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Lavanttal. Die jüngsten Schlagzeilen ließen Gänsehaut aufsteigen: Krankheiten, von denen viele glaubten, sie gehören der Vergangenheit an, sind plötzlich wieder da. Die Krätze, einst Synonym für Armut und mangelnde Hygiene, tauchte zuletzt in Kindergärten und Schulen des Bezirks Wolfsberg auf. Oder die Masern, von denen heuer Dutzende Fälle in der Steiermark bekannt wurden.
Sie sind aber nicht die einzigen. Laut Studien sind auch Syphilis oder Tuberkulose auf dem Vormarsch, auch sie Krankheiten, von denen man glaubte, sie würden nur mehr in Geschichtsbüchern existieren. Die Lungenkrankheit Tuberkulose tritt mittlerweile nicht nur in Entwicklungsländern auf, sondern auch in Europa. Hervorgerufen durch das Bakterium Mycobacterium tuberculosis, ist sie eine der häufigsten und auch gefährlichsten Infektionserkrankungen der Welt. Mehr als ein Drittel der Weltbevölkerung ist nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO mit Tuberkelbakterien infiziert. 2017 wurden in Österreich 569 Fälle gemeldet, was zwar einen Rückgang von 65 Fällen zu 2016 bedeutete. Ärzte haben es aber zunehmend mit resistenten Erregern zu tun, was die Dauer der Behandlung verlängert und verkompliziert.
Ursache: Dating-Plattformen
Syphilis ist eine auszehrende Geschlechtskrankheit, die tödlich enden kann. Experten sehen die Ursachen des Wiederaufflackerns in häufig wechselnden Geschlechtspartnern, Kondom-Müdigkeit, aber auch Dating-Plattformen und sprechen von einer »weltweiten Epidemie«. Die Krankheit ist zwar immer noch peinlich, aber heute gut behandelbar. Das war nicht immer so. Die Geschichte kennt große Namen von Syphilis-Patienten: Ludwig van Beethoven (1770-1827) soll sein Gehör durch die Syphilis verloren haben. Auch der polnische Komponist und Pianist Frederic Chopin, die deutschen Philosophen Friedrich Nietzsche und Arthur Schopenhauer sowie der irische Poet und Dramatiker Oscar Wilde sollen an der Geschlechtskrankheit gelitten haben.
Über die Krätze wird gesagt, sie sei mit der jüngsten Migrationswelle wieder nach Europa gekommen. Experten weisen das zurück. Laut ihnen hat es sie auch bei uns immer gegeben – jetzt eben in größerer Zahl. Vermutet wird, dass das Auftreten dieser Hautkrankheit zyklisch auftritt und sich etwa alle sieben Jahre häuft. Seit 2018 geht es in Österreich wieder »bergauf«, rund 1.200 Menschen suchten im Vorjahr deshalb das Wiener AKH auf. Für den Rest des Landes gibt es keine Zahlen, weil Krätze nicht der Meldepflicht unterliegt.
In Nord- und Südamerika gelten sie als ausgerottet, bei uns sind sie wieder präsent: die Masern. Seit 2001 gilt für diese Erkrankung eine Meldepflicht in Österreich, denn sie ist alles andere als harmlos. Zwar als »Kinderkrankheit« bekannt, kann sie auch nicht geimpfte und bisher nicht daran erkrankte Erwachsene befallen. Die Krankheit löste eine heftige Diskussion über die Impfpflicht aus. Denn da der Mensch der einzige Wirt ist, könnte eine hohe Durchimpfungsrate die Virusübertragung stoppen.
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