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Wolfsberg. Heimo Toefferl, ehemaliger Vizebürgermeister von Wolfsberg, nun Pensionist und Schachtrainer, war gerade mit einem Freund auf dem Heimweg von der Schachweltmeisterschaft in Bled. Dazu musste das Duo auch den Grenzübergang am Loibl passieren. Also näherte man sich im Schritttempo der Grenzstelle, sah sich um, konnte aber keine Beamten entdecken und fuhr weiter.
Nach rund zwei Kilometern bemerkte Toefferl im Rückspiegel ein Polizeiauto mit Blaulicht, gefolgt von einem Militärfahrzeug. »Ich dachte, es gibt irgendwo einen Einsatz und machte Platz zum Überholen. Nachdem das Polizeiauto vor mir Halt machte, blieb ich auch stehen und fragte, ob der Einsatz mir gilt«, erzählt Toefferl. Und siehe da: Richtig geraten. Der Polizeibeamte warf Toefferl vor, an der Grenze nicht stehengeblieben zu sein und auf Anhaltezeichen des Beamten nicht reagiert zu haben.
»Bei der Grenzhaltestelle habe ich keinen Beamten gesehen, auch Stoppschild wäre mir keines aufgefallen, also bin ich weitergefahren. Als ich dann von Polizei und Bundesheer verfolgt wurde, hat der Polizist zwar gewunken, aber ich dachte nicht, dass das Herumfuchteln mit den Armen mir galt. Ich war gewohnt, dass die Polizei Leute mit einer Anhaltekelle aufhält. Aber wahrscheinlich sind diese den Sparmaßnahmen zum Opfer gefallen«, meint Toefferl, der alles versuchte, doch noch einer Strafe zu entgehen.
30 Euro Strafe
Am Ende halfen alle Argumente des Wolfsbergers nichts und ihm wurde die Mindeststrafe von 30 Euro aufgebrummt, die Toefferl sofort beglich. Verärgert ist er trotzdem: »Wie lange soll man denn stehenbleiben? Eine Minute, eine Stunde, bis jemand kommt? Das konnte mir auch der Polizist nicht sagen. Ich verstehe schon, dass dem Polizisten und seinem Assistenten vom Bundesheer langweilig sein muss, aber muss man dann zwei Pensionisten nachfahren, nur um einen Treffer zu bekommen? Was mir aber wirklich Sorgen bereitet: Wer hat denn während dieses Einsatzes die Grenze bewacht?«
Kein Einspruch
Auch wenn Heimo Toefferl den Lavanttalern als streitbarer Mensch bekannt ist, gegen die Strafe legte er keinen Einspruch ein. »Das hätte wenig Sinn gemacht, denn wir alle kennen ja einen ähnlichen Fall, wo ein Landwirt sogar vor Gericht ging, am Ende seine Strafe aber trotzdem bezahlen musste«, meint Toefferl.
Landwirt ging vor Gericht
Es war im November 2016 als ein Landwirt am Grenzübergang Seebergsattel an Grenzpolizisten vorbeigefahren sein soll. Auch damals konnte der Landwirt keine Beamten ausfindig machen. Ihm wurde trotzdem zur Last gelegt, die Grenzkontrolle ignoriert zu haben. Der Landwirt ging damals bis vor das Landesverwaltungsgericht. Am Ende musste er die Strafe trotzdem zahlen.
Laut Polizei muss man sich als Autofahrer jedenfalls der Grenzkontrolle stellen. Bei Grenzübergängen mit unregelmäßigen Kontrollen liege es in der Pflicht des Autofahrers, sich zu vergewissern, ob eine Grenzkontrolle stattfindet oder nicht. Beamte suchen muss aber niemand, das sagt auch Polizeisprecher Rainer Dionisio, der gegenüber einer Tageszeitung meinte: »Niemand muss aussteigen und einen Beamten suchen.« Ganz verstehen kann die Sache der ehemalige Wolfsberger Vize auch nach Wochen nicht.
»Ich dachte mir zunächst, dass es sich hierbei um eine moderne Art der Wegelagerei handelt. Man geht anscheinend mit der Zeit«, meint Toefferl.
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