafür ein gutes Beispiel: Er sitzt bereits in Strafhaft, denn die Polizei hatte ihn im Jänner 2024 in Lienz nach einer weiteren Einbruchstour mit 70.000 Euro Schaden geschnappt. Das Urteil dazu ist schon gefallen, er erhielt 30 Monate Haft.

»Dubios, wie ein Fremder genau diese Orte als ›Points of Interest‹ setzen sollte«
Christian Baumgartner, Polizist und Zeuge

Jetzt war die Aufarbeitung der Geschehnisse in Wolfsberg an der Reihe. Richterin Michaela Sanin startete den Prozess mit einer Auslistung des Vorlebens des Angeklagten: Fünf Jahre Haft in Rumänien wegen Einbruchdiebstahls, zwei Verurteilungen in der Schweiz, zwei weitere in Frankreich. Der Mann kommt herum – und hat trotz seines geringen Alters bereits sechs Verurteilungen erlebt. Mit Kopfnicken bestätigte er die Auflistung. 

Zwei belastende Punkte

Sanin konfrontiert ihn danach mit zwei Punkten, die den 28-Jährigen massiv belasteten: Erstens hatte er im April 2023 einen Modell-Lkw in einer rumänischen Pfandleihe »verhökert«, der aus einem Wolfsberger Keller stammte. Zweitens wurde bei ihm ein Handy sichergestellt, in dem etliche händisch eingegebene »Points of Interest« ausgewiesen waren, die exakt zu den Einbrüchen in der Nacht zum 6. März 2023 in Wolfsberg passten. 

Mag sein, meinte der Rumäne, der die Verhandlung ohne große Emotionen über sich ergehen ließ, zur Übersetzerin. Er sei aber trotzdem unschuldig. Das Modell, sagte er, habe er im Internet entdeckt und in der rumänischen Stadt Sibiu mit 1.300 Euro »Ersparnissen« erstanden. An den Verkäufer könne er sich nicht erinnern. 

Das bei seiner Verhaftung in Lienz bei ihm gefundene Handy gehöre einem »Kollegen« namens »Titi« – also einem Komplizen, der bisher nicht gefasst wurde. Der Angeklagte hätte es lediglich als Taschenlampe benutzt. Ja, bei seiner Verhaftung habe er angegeben, es sei seines – jedoch nur zum Selbstschutz. »Hätte ich Details über Titi verraten, wäre mein Leben in Gefahr gewesen«, ließ der Rumäne übersetzen. 

Auftritt IT-Experte

Dann der Auftritt von Gruppeninspektor Christian Baumgartner, IT-Experte der Wolfsberger Polizei, als Zeuge. Er hatte den Endbericht über das besagte Handy erstellt. Laut Baumgartner konnte zwar nicht nachgewiesen werden, wo sich das Telefon zum Zeitpunkt der Einbrüche befand. Die passenden Tatorte seien aber definitiv eingegeben worden. »Dubios, wie ein Fremder genau diese Orte als ›Points of Interest‹ setzen sollte«, kommentierte Baumgartner, »noch dazu, wenn dann dort Einbrüche verübt werden.« Außerdem hatte er entdeckt, dass sich der angeklagte Rumäne in diesem Handy unter seinem echten Namen bei Snapchat eingeloggt hatte ... 

Sanin fragte den 28-Jährigen, ob er das erklären könne. Konnte er nicht. Darauf die Richterin: »Es ist alles so klar, ich verstehe nicht, warum Sie die Taten nicht gestehen – ein Geständnis wäre strafmildernd.« Sie empfahl ein Gespräch mit der Verteidigerin, das dann auch vor dem Verhandlungssaal geführt wurde.

Vier Minuten später – in denen Sanin den Schülern den Ablauf des Prozesses erläutert, die Zusammenarbeit mit der rumänischen Polizei gelobt und sich ein weiterer Zuhörer als Einbruchsopfer und Besitzer der gestohlenen Modell-Fahrzeuge geoutet hatte – kam der Meinungsumschwung: Der Angeklagte gab mit den kargen Worten »Es tut mir leid« alles zu. Weitere Details, etwa über seinen Kollegen Titi, blieb er schuldig.

Er wurde zu einer Zusatzstrafe von zehn Monaten verurteilt. Ohne Geständnis wären es 18 Monate gewesen. Den Geschädigten wurden 5.500 Euro für ein Fahrrad und weitere 5.000 Euro für die geklauten Modelle zugesprochen. Sie werden ihr Geld nie sehen. 

Der Rumäne nahm das Urteil an, Staatsanwältin Karin Schweiger gab keine Erklärung ab. Damit war der Spruch in der Vorwoche nicht rechtskräftig.

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