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Lavanttal. Aufgrund rückläufiger Schülerzahlen kämpfen Schulen um jeden Zögling. Um die eigene Bildungseinrichtung für neue Schüler attraktiv zu machen, setzen immer mehr Bildungseinrichtungen, vor allem im Bereich der Mittelschulen, auf Schwerpunkte. So gibt es im Lavanttal eine Sportmittelschule in St. Stefan und eine Musikmittelschule in Wolfsberg. Auch im Volksschulbereich versucht man die Schwerpunkte auf »MINT«, Musik oder Sport zu legen. Allerdings gibt es ein Problem, dass vielen Eltern sauer aufstößt: Während Jugendliche, die eine höhere Schule – HAK, HTL, HLW usw. – besuchen, sich ihren Schulstandort aussuchen können, ist das im Pflichtschulbereich nicht so.
»Zu bedenken ist, dass die Aufhebung mit erheblichen Herausforderungen verbunden wäre«
Daniel Fellner, Bildungslandesrat
Nach wie vor muss hier die Schule im jeweiligen Schulsprengel besucht werden. Zwar ist es möglich, in eine Schule außerhalb des eigenen Sprengels zu gehen, doch bedarf es dazu der Genehmigung der Gemeinden. Zunächst muss die Gemeinde des zuständigen Schulsprengels zustimmen, dass der Schüler eine andere Schule besucht, danach muss auch die Gemeinde der neuen Schule ihre Zustimmung erteilen. Das ist auch mit finanziellen Aspekten verbunden: Denn bei einem sprengelübergreifenden Schulwechsel muss von der Sprengelgemeinde an den neuen Schulerhalter ein Schulbeitrag geleistet werden.
Vorteile der Zusammenlegung
von Schulsprengeln wären die Freiheit der Schulwahl und ein geringerer bürokratischer Aufwand für die Gemeinden bei einem Sprengelwechsel. Als Nachteil gilt die Planungssicherheit für die Schulerhalter und Direktionen, sowie die Finanzierung.
Meinungen
Der Kärntner Bildungsreferent Landesrat Daniel Fellner meint: »Eine Aufhebung der Schulsprengel ist in Hinblick auf unser Credo, jungen Menschen stets die besten Bildungschancen ermöglichen zu können, zu befürworten. Zu bedenken ist natürlich, dass eine solche – abgesehen davon, dass es eine Gesetzesänderung bräuchte – auch mit erheblichen Herausforderungen verbunden ist bzw. wäre. Wie etwa jener der Umverteilung von Kapazitäten. Schulstandorte mit geringen Schülerzahlen auf der einen und überforderte Schulstandorte auf der anderen Seite wären beispielsweise mögliche Konsequenzen. Darum gilt es, bei dieser Frage mit besonderer Umsicht vorzugehen.«
Der Wolfsberger Bürgermeister Hannes Primus (SPÖ) sagt zur angedachten Aufhebung der Schulsprengel: »Man muss sich das ganz genau anschauen und mit den Gemeinden sprechen. In bestimmten Fällen macht es Sinn, dass Kinder eine schulsprengelfremde Schule besuchen. Es sind aber noch sehr viele Fragen offen, etwa der Schülertransport, und es bedarf dann einer einheitlichen Regelung des Schulerhaltungsbeitrags.«
Der in der Bischofsstadt für die Schulen zuständige Stadtrat Christian Taudes (ÖVP) weist darauf hin, dass es innerhalb der Stadtgemeinde St. Andrä ohnehin keine Schulsprengel mehr gibt. Taudes: »Wenn es gemeindeübergreifend zu einer Aufhebung kommen sollte, kann es mit der Planungssicherheit natürlich sehr schwierig werden. Außerdem ist dann zu klären, wer für die Schülertransporte aufzukommen hat. Ich befürchte, dass damit das Konkurrenzdenken zwischen verschiedenen Schulen noch weiter gefördert wird.«
»Der Wettbewerb unter den Schulen würde steigen. Einige würden geschwächt, andere gestärkt werden«
Klaus Penz, Obmann Schulgemeindeverband
Der Obmann des Schulgemeindeverbands Wolfsberg, Klaus Penz, sagt: »Mit der Aufhebung der Schulsprengel würde die Entscheidung über den Besuch einer Mittelschule vom Schulgemeindeverband an die Direktoren verlagert. Es darf nicht passieren, dass beliebte Schulen aus allen Nähten platzen, andere Schulen aufgrund von zu geringen Schülerzahlen schließen müssen. Der Wettbewerb unter den Schulen würde steigen. Manche würden geschwächt, andere gestärkt werden.« Derzeit gebe es vom Schulgemeindeverband für die Lavanttaler Mittelschulen die Vorgabe, maximal zwei erste Klassen pro Jahr aufzunehmen. Nach einer Abschaffung der Schulsprengel müssten die jeweiligen Schulleiter schauen, wie sie mit ihren Kapazitäten zurecht kommen, so Penz.
Abschließend meint Fellner: »Mit Sicherheit sind die Herausforderungen differenziert nach dem Schultyp zu beurteilen. So betrachte ich eine Auflösung der Sprengel bei Mittelschulen als eher realisierbar als bei Volksschulen. Mein Anliegen ist es, Schülern die Möglichkeit zu geben, die Schule zu besuchen, in der sie sich entsprechend ihren Talenten und Begabungen aufgehoben fühlen.«
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