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Wolfsberg. Einzelstücke, handgefertigt nach seinen eigenen Ideen oder auf Kundenwunsch, sind der Schwerpunkt von Ralf Rölls Arbeit. Dabei verwendet der Goldschmiedemeister nicht nur Edelmetalle: »Ich verarbeite auch Kunststoffe und andere Fundstücke im entsprechenden Rahmen.« Das kurioseste Stück, das er bis dato auf Wunsch eines Jägers zu einem Uhrkettenanhänger verarbeitete, war der Penisknochen eines Bären.
Das Studio
Der 59-jährige gebürtige Klagenfurter lebt seit 1980 in Wolfsberg. Sein Geschäft am Hohen Platz 1, in dem seinerzeit das Wolfsberger Bier gebraut wurde, führt er seit über 20 Jahren. Das Studio ist Verkaufsraum, Galerie und Werkstatt in einem und was hier zu sehen ist, geht weit über seine Arbeit als Goldschmied hinaus. Weitgehend autodidaktisch brachte sich Röll das Malen bei. Seine Bilder entstehen spontan und tragen keine Titel. Gearbeitet wird mit Acryl- und Ölfarben, gerne mischt er die Techniken auch. »Aus der Malerei haben sich dann meine Karikaturen entwickelt«, ergänzt der verheiratete Vater eines Kindes. Im Vorjahr stellte Röll in der Galerie der Stadtmacherinnen in Wolfsberg aus und war Teil der Ausstellung »Kunst übern Berg – Deutschlandsberg trifft Wolfsberg«, die in den Stadtgalerien der beiden Städte gezeigt wurde.
Faszination Messer
Eine weitere Faszination üben Messer auf den Goldschmied aus. »Ich habe schon immer Messer gesammelt und irgendwann zerlegt, um zu sehen, wie sie funktionieren«, sagt Röll. Er stellt unter anderem Jagd- und Küchenmesser her, bei letzteren bevorzugt er den asiatischen Stil: »Der Umgang mit Metall ist mir durch meinen Beruf geläufig und der Unterschied zu Stahl ist nicht groß.« Heuer nimmt er mit seinen handgefertigten Messern an zwei Ausstellungen in Eisenerz und Ybbsitz teil.
In Rölls Werkstatt arbeitet aber nicht nur er selbst. Für Brautpaare bietet der Goldschmied Ehering-Workshops an, bei denen die zukünftigen Eheleute ihre Ringe selbst herstellen können. »Soweit es möglich ist, können sie selbst Hand anlegen. Ich bin immer da und leite an, gefährliche Arbeitsschritte mache natürlich ich«, erklärt Röll. Sein Angebot erfreut sich zunehmender Beliebtheit, wobei er nicht der Einzige ist, der solche Workshops anbietet, wie er betont. Das jüngste Brautpaar verbrachte drei Samstagvormittage in Rölls Studio.
»Ich kümmere mich nicht um Trends, da alle meine Schmuckstücke Einzelstücke sind«
Ralf Röll
Goldschmiedemeister
Zuerst wird ausführlich über Vorstellungen, Material und Design gesprochen, dann gibt es die Möglichkeit, entweder Wachsmodelle der Ringe anzufertigen, in die anschließend das Edelmetall gegossen wird, oder direkt mit dem Edelmetall zu arbeiten. »Dieses Angebot ist für Leute, die etwas Außergewöhnliches suchen«, sagt der Goldschmied. Die Kosten für einen Ehering-Workshop sind schwer zu beziffern, da sie von vielen Komponenten abhängen, der Einstiegspreis liegt bei etwa 1.200 Euro.
Natürlich gibt es auch bei Eheringen Trends, doch aus diesen macht sich Röll herzlich wenig: »Ich kümmere mich nicht um Trends, da alle meine Schmuckstücke Einzelstücke sind. Die wichtige Frage ist, welches Material zum jeweiligen Typ passt.«
Außergewöhnliche Perlen
Apropos Material: Als wären die Goldschmiedekunst, Malerei, Grafik, Karikaturen und Messer nicht schon genug, arbeitet Röll auch gerne mit außergewöhnlichen Perlen, wie Süßwasser- oder Barockperlen, aus denen er Ketten herstellt oder die er einzeln in Ringe einarbeitet.
Wenn der vielseitige Handwerker und Künstler dann doch einmal eine Pause von seinem kreativen Schaffen braucht, entspannt er am besten bei Städtereisen mit seiner Frau oder gönnt sich zwischendurch kleine Auszeiten vom Alltag.
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