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400.000 Arbeitslose, aber keine Mitarbeiterin zu finden: Wut-Posting eines Wirts zieht Kreise im Tal Ausgabe 44 | Mittwoch, 28. Oktober 2020

Der Bad St. Leonharder Wirt Christian Bärnthaler beklagt sich auf Facebook mit viel Sarkasmus, dass er keine Unterstützung für seine Küche findet – trotz hoher Arbeitslosenzahlen: »Seit sechs Monaten bemühe ich mich, aber niemand will diese Arbeit machen.«

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Bad St. Leonhard. »Bisher habe ich es immer seriös versucht. Jetzt dachte ich, ich mache es einmal anders.« So begründet Christian Bärnthaler, Chef des Hotel-Restaurants »Bärnthaler« in Bad St. Leonhard sein Posting, das er vor einigen Tagen auf die Internet-Plattform Facebook stellte und das seither im Tal von Handy zu Handy geht. 

Bärnthaler beklagte darin mit sarkastischen Worten die Unmöglichkeit, eine weibliche oder männliche Hilfe für seine Küche zu engagieren – »vielleicht jemand von den 400.000 Arbeitslosen«, wie er auf Facebook schreibt. Voraussetzung sei »nur ein bisschen Hausverstand«. Ihm sei bewusst, dass das Arbeitsamt »super zahlt«, er habe auch schon selbst überlegt, sich arbeitslos zu melden. »Man sollte sich aber auch fragen, wie lange das noch so weiter geht« – womit er auf den Arbeitslosenbezug anspielt.

Sein Betrieb sei aber das ganze Jahr geöffnet, »das heißt, Lohn das ganze Jahr über und für lange, lange Zeit«. 

Auf die Frage der Unterkärntner Nachrichten, welche Reaktion er auf den Post erhalten habe, sagt der Wirt: »Jetzt kommt sich eine Dame vorstellen. Ich hoffe, es klappt.«

Vergebliche Suche

Den Ursprung seiner Zeilen beschreibt Bärnthaler so: »Seit drei Jahren suche ich einen Koch – aussichtslos. Und seit sechs Monaten bemühe ich mich um eine Mitarbeiterin oder einen Mitarbeiter für unsere Küche. Niemand will diese Arbeit machen.  Was ich auch geschrieben habe, es hat nichts gebracht. Jetzt wollte ich es einmal anders machen. Von der Reichweite her war dieses Posting viel besser, das ist offenbar interessanter. Aber ist sowieso egal, was ich schreibe: Ich habe nichts mehr zu verlieren.« 

Die Tätigkeit erfordere »eigenständiges Denken«, wie er sagt: Vorbereitung in der Küche, beim Anrichten der Speisen helfen etc.

Bärnthaler: »Eben alles, was in einer Küche anfällt. Diese Arbeit ist belastend, da es teils sehr ruhig ist, dann wieder stressig. Damit kommen manche nicht klar.«

Dafür seien die Arbeitszeiten laut dem Wirt »nicht so schlimm: von 8 bis 14 Uhr«. Dennoch sei niemand zu bekommen ...

Chef kocht selbst

Bärnthaler kocht im Familienbetrieb selbst. Sein Vater trat im Vorjahr in den Ruhestand, die Mutter folgt ihm heuer. »Dazu geht demnächst eine Mitarbeiterin in Pension. Diese versierten Leute gehen mir ab. Abends bin ich alleine in der Küche. Wenn dann 20 Leute kommen und aus der Speisekarte bestellen, wird es schwer für mich«, sagt der Wirt. Mittags wird für Essen auf Rädern und für Schulen gekocht: »Ich versuche außerdem, das Mittagsgeschäft anzukurbeln – dazu brauche ich aber Hilfe.« 

Vielleicht bewirkt sein Wut-Posting ein »Wunder«. Wenn nicht, war es immerhin werbewirksam ...

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