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Krise ist in Wolfsberg angekommen: Ansturm auf Sozialmarkt, Spenden wurden deutlich weniger Ausgabe 28 | Mittwoch, 13. Juli 2022

Soma-Geschäftsführer spricht von bis zu 70 Prozent mehr Kunden: »Jetzt kommen Leute, die ich bisher nie gesehen habe.« Doch im Gegenzug sind die Lebensmittel-Spenden zurückgegangen. Grundnahrungsmittel sind besonders gefragt – und gleich ausverkauft.

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Unterkärntner Nachrichten Redakteur Horst Kakl Von Horst Kakl kaklno@spamunterkaerntner.at
Der Sozialmarkt in der Burgergasse 2 in Wolfsberg: Kamen die Kunden früher einmal pro Woche, besuchen sie ihn nun laut der Geschäftsführerin Schiwitz jeden Tag. Das Angebot kann aber nicht Schritt halten, da die Spenden weniger wurden, Grundnahrungsmittel wie Nudeln sind sofort ausverkauft. Ohne einen namhaften Sponsor »ginge nichts mehr«. Foto: Hok

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Wolfsberg. Die Lage ist »nicht rosig«, sagt Melitta Schiwitz, Geschäftsführerin des Wolfsberger Sozialmarkts Soma. In ihrer Filiale in der Burgergasse 2 wird die herrschende Krise besonders deutlich, die auch vor der Bezirkshauptstadt nicht Halt gemacht hat.

Laut Schiwitz haben die Lebensmittelspenden spürbar abgenommen, während die Zahl der Kunden immer weiter steigt: »Wir erhalten weniger Waren, dafür besuchen uns um 60 bis 70 Prozent mehr Menschen als vorher.« Seit sieben Jahren führt sie den Wolfsberger Soma, »jetzt kommen Leute, die ich bisher nie gesehen habe. Sie haben sich irgendwann eine unserer Einkaufskarten geholt, sie aber nie verwendet« – bis jetzt. Menschen, die vor der Krise einmal pro Woche eingekauft haben, kommen laut der Geschäftsführerin nun jeden Tag.

»Wir erhalten weniger Waren, dafür besuchen uns um 60 bis 70 Prozent mehr Menschen als vorher«
Melitta Schiwitz, Leiterin Soma Wolfsberg

Schiwitz: »Wenn wir Grundnahrungsmittel wie Öl, Eier, Mehl oder Nudeln ins Geschäft bringen, sind sie sofort wieder weg. Sehe ich dann anderswo, wie Nahrungsmittel im Müll gelandet sind, tut mir das im Herz weh.« Warum die Spenden weniger geworden sind, kann die Geschäftsführerin nicht sagen: »Es gibt Tage, an denen es etwas mehr gibt, meist ist es aber wesentlich weniger. Oft muss ich nur ein einziges Mal mit dem Auto fahren.«

Probleme auch andernorts
Doch sie ist nicht allein: Auch andere Soma-Märkte in Österreich sehen sich laut Medienberichten mit gestiegener Nachfrage und verringertem Angebot konfrontiert. Als Grund wird knappere Kalkulation in Supermärkten und Gastronomieunternehmen genannt. Das heißt: Es bleiben am Ende des Tages weniger Lebensmittel übrig, die wiederum an Sozialmärkte weitergegeben werden können.

Schiwitz nennt einen Sponsor, ohne den der Betrieb im Wolfsberger Soma schon zum Erliegen gekommen wäre: Christian Ragger.

»Sehe ich dann anderswo, wie Nahrungsmittel im Müll gelandet sind, tut mir das im Herz weh«
Dieselbe über die paradoxe Situation

Der FPÖ-Parlamentsvertreter und Wolfsberger Anwalt spendet (wie berichtet) monatlich 1.500 Euro seines Nationalratsgehalts, die an Bedürftige ausbezahlt bzw. in Form von Gutscheinen ausgegeben werden. Schiwitz: »Mit seiner Unterstützung kann ich auch beispielsweise Gemüse zukaufen, das wir dann an die Leute abgeben. So können wir das Geschäft weiterführen. Ohne Ragger ginge aber nichts mehr.«

Um im Soma-Markt einkaufen zu dürfen, darf das Einzeleinkommen 1.200 Euro netto bzw. bei Ehepaaren 1.700 Euro nicht übersteigen. Mit jedem Kind heben sich die Einkommensgrenzen um 150 Euro. Pro Woche dürfen Waren um maximal 30 Euro eingekauft werden. Berechtigt sind sozial bedürftige Personen, die ihren Hauptwohnsitz in Kärnten haben, EU-Bürger sind, sowie Asylberechtigte mit einer Bestätigung des Landes Kärnten. Der Wolfsberger Markt hat Montag bis Freitag von 9 bis 12 Uhr geöffnet.

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