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Wolfsberg. Ein Labor ist ein Ort an dem Dinge passieren, deren Ausgang in vielen Fällen von Ungewissheit und im besten Fall von Erkenntnis geprägt ist. Ein ebensolches Labor hat sich der Lavanttaler Künstler Michael Dohr in einem leerstehenden Geschäftslokal am Weiherplatz eingerichtet. Das Ziel ist – unter anderem – die Erprobung einiger neuerer Arbeiten in einer Ausstellungssituation. Für den Künstler ist hier vor allem interessant, wie die Bilder und Skulpturen in verschiedenen Anordnungen miteinander funktionieren und kommunizieren.
»Im Atelier herrscht oft ein ziemliches Chaos und es fehlt ein reduzierter Raum, in dem die Arbeiten nach meinen Vorstellungen arrangiert werden können«, meint Dohr, der sich von seinen Versuchsanordnungen einen Input für zukünftige Arbeitsschwerpunkte erhofft.
Seine aktuellen Werke spiegeln für den Künstler das Gefühl wieder, in einer hoch technisierten Welt zu leben, in der permanent eine Vielzahl an hoch entwickelter Dinge verwendet werden, die in vielen Fällen zwar ganz selbstverständlich benutzt, aber nur selten wirklich verstanden werden. Mit seinen Skulpturen versucht Dohr Landschaften aufzubauen, die etwas Vertrautes aber auch etwas Fremdes an sich haben – eben genau wie die Welt, in der wir leben. Landschaften, die man mit Technologie in Verbindung bringen kann, die sich aber auch durch organische Formen auszeichnen. »Ich baue einfach gerne Dinge, die man nicht sofort einordnen oder verstehen kann, weil mich das immer wieder an die Komplexität unserer Welt erinnert«, so der Künstler.
Auch die großformatigen Bilder des Wolfsbergers behandeln diese Thematik und zeigen Porträts von esoterisch bemalten und aus den Bildern starrenden Menschen. Die Titel der Arbeiten wie etwa »Wissenschaftler mit Rakete«, »Blau gepunkteter Wahnsinniger in Gelb« oder »Sie ist als Esel aufgewacht« verraten einiges über die Intention des Künstlers und beschreiben den schleichenden Wahnsinn, der die Menschen befällt, wenn diese ihre eigenen Schöpfungen nicht mehr verstehen. Und tatsächlich gibt es Prognosen, die schon ab 2050 auf eine Leistungsparität von menschlicher und künstlicher Intelligenz hindeuten. Ohne Zweifel werden unsere Maschinen immer intelligenter, während man in Anbetracht aktueller gesellschaftspolitischer Entwicklungen oft das Gefühl hat, dass die menschliche Intelligenz einem gegenläufigen Prozess unterworfen ist.
In diesem Zusammenhang können die Arbeiten von Michael Dohr als Bestandsaufnahme einer Gesellschaft verstanden werden, in der die Werte der Aufklärung, die lange als unverrückbar galten, unterminiert werden von Fake News, Esoterik und sogenannten Alternativen Fakten, die nichts anderes sind als verzweifelte Versuche, eine komplexe Welt viel zu einfach zu erklären.
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