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Wolfsberg. Für Vizebürgermeister Alexander Radl (SPÖ) war die Entscheidung, als Bürgermeister zu kandidieren, schnell gefallen – auch wenn sie ursprünglich nicht in seiner Lebensplanung stand. Er habe Bürgermeister Hannes Primus unterstützen wollen, »aber leider wollte es das Schicksal anders«. Um Spekulationen zu vermeiden, habe er nach Primus‘ Tod auf eine rasche innerparteiliche Entscheidung gedrängt.
Die Unterkärntner Nachrichten baten die drei Wolfsberger Bürgermeister-Kandidaten zum Gespräch, um ihre Beweggründe, Positionen und Ziele zu erfahren.
Josef Steinkellner (ÖVP) benötigte etwas Zeit für die Entscheidung. »Ich wollte mich zunächst nicht damit beschäftigen«, sagt er. Erst nach interner Beratung habe die ÖVP beschlossen, anzutreten – und die Wahl fiel auf ihn. »Ich habe sie angenommen, weil ich bereit bin, mehr Verantwortung zu übernehmen. Die Gemeinde ist mir nicht fremd, auch wenn ich nicht alle Abläufe kenne«, sagt Stückler. Sein Ziel ist es, »den Wahlkampf lebendiger zu machen« und den Wählern eine Alternative zu bieten.
Reinhard Stückler (Grüne) schildert, dass der Tod von Hannes Primus ihn tief getroffen habe. »Meine erste Reaktion war: Ich werde sicher nicht kandidieren.« Doch schließlich habe er sich mit der Gemeindepartei dazu entschieden, zu kandidieren – auch aus demokratischem Verständnis: »Damit der Wahlgang für die Bevölkerung lebendiger ist. Es ist wichtig für die Demokratie, dass ich mich aufstellen habe lassen.«
Ein ruhiger Wahlkampf
Alle drei Kandidaten setzen auf einen kurzen Wahlkampf. Radl betont, dass in der Sommerzeit keine lange Kampagne üblich sei: »Wir wollten es kurz und knackig machen. Wir müssen ja auch sichtbar sein, daher gibt es bereits einige Plakate. Das heißt aber nicht, dass nichts mehr geplant ist.« Bezüglich der Wahlkampfkosten spricht Radl von einer »niederen fünfstelligen Summe«.
Steinkellner sieht die Dauer des Wahlkampfs ähnlich: »Maximal zwei Wochen – das war von Anfang an klar.« Trotzdem hat die ÖVP bereits sieben Banner platziert. In den kommenden Wochen sind Werbeschaltungen bei City-Lights gebucht, eine vierseitige Wahlzeitung wurde bereits verschickt. Für Steinkellner stehen aber persönliche Gespräche im Vordergrund. Als Obergrenze für das Wahlkampfbudget nennt er den »höchsten vierstelligen Betrag«, von dem nur etwa 60 Prozent ausgeschöpft würden.
Stückler setzt vor allem auf digitale Präsenz. »Wir haben eine Homepage gestaltet, die in der Vorwoche online ging. Zusätzlich macht die Landespartei Werbung auf Facebook und Instagram.« Stückler und die Wolfsberger Grünen geben kein eigenes Geld aus. »Die Landespartei hat für die Homepage sicher unter 1.000 Euro investiert«, so Stückler.
Sanierung des Budgets
Wolfsberg steht derzeit mit einem Minus von knapp sieben Millionen Euro da. Für Stückler gibt es zwei Ansatzpunkte, um das zu ändern: »Intern würde ich in bestimmten Bereichen rigoroser einsparen – etwa bei der Förderung für den WAC. Das ist für die Gemeinde ein hoher Betrag, für den Verein aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Man sollte dem WAC Infrastruktur bereitstellen, zusätzliche Förderungen sind aber nicht nötig.« Potenzial sieht er auch im Wirtschaftshof und bei Einnahmen aus erneuerbarer Energie. Extern müsse der »Steuerkuchen« für Gemeinden wieder größer werden: »Ohne Änderung der Spielregeln von Land und Bund wird es aber nicht möglich sein, ein positives Budget zu erstellen.«
»Kooperationen und Synergien könnten bei den Stadtwerke ebenfalls Einsparungen bringen«
Reinhard Stückler, Bürgermeisterkandidat Grüne
Josef Steinkellner setzt ebenfalls auf Einsparungen, will aber die Entwicklung der Gemeinde sichern: »Jedes Referat hat schon seinen Beitrag geleistet. Wir müssen schauen, wie wir beim Personal sparen können, ohne Effizienz zu verlieren.« Er verweist auf Zusammenlegungen von Abteilungen und Auslagerungen als positive Beispiele. Vom Bund erhofft er sich einen höheren Finanzausgleich, »aber wir dürfen uns nicht darauf verlassen.« Als Bezirksstadt habe Wolfsberg viele gemeindeübergreifende Aufgaben, die ins Geld gehen, da habe die Stadt aber wenig Handlungsmöglichkeiten.
Alexander Radl betont, dass bereits Maßnahmen gesetzt wurden: »Als amtsführender Bürgermeister war ich für das Budget 2025 verantwortlich, wir konnten 300.000 Euro einsparen.« Er habe Mehrparteiengespräche eingeführt, um gemeinsam Lösungen zu finden. Doch allein mit Einsparungen werde es nicht gehen: »Von 2,5 Millionen Euro Ertragsanteilen im August bleiben uns 228.000 Euro, der Rest geht direkt ans Land. Das ist nicht mehr tragbar.« Bund und Land müssten bei den Umlagen, die seit 2022 um sieben bis acht Millionen Euro gestiegen sind, und dem Finanzausgleich handeln.
Bei den Wolfsberger Stadtwerken plädiert Steinkellner für eine Rückgliederung in die Stadt: »Wir haben bereits einen Antrag auf Auflösung des Beirats gestellt. Das wäre ein Zeichen für die Bevölkerung, dass wir sparen möchten, nachdem die Gebühren erhöht wurden. Ich bin der Meinung, dass man die Stadtwerke zur Gänze zurückholen sollte.«
Radl spricht sich nicht grundsätzlich dagegen aus, fordert aber gründliche Vorbereitung: »Es gibt gesetzliche Barrieren, vor allem bei der Übernahme der Mitarbeiter. Ohne Gesetzesänderung drohen finanzielle Einbußen für sie. Das wollen wir auf keinen Fall.« Er habe beim Land bereits auf Änderungen gedrängt, bisher aber keine Antwort erhalten.
»Von 2,5 Millionen Euro Ertragsanteilen im August bleiben uns 228.000 Euro, der Rest geht ans Land«
Alexander Radl, Bürgermeisterkandidat SPÖ
Stückler sieht die Stadtwerke als eine funktionierende Firma: »Eine Rückgliederung wäre sehr aufwendig. Ich denke, Kooperationen und Synergien könnten ebenfalls Einsparungen bringen, das wäre einfacher umzusetzen.« Bei nachgewiesenem Einsparungspotenzial durch eine Rückgliederung würde er sich ihr aber nicht verschließen.
Belebung der Innenstadt
Für Stückler ist das Problem »Belebung der Innenstadt« strukturell: »Die Menschen fahren dorthin, wo es viele Parkplätze gibt. Und die gibt es bei den Einkaufszentren außerhalb der Stadt. Wir müssen Radfahren und Zufußgehen attraktiver machen und die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt steigern.« Begrünung und Pop-up-Stores sind für ihn weitere Ansätze.
Radl verweist auf bestehende Initiativen wie den Schönsonntagsmarkt, den Herbst in Wolfsberg oder den Märchenpfad: »Vielleicht können aber auch Veranstaltungen wie das Charity-Event vor zwei Wochen am Hohen Platz, dass von Gewerbetreibenden organisiert wurde, eine Initialzündungen sein, um Bewohner und Gewerbetreibende zu motivieren, gemeinsam Akzente für die Innenstadt zu setzen.« Mehr Begrünung und eine Überprüfung des des Verkehrsflusse durch die Stadt hält er für sinnvoll.
Steinkellner sieht die Wurzeln des Problems in der Raumordnung vor 30 Jahren: »Dadurch wurden die Einkaufszentren ermöglicht, die nun den Einzelhandel unter Druck setzen.« Auch die Chance einer Umfahrung im Westen sei damals verpasst worden. Bezüglich Aktionen in Wolfsberg schlägt Steinkellner vor: »Vielleicht sollten wir uns auf einen Herbstmarkt konzentrieren und im Sommer anstelle des Schönsonntagmarkts ein Italienerfest veranstalten.«
Chancen der Koralmbahn
Der Start der Koralmbahn rückt näher – und mit ihm die Frage, ob Wolfsberg davon profitieren wird.
Radl sieht in der neuen Verbindung vor allem Potenzial für Zuzug: »Wolfsberg ist sicher ein attraktiver Ort, um eine Familie zu gründen. Wir haben eine sehr gute Infrastruktur bei Kinderbetreuung und Schulen, dazu viele Freizeitmöglichkeiten.« Wichtig sei, die Anbindung an den Bahnhof St. Paul zu verbessern: »Wir wollen erreichen, dass es attraktiv ist, mit öffentlichen Verkehrsmitteln dorthin zu kommen.« Auch wirtschaftlich erhofft er sich Impulse: »Ich hoffe, dass der Technologiepark in St. Paul Betriebe ins Tal bringen wird«, so Radl.
Stückler legt den Blick auf die »sanfte Mobilität«: »Man muss bereits von den Bahnhöfen wegdenken – wie kommen Fußgänger, Radfahrer oder Rollstuhlfahrer einfach zum Bahnhof St. Paul?« In Wolfsberg gebe es noch Barrieren, die Bahnfahren unattraktiv machten. »Sie müssen abgebaut werden, und es braucht gute Busanbindungen zu den Bahnhöfen im Tal.«
Steinkellner sieht Handlungsbedarf bei der Infrastruktur: »Wir müssen die Park&Ride-Parkplätze adaptieren und erweitern. Die drei bestehenden sind schon jetzt sehr gut ausgelastet.«
»Vielleicht sollten wir im Sommer statt des Schönsonntagmarkts ein Italienerfest machen«
Josef Steinkellner, Bürgermeisterkandidat ÖVP
Auch die Anbindung der Bahnhöfe in Reding und St. Stefan für Rad- und E-Scooter-Fahrer müsse verbessert werden. Betriebsansiedlungen in Wolfsberg hält Steinkellner für fraglich: »Wir haben in Wolfsberg die Flächen dafür nicht.« Chancen sieht er dagegen im Wohnbereich und im Tourismus: »Vielleicht erhalten wir den Skibetrieb auf der Koralpe und können davon profitieren.«
Die Kandidaten
Trotz Wahlkampfs herrscht Respekt und Humor unter den drei Bürgermeisterkandidaten. Radl lobt Steinkellner als »respektvoll und korrekt«, Stückler als »fleißigen Landwirt«. Steinkellner beschreibt Radl als »umgänglich« und verbindlich« und Stückler als »engagierten Biolandwirt und typischen Grünen«. Stückler wiederum bescheinigt Radl »Sachlichkeit, auch wenn er angegriffen wird«, und Steinkellner »genaue Arbeit ohne Untergriffe«.
Gefragt nach der Wahlbeteiligung am 14. September gehen Radl und Stückler von über 50 Prozent aus, Steinkellner hingegen rechnet mit lediglich 40 bis 50 Prozent. Zum eigenen Stimmenanteil meint Radl: »Ich kann keine Prozentzahl nennen, aber ich will im ersten Wahlgang gewinnen.« Steinkellner sieht sein Potenzial bei 25 Prozent, Stückler rechnet mit rund zehn Prozent.
Von Michael Swersina
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