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Lavanttal. In den ersten neun Monaten des Jahres wurden im Bezirk Wolfsberg vier Insolvenzverfahren eröffnet. Zusätzlich führten acht weitere Insolvenzanträge mangels Vermögens der Schuldner nicht zu eröffneten Verfahren. »In Summe sind zwölf Unternehmen mit Verbindlichkeiten von 3,2 Millionen Euro insolvent. Die Insolvenzen haben sich gegenüber dem Vorjahr verdoppelt und gleichzeitig ist dieser Wert über jenem des Jahres 2019, als von der Coronakrise noch keine Rede war«, berichtet Barbara Wiesler-Hofer, Leiterin des KSV1870 Standort Klagenfurt. Im Jahr 2019 gab es im Vergleichszeitraum zehn Insolvenzen. 2021 waren es sechs, heuer zwölf.
Die Anzahl der Eröffnungen ist gegenüber dem Vorjahr unverändert, die Zahl der Abweisungen mangels kostendeckenden Vermögens gegenüber dem Vorjahr um sechs Fälle gestiegen. Heuer wurden zwei Drittel aller Firmenpleiten mangels Kostendeckung abgewiesen – im Vorjahr war es ein Drittel. »Einer der Gründe, warum dieser Wert zuletzt gestiegen ist, liegt darin, dass viele Betriebe schon längst Insolvenz anmelden hätten sollen und durch den Fortbetrieb auch die letzten finanziellen Mittel aufgebraucht wurden. Die Folgen sind massiv. Menschen verlieren unnötigerweise ihre Arbeitsplätze und Gläubiger erhalten kein Geld, das ihnen aufgrund erbrachter Leistungen zusteht«, so Wiesler-Hofer.
Anstieg der Passiva
Die Passiva von 3,2 Millionen Euro sind gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahrs um 60 Prozent gestiegen. 2021 waren es zwei Millionen Euro. Die vier eröffneten Insolvenzfälle sind die Konkursverfahren »SIRIUS Eco Tec GmbH«, St. Andrä, mit Passiva von rund 1,7 Millionen Euro, Karl Breithuber, St. Ulrich bei St. Andrä (Passiva: rd. 0,9 Mio. Euro), »RM Bautrocknung & Montage OG«, Altendorf (Passiva: rd. 0,4 Mio. Euro) und »Sixpack Metall GmbH«, St. Stefan (Passiva: 0,2 Mio. Euro).
»Menschen verlieren unnötigerweise ihre Arbeitsplätze und Gläubiger erhalten kein Geld«
Barbara Wiesler-Hofer, Leiterin KSV1870 Klagenfurt
Die vom KSV1870 zuletzt prognostizierten Nachholeffekte bei den Unternehmensinsolvenzen sind wie erwartet eingetreten. Nichtsdestotrotz erwartet der KSV1870 auch im letzten Quartal des Jahres keinen plötzlich eintretenden Insolvenzausbruch, sondern eine sukzessive Fortsetzung der jüngsten Entwicklung. »Diese Prognose geht in Richtung Normalisierung, aber das beschleunigte Insolvenzgeschehen setzt der Wirtschaft in Kombination mit den Teuerungen, der Energiekrise und den Lieferkettenproblemen ordentlich zu. Aktuell herrscht eine Dynamisierung nach einer langen Phase der Stagnation«, so Wiesler-Hofer.
Privatkonkurse
Inflation, gestiegene Energiekosten, Preissteigerungen im Supermarkt – die wirtschaftlichen Herausforderungen sind enorm und belasten die Geldbörsen massiv. Aufgrund der jüngsten Entwicklungen kommt somit der Anstieg bei den eröffneten Schuldenregulierungsverfahren auf 27 Fälle – ein Plus von 28,5 Prozent gegenüber 2021 – im Bezirk wenig überraschend. Das Vorkrisenniveau (42 Fälle) wurde noch nicht erreicht. »Beim Privatkonkurs ist der aktuelle Anstieg vor allem auf die Insolvenznovelle des Vorjahres zurückzuführen, die Erleichterungen wie eine verkürzte Entschuldungsdauer für Schuldner gebracht hat«, weiß Wiesler-Hofer.
»Die Schulden sind markant gestiegen und betragen rund 10,4 Millionen Euro. Die Passiva wurden durch zwei Großinsolvenzverfahren ehemaliger Selbstständiger in die Höhe getrieben«, erklärt Wiesler-Hofer. 2021 lagen die Schulden bei rund 3,4 Millionen Euro.
»Stellten während der Coronakrise vor allem der Faktor Kurzarbeit bzw. Arbeitslosigkeit zahlreiche Haushalte vor große Probleme, so sind es aktuell die Inflation und die zum Teil völlig aus den Fugen geratenen Preisexplosionen«, so Wiesler-Hofer.
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