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Ein Gärtner achtet nun im Benediktinerstift St. Paul darauf, dass im Sinne Gottes gehandelt wird Ausgabe 31 | Mittwoch, 29. Juli 2020

Pater Marian Kollmann ist seit 18. Juli der neue Stiftsadministrator von St. Paul. Der ursprünglich gelernte Gärtner mit Lavanttaler Wurzeln trat mit 18 Jahren ins Kloster ein. Er bleibt trotz seiner neuen Aufgabe Lehrer im Stiftsgymnasium und Pfarrer in St. Georgen.

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St. Paul. Seinen Weg ins Kloster fand Pater Marian Kollmann früh. Bereits im Alter von 18 Jahren trat er ins Benediktinerstift St. Paul ein, nachdem er einige Jahre zuvor bei der täglichen Busfahrt zur Schule in Klagenfurt Ursulinenschwestern näher kennenlernte und durch sie zum Ministranten und Mesner geworden war. »Ich habe damals mehrere Klöster angeschrieben und mich dann für die Benediktiner entschieden, weil sie immer an einem Ort bleiben. Das hat mir am meisten gefallen«, erklärt Pater Marian. Dennoch führte ihn sein Weg zunächst auch weg vom Lavanttal. Zuerst nach Niederösterreich, wo der Absolvent einer Gartenbauschule die Matura nachholte, dann nach Graz zum Studium der Theologie und Religionspädagogik. 

Am 18. Juli 2020 wurde der 1983 in Klagenfurt geborene Pater mit Lavanttaler Wurzeln – sein Vater stammt aus Kleinedling – nun für die nächsten drei Jahre zum Nachfolger von Pater Maximilian Krenn als Stiftsadministrator in St. Paul gewählt (siehe auch Artikel unten). »Meine Aufgabe ist es, einen Überblick über alle Bereiche zu haben und darauf zu achten, dass im Sinne Gottes gehandelt wird«, so der neue Administrator. Und die Bereiche sind vielfältig: Zum Stift gehören die vier Pfarren St. Paul, St. Georgen, St. Martin und Pustritz, ausgeholfen wird außerdem in St. Andrä, das Stiftsgymnasium St. Paul, der wirtschaftliche Bereich mit den Sparten Waldwirtschaft, Landwirtschaft und Weinbau und der kulturelle Bereich mit den Ausstellungen im eigenen Haus, dem Kultursommer St. Paul und dem Benediktinerweg. 

Alte und neue Aufgaben

Pater Marian ist selbst seit zwei Jahren für die Pfarre St. Georgen zuständig und übernimmt ab 1. August zusätzlich die Pfarre St. Paul. Außerdem bleibt er trotz seiner neuen Aufgabe auch weiterhin Lehrer und Klassenvorstand im Stiftsgymnasium. »Ein Bereich, der immer größer wird, ist jener der Eigenproduktionen im Kloster. Wir stellen etwa Schnaps und Gin selbst her«, erzählt Pater Marian. Nachhaltigkeit und Schöpfungsverantwortung spielen in allen Bereichen eine große Rolle: »Wir haben darauf zu achten, dass Boden und Natur als Lebensraum erhalten bleiben.«

»Jüngstes« Kloster Österreichs

Insgesamt neun Mönche leben und arbeiten im Stift St. Paul. Mit einem Altersdurchschnitt von 41 Jahren machen sie das Kloster zum »jüngsten« in ganz Österreich: »Der niedrige Altersdurchschnitt macht die Mönche arbeitstechnisch super einsetzbar.« Besonders freut sich der neue Stiftsadministrator, dass am 5. August erneut jemand offiziell im Benediktinerstift aufgenommen wird: »Seit dem Jahr 2000 erlebt St. Paul hier einen Aufschwung.«

Selbst sieht sich Pater Marian täglich und rund um die Uhr als Priester und Mönch. Seine Freizeit verbringt er gerne im Wald und auf der Alm, wobei für ihn das Bodental – die Heimat seiner Mutter – ein besonderer Kraftort ist. Was den gelernten Gärtner aber besonders erdet, ist die Gartenarbeit im Stift: »Mit meinen Händen in der Erde zu arbeiten, entspannt und bringt einen auf den Boden zurück.«

»Corona als Chance«

Man könnte meinen, die Benediktinermönche in St. Paul leben in einer eigenen »Blase«, doch die großen Themen, die die Welt und die katholische Kirche bewegen, gehen natürlich auch an ihnen nicht vorüber, im Gegenteil. »Der Corona-Lockdown war in der Schule eine große Herausforderung, und Gottesdienste ohne Menschen waren schwer, da es doch um die Gemeinschaft geht«, sagt Pater Marian. »Viele Menschen haben Existenzängste. Dennoch sehe ich Corona auch als Chance für ein bewussteres Leben.« 

Erst kürzlich lehnte der Vatikan den Vorschlag ab, dass aufgrund des Priestermangels auch Laien Pfarren leiten dürfen. »Das offizielle Leitungsamt sehe auch ich beim Pfarrer, doch eine Mitleitung und Mitarbeit ist auf vielfältige Weise möglich. Man muss auf die regionalen Erfordernisse schauen, das steht auch so im Dokument«, klärt Pater Maximilan auf. So würden etwa in Südamerika Pfarren von Laien geleitet, da das Gebiet so gr0ß ist, dass der zuständige Pfarrer nur ein bis zwei Mal im Jahr vorbeikommen kann. 

Zur jährlich hohen Zahl an Kirchenaustritten in Österreich sagt der Administrator: »Dem kann man nur mit positiven persönlichen Begegnungen gegensteuern. Dazu ist jeder Christ aufgefordert. Wir brauchen eine einladende Kirche mit offenen Türen. Hier sind die Pfarren extrem wichtig, denn Kirche ist regional.«

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