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WOLFSBERG. „Statusmeldungen“ lautet nicht nur der Titel von Stefanie Sargnagels aktuellen Buch (2017 erschienen bei Rowohlt), sondern beschreibt auch, wodurch die Autorin bekannt geworden ist: Durch ihre Statusmeldungen im sozialen Netzwerk Facebook. Eingestimmt auf die Lesung hat die Songwriterin Lena Kühleitner, die als Vorprogramm einige, laut Eigencharakterisierung, „semi-traurige Lieder“ sang.
Monologe aus dem Callcenter Einen Namen hat Sargnagel schon seit ihrem Debütroman „Binge Living: Callcenter Monologe“, dessen Basis ihre eigenen Erfahrungen als Angestellte in einem Callcenter sind. „Rufnummernauskunft Stefanie Fröhlich, was kann ich für Sie tun?“ beginnen einige der kurzen, pointierten Dialoge, die sie dem Publikum am Samstag vortrug. „Wenn Menschen bei Hotlines anrufen, tendieren sie dazu, zu denken, dass der Mensch am anderen Ende Gedanken lesen kann“, so Sargnagel über ihre Erlebnisse. Da kann es schon passieren, dass jemand wissen will, wie die Telefonnummer des nächsten italienischen Restaurants von seinem Standort lautet, ohne die eigene Adresse zu nennen. Die Erlebnisse aus dem Callcenter hat Sargnagel mit Geschichten aus ihrer eigenen Familie und ihrem Umfeld verwoben, sodass ein Bewusstseinsstrom über die vorigen Jahre entsteht. Bei der Lesung ließ sie das Publikum daran teilhaben, indem sie nicht nur aus dem aktuellen Werk, sondern aus allen ihren bisher veröffentlichten Büchern vorlas. Wodurch sie die Zuhörer in ihren Bann zieht, ist aber insbesondere ihre Art, eine Lesung zu gestalten, die mehr eine Performance ist. Zwischen den vorgelesenen Texten erzählte Sargnagel Geschichten rund um den Entstehungsprozess derselben, wodurch sie eine pointierte Rahmenhandlung um ihre Texte quasi live „schreibt“ und damit ihr Publikum näher an ihre Geschichten heranführt. Der pointierte Blick, den sie dabei auf die österreichische Gesellschaft wirft, dürfte auch dazu beigetragen haben, dass sie 2017 mit dem Sonderpreis beim Österreichischen Kabarettpreis ausgezeichnet wurde.
Über Hassnachrichten und die Burschenschaft Hysteria Ihre Betrachtungen über Österreich haben aber auch dazu geführt, dass sie vermehrt von politisch rechter Seite angegriffen wird und insbeson insbesondere online Hassnachrichten erhält. Dazu trägt auch ihr Engagement bei der Burschenschaft „Hysteria“ bei, welche die Tradition der Burschenschaften ad absurdum führen will, indem sie diese in ihr Gegenteil verkehrt. So dürfen bei Hysteria nur Frauen beitreten, ihre Störung beim Akademikerball mit Transparenten im Jahr 2017 machte die Burschenschaft bekannter. Auch davon vermittelte sie bei ihrer Lesung einen Eindruck. Wie Sargnagel die Lesung im Container25 und Wolfsberg wahrnahm, konnte man am Tag darauf auch auf ihrer Facebookseite nachlesen: „Container 25 is urcool. bin mir richtig lame vorgekommen schlafen zu gehen, während lauter 18jährige punks ekstatisch zu joy division tanzen. es gibt in österreich einfach in den ärgsten dörfern leiwande subkulturvereine. da ist ein ganzes land hinter hütteldorf.“
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