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Wolfsberg. Seit ihrem 18. Lebensjahr ist Tina Kornherr mit einer kurzen Unterbrechung im landwirtschaftlichen Bereich tätig. Ihr Beruf ist gleichzeitig ihre Leidenschaft und das glaubt man der 37-Jährigen aufs Wort. Seit 2014 verkauft sie ihr selbst produziertes Brot und Kleingebäck von ihrem Hof vulgo Spaler in Lausing im Lagerhaus Wolfsberg, bei anderen Direktvermarktern, ab Hof in ihrer Brothütte und freitags am Bauernmarkt am Weiher in Wolfsberg. Letzterem steht Kornherr auch vor – sie ist Obfrau der ARGE Bauernmarkt Wolfsberg, der sieben Direktvermarkter-Familien angehören. Durchschnittlich sechs Landwirte sind mit ihren Produkten jeden Freitag am Bauernmarkt vertreten, den es seit über 30 Jahren gibt, 21 Jahre davon am Weiher. Die Coronakrise zwang die Bauern zu einer kurzen Pause, mittlerweile findet der Markt wieder wie gewohnt von 7 bis 12 Uhr statt.
Laufkundschaft fehlt
Kornherr selbst ist jetzt noch nicht wieder am Bauernmarkt vertreten. »Das Marktfahren ist ein großer Aufwand neben Beruf und Familie und ich will meine Frischwaren nicht überproduzieren und dann wegwerfen müssen, weil der Absatz fehlt«, erklärt die Obfrau, »Natürlich haben wir viele Stammkunden, aber eben auch viel Laufkundschaft.« Und eben diese Laufkundschaft fiel mit den geschlossenen Geschäften weg, was sich mit der Lockerung der Corona-Maßnahmen seit 2. Mai nun aber hoffentlich wieder ändern wird: »Über Wochen war die Stadt wie leer gefegt. Jetzt wird es wohl wieder besser werden.« Ob im Sommer aber wieder wie sonst Touristen über den Bauernmarkt flanieren werden, ist mehr als fraglich: »Urlauber kaufen gerne spontan. Es ist eine der vielen Fragen, wie es hier weitergeht.«
Kritisch steht die Obfrau der Maskenpflicht auf Bauernmärkten im Freien gegenüber: »In Wien zum Beispiel ist die Situation sicher anders, aber man kann nicht alle über einen Kamm scheren.«
Nachfrage ab Hof steigt
Was Kornherr überraschte, war die stark steigende Nachfrage nach ihren Produkten in ihrer Brothütte mit Selbstbedienung, die jeden Donnerstag ab 16 Uhr am Spalerhof geöffnet hat. »Ich kann hier nur für mich persönlich sprechen. Ein Umdenken hat stattgefunden, aber ich kann das für mich nicht auf den Bauernmarkt beziehen. Ab Hof ist dafür wirklich sehr viel los«, freut sich Kornherr. Sie betont außerdem, dass gerade in Krisenzeiten die Kommunikation zwischen Produzenten und Kunden gut funktionieren muss.
Arbeitsteilung am Spalerhof
Am Spalerhof lebt Kornherr mit ihrem Mann Thomas und den vier Kindern im Alter von ein bis 18 Jahren. Thomas kümmert sich um die Betreuung der Schafe, Freilandschweine und Hühner, Tina Kornherr produziert das Gebäck und ist für den Verkauf zuständig. Auf große Experimente lässt sie sich bei ihrem Angebot nicht ein: »Das Besondere liegt im Einfachen. Meine Produkte sind bodenständig und klassisch und ich denke, das ist es, was sie ausmacht.«
»Ich möchte keinen Rückschritt«
Als vierfache Mama und Direktvermarkterin ist Kornherr Herausforderungen gewohnt, doch die Coronakrise hat die Situation verschärft. Deshalb will sie eine Lanze für alle Frauen brechen: »Gerade für Frauen ist es jetzt eine besonders herausfordernde Zeit, alles unter einen Hut zu bringen. Ich möchte keinen Rückschritt haben und mich nicht rechtfertigen müssen, wenn ich mein Kind in dieser Zeit in den Kindergarten gebe. Auch die Arbeit daheim muss anerkannt werden.«
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