Artikel
Wolfsberg. »Es ist nirgends etwas los.« Und: »Die Jugend in Wolfsberg ist halt nicht motiviert.« Oder: »Ohne Auto kommt man ja eh nirgends hin.« So denkt die Jugend über die Stadt Wolfsberg. Die Unterkärntner Nachrichten haben mit jungen Leuten in Wolfsberg gesprochen und gefragt, was sie von den Freizeitangeboten der Stadt halten und was sie sich wünschen würden.
»Wenn die Busse öfter fahren würden, könnte ich viel leichter etwas unternehmen«
Emma Zarfl, Schülerin aus St.Ulrich
Das Vorurteil lautet, in Wolfsberg sei nichts mehr los, junge Menschen fänden keine Angebote vor, wie sie ihre Freizeit verbringen können. Ganz so sieht die Jugend das jedoch nicht, das weitgefächerte Angebot an Freizeitaktivitäten wissen sie nach eigenen Aussagen sehr wohl zu schätzen.
Die 20-jährige Pia Zechner, die eine Ausbildung zur Justizwachebeamtin macht, meint: »Obwohl Wolfsberg eine verhältnismäßig kleine Stadt ist, haben wir eigentlich alles da. Vom Tenorio als Einkaufszentrum über jeglichen Fachhandel bis hin zu unserem Stadionbad und dem Mettersdorfer See zum Schwimmen ist alles hier zu finden. Man muss nicht in die nächsten Städte fahren, wenn man nicht will.«
Der 21-jährige Schieflinger Elias Kreuzer hebt vor allem das Kino und das Lokal »Chicago Billards« als für ihn wichtige Plätze hervor. Außerdem geht Elias gerne mit seinen Freunden wandern: »In Wolfsberg hat man so viele Möglichkeiten, wo man wandern kann. Neben der Koralpe und der Goding gehe ich auch gerne auf den Schlossberg oder zum Mausoleumspfad in der Innenstadt. Besonders im Herbst ist es dort sehr schön.«
Das Kino und die Landschaft lobt auch Emma Zarfl, eine 16-jährige Schülerin: »Am liebsten gehe ich an meinen freien Tagen mit meinen Freunden Picknicken am Wasserspeicher oder, wenn ein guter Film läuft, ins Kino. Es ist schon fein, dass man nicht mehr nach Klagenfurt ins nächste Kino fahren muss.«
Einige der Jugendlichen nennen auch die Koralpe im Winter als beliebte Freizeitlocation. Jahr für Jahr kursieren immer wieder Gerüchte über die Erhaltung des Skibetriebs auf der Koralpe, der einzige Sessellift im Skigebiet wurde bereits 2021 eingestellt. Viele Skischulen, gerade auch slowenische, kommen jährlich dennoch auf die Koralpe, um hier Wintersportkurse durchzuführen.
Auch für Emma ist die Nähe zum Wintersportgebiet sehr wichtig: »Ich gehe sehr gerne Snowboarden. Dass man hier bei uns eigentlich direkt beim Skigebiet wohnt, ist für mich persönlich ein großer Pluspunkt. Andere müssen stundenlang fahren. Ich hoffe die Koralpe bleibt uns noch viele Jahre lang erhalten.«
Auch das große Eisdielen-Angebot wird gelobt: Pia sagt: »Am liebsten sitze ich im Sommer irgendwo in der Sonne an der Lavant mit einem Eis von Il Gelato, Graf oder Happy Cones. Wir haben in Wolfsberg ja wirklich viel Auswahl was das angeht.«
Nachtleben in Wolfsberg
Das Nachtleben in Wolfsberg hat in den vergangenen Jahren eine große Veränderung erlebt. Das bekannte »First Floor« an der OMV-Kreuzung schloss nach elf Jahren im Mai vergangenen Jahres. Ein paar hundert Meter weiter sperrte im September 2022 das »Coopers« auf, das die neue Variante des »First Floor« darstellen soll.
Beliebte Lokale
Neben diesem Lokal nennen die Befragten das »Embassy«, das »Sixties« und das »Mambos« als beliebte Lokale. So richtig zufrieden scheint die Jugend jedoch nicht. Elias sagt nach kurzem Überlegen: »Wenn, dann gehe ich nur auf Veranstaltungen wie Feuerwehrfeste oder Landjugendfeiern. In die Bars in Wolfsberg gehe ich nicht, da bin ich mit 21 Jahren ja ganz klar der Älteste.« Er studiert in Graz Mathematik und Englisch als Lehramt und fährt an den Wochenenden nach Hause, um seine Freunde und Familie zu sehen.
»Die Stadt soll hier ansetzen und Jugendlichen Gründe geben, warum sie gerne hier wohnen«
Fabian Maier, Jung-DJ aus Wolfsberg
Ein wichtiger Punkt für ihn, warum er in Wolfsberg nicht gerne abends ausgeht, sind auch die öffentlichen Anbindungen: »Sobald ich nach 19 Uhr in Wolfsberg unterwegs bin, muss einer der Gruppe nüchtern bleiben, um mit dem Auto zu fahren. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln hat man in Wolfsberg am Abend ja keine Chance, nach Hause zu kommen. Und ein Taxi kostet gleich mal ein Vermögen.«
Leah Edler aus Eitweg – die 19-Jährige absolviert eine Ausbildung als Optikerin – betont immer wieder: »Man will halt nicht mehr fortgehen in Wolfsberg, weil nirgends etwas los ist. Die Leute sind nicht motiviert, und so bleiben die Bars halt immer leer.« Sie selbst ist Mitglied der Landjugend Eitweg und auch sie meint, dass sie am liebsten die Feste dieser Organisation besucht.
Auch der 21-jährige Fabian Maier aus St. Margarethen, der selbst seit einigen Jahren als DJ in der Nachtgastronomie tätig ist, bestätigt: »In letzter Zeit ist festzustellen, dass das Angebot bei Lokalen abnimmt. Die Stadt könnte vor allem bei der jüngeren Generation durch eigene Veranstaltungen und Clubbing-Events punkten. Die Bars und Clubs in Wolfsberg sind ja nicht gerade einladend voll.«
Wünsche für die Zukunft
Bei vielen jungen Menschen ist also herauszuhören: Bei der Wolfsberger Gastronomie sowie bei organisierten Festen ist noch Luft nach oben. Die Eröffnung des Kinos, die reichlich vorhandene Natur und die Feiern von Landjugend und Co. sind aber ein Schritt in die richtige Richtung.
Was die jungen Menschen sich in Wolfsberg wünschen, ist: Mehr Alternativen für junge Leute am Abend. Ohne lange zu überlegen sagt Pia: »Mir fehlt etwas, das ich abends mit meinen Freunden unternehmen kann. Gerade am Wochenende sperrt in Wolfsberg alles so früh zu, und wenn ich einmal nicht auf ein Getränk ins ›Embassy‹ gehen will, sind meine Möglichkeiten sehr beschränkt.«
Auch die öffentlichen Verkehrsmittel werden erneut genannt. Emma aus St. Ulrich: »Wenn wir mehr Busse hätten oder regelmäßigere Verbindungen des öffentlichen Verkehrs, wäre es viel leichter für mich, etwas zu unternehmen. Bei Schlechtwetter kann ich nicht mit dem Moped fahren.«
Jung-DJ Fabian wünscht sich mehr Leben in Wolfsberg: »Wir wissen alle, dass es wirklich noch Potenzial gibt, um die Stadt für junge Leute zu beleben. Es ist, finde ich, die Aufgabe der Stadt, hier anzusetzen und der Jugend einen Grund zu geben, warum sie gerne in unserer Stadt lebt.«
0 Kommentare Kommentieren
Keine Kommentare gefunden!