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Auch wenn die Nachkommen die Asche des Vaters nicht wollen: Jede Urne wird in Wolfsberg beigesetzt Ausgabe 1 | Mittwoch, 3. Januar 2024

Laut beiden Wolfsberger Bestattungen ist es sehr selten, dass die Asche Verstorbener nicht abgeholt wird. Wenn es doch vorkommt, sorgen die Unternehmen für die Beisetzung. Im Lavanttal sei der Bezug der Menschen untereinander mehr gegeben als in Städten.

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Wolfsberg. Immer wieder kommt es vor, dass die Asche Verstorbener bei Bestattungsunternehmen »vergessen« wird: ORF Kärnten berichtete zuletzt von 15 Urnen, die in einer Urnenwand der Bestattung Villach auf eine Beisetzung warten. Die Unterkärntner Nachrichten fragten bei  Wolfsberger Bestattern nach, wie es mit der »Beerdigungsmoral« im Lavanttal aussieht.

»Dass niemand die Asche abholt, gibt es bei uns eher nicht«, sagt Andreas Kos, Geschäftsführer der Bestattung Kos. Ganz ausgeschlossen ist es aber nicht: So hat Kos einen Fall, in dem die Nachkommen nicht gut auf ihren Vater zu sprechen sind – was sich auch nach dessen Tod nicht änderte. »Die Urne wurde nicht abgeholt«, sagt Kos, »bei uns stehen bleibt sie aber trotzdem nicht, wir sorgen für die Bestattung – immer, bei allen Todesfällen. Wir werden mit der Pfarre und der betroffenen Gemeinde eine Grabstelle für die Asche des Verstorbenen finden.« 

»Keine Urne bleibt bei uns stehen. Wir sorgen für die Bestattung – immer, bei allen Todesfällen«
Andreas Kos, Bestattung Kos

Eventuell werde sich die Wohngemeinde des Mannes an den Kosten beteiligen. Und wenn nicht? Kos: »Dann bezahlen wir sie.«

Laut dem Bestatter sind Fälle wie dieser aber »äußerst selten. Im Lavanttal ist der Bezug der Menschen untereinander mehr gegeben als etwa in Städten.« Vorkommen könne es allerdings, dass eine Urne einige Monate lang bei der Bestattung bleibt. »Das sind Spezialfälle«, sagt Kos, »etwa wenn die Aufarbeitung der Verlassenschaft länger dauert. Einmal waren es fünf Jahre.«

»Ob sich jemand meldet ...«

Gibt es keine bekannten Verwandten, spricht Kos mit dem zuständigen Notar und der betroffenen Gemeinde: »Der Verstorbene wird eingeäschert, dann warten wir ab, ob sich jemand meldet. Es wird auch versucht, Angehörige zu eruieren. Wenn das nicht gelingt, werden die Urnen in der Heimatgemeinde beigesetzt.« 

»Wenn sich der Auftraggeber nicht um die Bestattung bemüht, sprechen wir mit ihm«
Thomas Groß, Bestattung Wolfsberg

Jede Gemeinde besitzt laut dem Bestatter eine Grabstelle, in der auch Verstorbene ihre letzte Ruhestätte finden, die keine Angehörigen besaßen und keine Mittel hinterließen, um die Beisetzung zu bezahlen. Es handelt sich dabei nicht um Einzel-, sondern um Gemeinschaftsgräber. 

Thomas Groß, Abteilungsleiter der zu den Stadtwerken zählenden Bestattung Wolfsberg, sagt: »Dass Urnen nicht abgeholt wurden, ist schon vorgekommen. Oft passiert das aber nicht, eigentlich nie.« Die Bestattung Wolfsberg ist laut ihm bemüht, jemanden zu finden, der sich der Urne annimmt und »Interesse hat, dass sie beigesetzt wird«. 

Das Gespräch wird gesucht

Groß: »Es ist ja auch so, dass jemand die Beisetzung in Auftrag gibt. Wenn sich der dann nicht um die Bestattung bemüht, sprechen wir mit ihm.« Fühlt sich niemand zuständig, »sorgen wir für eine Sozialbestattung«, sagt der Abteilungsleiter. Die Kosten werden dann grundsätzlich vom Land bzw. der Gemeinde übernommen.

Laut Groß befinden sich derzeit zwölf Urnen in der Kapelle der Bestattung Wolfsberg: »Der Großteil ist für eine Sozialbestattung vorgesehen.« 

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