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Das neue Pfandsystem hat auch eine dunkle Seite: Die Sammelzentren der Gemeinden verlieren Geld Ausgabe 30 | Mittwoch, 23. Juli 2025

Laut einem Medienbericht müssen oberösterreichische Gemeinden auf 220.000 Euro verzichten. Denn bisher wurden leere Dosen und Flaschen verwertet. In Wolfsberg bleiben die Zahlen verborgen: Stadtwerke sind nicht verantwortlich, Firma antwortet nicht.

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Unterkärntner Nachrichten Redaktion Von Unterkärntner Nachrichten Redaktion officeno@spamunterkaerntner.at
25 Cent Pfand sind jetzt für jede PET-Flasche und Getränkedose zu bezahlen. Seit Einführung des Systems wurden in Kärnten 20 Millionen Gebinde in den Kreislauf rückgeführt. Allerdings: Früher profitierten die Gemeinden von den weggeworfenen Flaschen und Dosen – wenn sie nicht in der Umwelt landeten, sondern entsorgt wurden. Foto: Branislav Rohal

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Wolfsberg. Am 1. Jänner 2025 startete in Österreich – und damit auch im Lavanttal – das Einweg-Pfandsystem für Kunststoffflaschen und Metalldosen. Theoretisch. Praktisch dauerte es im Bezirk etwas länger, bis die Supermärkte mit den nötigen Rückgabeautomaten ausgestattet waren. Mittlerweile ist das System aber voll angelaufen – mit Erfolg.

Doch auch wenn es Jammern sein sollte, was in der Alpenrepublik zum guten Ton gehören soll: Es gibt auch kritische Stimmen zum Pfandsystem. So berichtete zuletzt ORF Oberösterreich, dass den Altstoffsammelzentren und damit den Gemeinden in diesem Bundesland durch den Wegfall der PET-Flaschen und Getränkedosen viel Geld entgehe. Sie suchen deshalb nach neuen Einnahmequellen.

Die Unterkärntner Nachrichten fragten bei den Stadtwerken Wolfsberg nach. Aus dem Unternehmen hieß es, man sei nicht zuständig, da die Entsorgung des »Gelben Sacks«, in den Flaschen und Dosen bisher geworfen wurden, nicht Sache der Stadtwerke, sondern der Firma FCC Austria Abfall Service AG sei, die damit beauftragt wurde.

»Wir sind für den Gelben Sack nicht zuständig, damit ist die Firma FCC beauftragt«
Wolfsberger Stadtwerke auf die Anfrage

Dieses Unternehmen ist groß, es verfügt über Standorte in Kärnten, Wien, Niederösterreich, Oberösterreich und der Steiermark. Am Zentralstandort von FCC Austria im niederösterreichischen Himberg hat man offenbar alle Hände voll zu tun. Eine schriftlich Anfrage der Unterkärntner Nachrichten blieb jedenfalls unbeantwortet.  

ORF Oberösterreich berichtete,  vor der Pfand-Einführung wurden Plastikflaschen und Dosen von den Altstoffsammelzentren verwertet – und in weiterer Folge zu Geld gemacht. Roland Wohlmuth vom oberösterreichischen Landesabfallverband wurde so zitiert: »Wir haben bei den Dosen und Plastikflaschen weniger Mengen. Das tut schon etwas weh.« In den Gemeindekassen fehle das früher eingenommene Geld, jetzt werde nach neuen Einnahmequellen gesucht.

Helfen soll die neu eingeführte Rückgabe von großen Transportsäcken, »Big Bags« genannt. Sie sollen nun ebenso verwertet werden wie Gipskartonplatten, Matratzen oder nicht mehr tragbare Altkleidung. Ob das reicht, um mehr als 220.000 Euro zu ersetzen, die laut ORF Oberösterreich nun in den Kassen der Gemeinden und Städte fehlen, bleibt abzuwarten.

20 Millionen in Kärnten
Während ORF ÖO von 31 Millionen PET-Flaschen und Dosen berichtete, die bis Ende Mai in Oberösterreich in den Pfandkreislauf zurückgingen, spricht Recycling Pfand Österreich, die zentrale Stelle für die Umsetzung und Abwicklung des neuen Einweg-Pfandsystems, von  52 Millionen retournierten Gebinden – allerdings bis Ende Juni. In Kärnten beläuft sich die Zahl auf 20 Millionen.

»Alle Zeichen stehen auf Zielerreichung der 80-prozentigen Quote bis Ende 2025«
Recycling Pfand Österreich zum bisherigen Erfolg

In einer Aussendung zog Recycling Pfand Österreich in der Vorwoche eine positive Bilanz: Demnach befinden sich in Österreich seit Jänner 2025 rund 880 Millionen Pfandgebinde in Umlauf – 357 Millionen Gebinde wurden bisher zurückgegeben (Stand: 30. Juni). »Der Unterschied zwischen in Umlauf gebrachten und retournierten Gebinden ergibt sich daraus, dass von der Erstinverkehrsetzung bis zur Rückgabe der Einwegpfand-Verpackungen mehrere Schritte erfolgen: Auslieferungslogistik durch Produzenten, Einlagerung in Zentrallager, Filialbestückung, Kauf durch Konsumenten, Konsum und Rückgabe bei einer Rücknahmestelle«, so Recycling Pfand Österreich.

90 Prozent bis 2027
Im ersten Jahr soll eine Rücklaufquote von 80 Prozent erreicht werden, die bis 2027 auf 90 Prozent gesteigert wird. Damit würde Österreich bereits vor 2029 die EU-Vorgaben mit einem Sammelziel von 90 Prozent erfüllen. Laut der gemeinnützigen Gesellschaft »stehen alle Zeichen auf Zielerreichung der 80-prozentigen Sammelquote bis Ende 2025«. Verwiesen wird auch auf eine aktuelle, repräsentative Umfrage von marketagent im Auftrag von Recycling Pfand Österreich: Fast drei Viertel der Konsumenten befürworten demnach das Pfandsystem, rund 80 Prozent fühlen sich darüber gut informiert.

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