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Der Wolfsberger Ralf B. Six zieht nun die Strippen bei bekannten österreichischen Printmagazinen Ausgabe 44 | Mittwoch, 2. November 2022

Ralf B. Six (40) wurde kürzlich zum CEO (Geschäftsführer) bekannter Magazine wie »trend« und »News« bestellt. Im Gespräch mit den Unterkärntner Nachrichten erzählt er über seinen Weg dorthin, wie die Zukunft in der Medienwelt aussehen wird und seinen ersten Job.

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Sie machen gerade Karriere bei der VGN Medien Holding. Können Sie das Unternehmen für unsere Leser kurz beschreiben?
Die VGN Medien Holding (Anm.: früher Verlagsgruppe News) ist der größte Magazinverlag der Republik Österreich mit Sitz in Wien mit ca. 1,5 Millionen Lesern. Zu unseren Magazintiteln zählen »trend«, »News«, »autorevue«, »e-media«, »yachtrevue«, »Woman«, »TV-Media« und »Lust aufs Leben«. Mittlerweile sind wir längst nicht mehr nur mit unseren Magazinen am Markt. Wir haben uns zu einer großen Agentur verwandelt mit einem stark ausgeprägten Eco-System. Als Eco-System bezeichnen wir unsere Touchpoints und Kommunikationskanäle wie Print, Digital, Social Media, Newsletter, Video- und Podcast-Formate, Events, Workshops und vieles mehr. Wir haben eigene »Creative Directors« bei uns im Haus und beraten Kunden umfassend. Unsere Abonnenten bekommen ebenfalls multimediale Packages. 

Wie wird man CEO in der VGN Medien Holding?
Ich bin nun CEO der Magazine »trend«, »News«, »autorevue«, »e-media« und »Yachtrevue« – also Chef unserer Premium-Magazine in der VGN Medien Holding. Wie man das wird? Das dauert seine Zeit – aber vor allem braucht es viel Einsatz, Ausdauer, Fleiß, Überstunden und die Fähigkeit, Rückschläge einstecken zu können, sowie großes Durchhaltevermögen. Man muss hart arbeiten, braucht Talent und das nötige Quäntchen Glück, am richtigen Ort zur richtigen Zeit zu sein. Zwei Sprichwörter habe ich mir zu Herzen genommen. Das Erste lautet: »Do I get tired? Yes. Do I quit? No!« (Werde ich müde? Ja. Kündige ich? Nein!). Das Zweite ist: »The only place where success comes before hard work is in the dictionary.« (»Der einzige Ort, an dem Erfolg vor harter Arbeit kommt, ist im Wörterbuch.«) Ich bin lange in der Branche und habe mich »hochgearbeitet«. Das Gute ist, dass ich dadurch in unterschiedlichen Positionen viel Erfahrung sammelte und mir Tiefenwissen aneignete. Ich kenne das Geschäft im Detail.

Welche Positionen hatten sie dort bislang inne?
In den vergangenen Jahren war ich »Managing Director« von drei Magazinen: »Trend«, »News« und »autorevue«. Dabei war ich auf gleicher Ebene mit den Chefredakteuren und hatte dabei die wirtschaftliche Führungs-Verantwortung der Marken. Nun trage ich als CEO im Prinzip für alles die Verantwortung, inhaltlich, organisatorisch, personell und wirtschaftlich.

Welche Ziele setzen Sie sich?
Ich werde unsere starken Marken weiter in eine multimediale Zukunft führen, die sich mit dem Premium-Klientel in Österreich beschäftigt. Da haben wir in den vergangenen Jahren schon vieles geschafft und das möchte ich ausbauen. Der »trend« zum Beispiel ist das Leitmedium der Wirtschaftsentscheider in Österreich. Da sind wir top positioniert und erfolgreich. »News« möchte ich als Marke spitzer positionieren und als Schwesternmagazin zu »trend« bei den gesellschaftspolitischen Opinion Leadern verankern. Auch mit anderen Magazinen habe ich eine »spitzere« Premiumpositionierung geplant. Zudem werden die Markenwelten multimedial weiter ausgebaut und das Eco-System erweitert. Wir wollen noch qualitativer, hochwertiger und multimedialer werden und Content (Anm.: Inhalt) für unsere definierten Premium Communities produzieren.

Wie hat sich der Markt für Magazine entwickelt?
Wir haben in den vergangenen Jahren von Jahr zu Jahr bessere Ergebnisse erzielt.  Am Beispiel »trend«: Dort konnten wir in dieser Zeit ein Anzeigenumsatzwachstum von 26 Prozent erwirtschaften. Ich denke, dass das nicht unbedingt üblich in der Branche ist. Der Verlag als Ganzes gesehen war in dieser Zeit eines der erfolgreichsten Medienunternehmen des Landes. Zum heurigen Jahr: Es ist kein einfaches Jahr aufgrund des Ukraine-Kriegs und den dadurch verursachten Papierpreissteigerungen, Energiekostenerhöhung und der Inflation – aber nach den guten Ergebnissen der vergangenen Jahre haben wir das auf niedrigerem Niveau gut im Griff. Zurzeit spüren wir einen Aufschwung. Zudem haben wir als Qualitätsmagazine nicht den Anspruch, jeden Tag beliebig austauschbaren Content zu produzieren. Man liest täglich nahezu überall dasselbe. Wir liefern Qualitätsjournalismus und Hintergrundinformationen. 

Warum gibt es bei »News« steigende Zahlen, während ansonsten die Auflagen rückläufig sind?
Dazu muss ich sagen, dass die Auflage alleine nicht so aussagekräftig ist für uns. Die Frage ist vielmehr: Wen will ich erreichen? Wen erreiche ich wirklich? Für wen produzieren wir unsere Magazine und multimedialen Content? Eine genaue Zielgruppen- bzw. Community-Definition ist entscheidend für uns. Danach konzentrieren wir uns darauf, für diese bestimmte Zielgruppe hochrelevanten Content zu produzieren. Ein Beispiel: Wir wollen mit dem »trend« nicht möglichst viele Menschen erreichen und hohe Auflagen haben. Sondern ganz gezielt die Wirtschaftsentscheider, die Spitzen der Wirtschaft sollen das Magazin lesen. Die erreichen wir ohne Streuverlust und multimedial besser als fast alle anderen am Markt. Das ist Gold wert für die Werbekunden und garantiert Zielgruppenerreichung ohne Streuverlust. Die Inhalte sind perfekt abgestimmt auf die Leser in der definierten Community. Zu »News« kann ich sagen, dass es nach wie vor eine der bekanntesten Magazinmarken in Österreich ist und wir ständig an der Verbesserung arbeiten. Das macht sich bemerkbar.

Wie lange wird es Magazine noch in Papierform geben?
Im Premium-Bereich sowie im »special interest«-Bereich – da bin ich mir ziemlich sicher – noch sehr lange. Wie gesagt, es geht bei uns um Hintergrundinformation und relevanten Content für bestimmte Zielgruppen. Wir geben dadurch auch im Zeitalter der Digitalisierung und dem »Information Overload« unseren Lesern Orientierung und Überblick. Zudem braucht es in Zeiten von »Fake News« qualitative Hintergrundberichterstattung durch Qualitätsmagazinmarken, und die rezipiert man gerne noch als haptisches »lean back«-Printmedium. Den austauschbaren, tagesaktuellen Content wird es eventuell in gedruckter Form nicht mehr so lange geben wie hochqualitative Premium-Magazine. Aber eine Glaskugel hat natürlich niemand. 

Sie wollen »News« bei der gesellschaftspolitischen Elite positionieren. Wer ist das?
Wir wollen noch stärker für gesellschaftspolitische Opinion Leader wie Politiker, Spitzenbeamte, Spitzen von Interessensvertretungen, Vereinsmanager, Künstler etc. arbeiten und für sie relevanten Content produzieren.

Wie soll diese Positionierung aussehen, was soll ihnen geboten werden?
Multimedialer Content, der diese Menschen interessiert und für sie einen Mehrwert schafft. Zum Beispiel wird für einen Politiker interessant sein: Wie kann ich mental stärker werden? Wie gehe ich mit Öffentlichkeit um? Welche rhetorischen Fähigkeiten braucht man? Welche Themen bedürfen einer politischen Entscheidung? Umfragen, Coachings, Personality Branding, Top-Kolumnisten zu bestimmten Themen uvm. Wie gesagt, wir haben ein großes Eco-System. Digitale Seminare, Coachings, Ausbildungsreisen, Netzwerktreffen uvm. – alles Touchpoints, um für die spezifischen Communities eine hohe Relevanz zu haben. Wir sehen uns als starkes bekanntes Netzwerk mit vielen Möglichkeiten und großem Mehrwert. Vor allem wollen wir Netzwerk für die zukünftigen Menschen im Wirtschafts- und Politiksektor sein – für die »Young Academics« – den Opinion Leadern von morgen. Für sie wollen wir Karriereförderer und Plattform sein.

Ihr erster Job in der Medienbranche war bei Radio Harmonie. Wie lange waren Sie dort tätig? 
Zu Radio Harmonie kam ich während meiner Studienzeit in Klagenfurt. Begonnen habe ich als Volontär und dann als Praktikant – später wurde ich zum Redakteur und Moderator ausgebildet. Ich war mehrere Jahre dort, bis ich mich entschied, meinem Studium den Vorzug zu geben und es ordnungsgemäß abzuschließen. Es war sehr herausfordernd, die Morgensendung zu machen und am Nachmittag fit in der Uni zu sitzen und zu lernen. Ich habe beim Sender viel gelernt – vor allem frei zu sprechen, das hilft mir bis heute.  

Warum sind Sie vom Radio weggegangen?
Ich bin der Medienbranche bis heute treu geblieben und meinen Weg konsequent gegangen. Von Anfang an wollte ich unterschiedliche Blickwinkel in den Medien und in der Werbebranche kennenlernen. Ich wollte viel Erfahrung sammeln. Von der Selbstständigkeit als Unternehmer und Gründer einer Werbeagentur bis hin zum Angestellten in einem großen Medienunternehmen interessierte mich alles. Nach der redaktionellen Erfahrung beim Radio war für mich der wirtschaftliche Zweig von Medien von Interesse. 

Haben sie noch Verbindungen ins Lavanttal, sind sie öfters im Tal?
Ja, ich habe noch sehr starke Verbindungen. Meine Eltern leben in Wolfsberg, viele Verwandte auch. Zudem habe ich alte Freunde dort. Ich lebe schon lange in Wien und schaffe es rund fünf Mal im Jahr in die Heimat. Einige besuchen mich regelmäßig in Wien und darüber freue ich mich sehr – denn die Lavanttaler sind besonders herzlich, freundlich und bodenständig. 

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