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Süßwarenproduzent Anton Lukic: »Das Wichtigste ist, dass die beiden Märkte überhaupt stattfinden« Ausgabe 42 | Mittwoch, 15. Oktober 2025

Anton Lukic (49) ist seit Jahrzehnten mit Süßwaren auf den Wolfsberger Märkten vertreten. Im Interview spricht er über die Anfänge der Familie auf Wiesenmärkten, die Veränderungen in den vergangenen Jahren und warum es Zeiten mit nur wenigen Ausstellern gibt.

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Süßwaren Lukic ist seit 42 Jahren ein fixer Bestandteil der Wolfsberger Märkte. Erinnern Sie sich noch an Ihren ersten Markttag? 
Ich war damals noch ein kleines Kind, kann mich aber an unsere Anfänge natürlich erinnern. Meine Eltern handelten damals am Markt mit Textilwaren. Sie hatten zwei Gemischtwarengeschäfte in St. Andrä und in Enzelsdorf bei Griffen. Ich war noch in der Volksschule, aber ich durfte schon mit. Für mich waren der Schönsonntag- und der Kolomonimarkt immer ein Abenteuer – die Fahrt, die Leute, die Stimmung. 1980 haben wir dann in St. Andrä eine Backstube errichtet, und 1982 kam der große Umstieg: weg von den Textilien und nur noch Süßwaren.

Was hat Ihre Eltern motiviert, mit einem Marktstand zu beginnen – und wie hat sich das Geschäft über die Jahrzehnte verändert?
Mein Vater hatte die Textilien ohnehin im Geschäft, aber auf den Märkten war die Kundenfrequenz einfach höher. 1988 haben wir die Geschäfte geschlossen und uns ganz auf die Märkte konzentriert. Mein Vater begann mit Eiszuckerl und Karamell, später kamen durch meinen Bruder und mich Kokosbusserl, Schaumrollen und viele andere Spezialitäten dazu. Heute haben wir rund 25 Produkte im Angebot – von Schaumrollen über Lebkuchen bis zu unseren berühmten Prominzen.

Apropos Prominzen – was hat es mit dieser Spezialität auf sich?
Das ist eine echte Besonderheit. Prominzen sind rote und weiße Pfefferminz-Zuckerl, die sich im Mund auflösen. Keine Chemie, ganz einfach gemacht – und wir sind die einzigen in Europa, die sie herstellen. Mein Vater hat das Rezept entwickelt, wir haben sogar ein Patent darauf. Viele Leute kommen nur wegen dieser Zuckerl zu uns. Rund 150 Kilo produzieren wir im Jahr.

Wie läuft ein typisches Marktwochenende für Sie ab?
Die Woche davor beginnen wir mit der Produktion von Lebkuchen und den Vorbereitungen für den Markt. Kurz davor machen wir dann Kokosbusserl, Kokoskuppeln und am letzten Tag die Schaumrollen. Auch am Marktwochenende werden die Schaumrollen ständig nachproduziert, damit wir frische Ware anbieten können. Am Wochenende geht es dann auf den Markt, wo meist die ganze Familie beim Verkauf hilft. Wir haben einen Verkaufswagen, da erspart man sich die Aufbauarbeiten für einen Stand.

Was haben Sie sonst noch alles im Angebot?
Wir haben an die 25 Produkte, die wir herstellen. Davon sind alleine schon zwölf Sorten verschiedenen Lebkuchen-Variationen. Dazu kommen noch Schaumrollen und -becher, Kokosbusserl, türkischer und arabischer Honig usw. 

Wo kann man Ihre Waren, abgesehen von den Märkten, noch kaufen?
Wir haben kein Verkaufsgeschäft. Leute können aber die Waren direkt bei uns in der Backstube kaufen. Außerdem werden unsere Produkte über das Lagerhaus und den Adeg-Markt Riedl – da gibt es das ganze Jahr über Schaumbecher, Schaumrollen usw. – vertrieben.

Wie haben sich die beiden Märkte in Wolfsberg in den vergangenen 40 Jahren verändert?
Die Nachfrage nach unseren Süßwaren ist nach wie vor groß, aber das Angebot ist vielfältiger geworden. Früher hatten wir vier Produkte, heute sind es über 20. Man braucht eine große Auswahl, um die Leute zu begeistern. Es gibt Waren, die man nur am Markt bekommt – echten Lebkuchen, türkischen und arabischen Honig und gebrannte Nüsse. Das Publikum ist gleich geblieben: Viele kommen einfach zum Durchschlendern, genießen die Atmosphäre. Aber es gibt auch  Stammkunden, die immer zu uns kommen, um sich ihre Süßigkeiten zu kaufen. 

»Heute haben wir über 20 Produkte. Man braucht eine große Auswahl, um die Leute zu begeistern«
Anton Lukic, Unternehmer

Oft wurde kritisiert, dass immer weniger Aussteller am Markt sind. Woran liegt das?
Das hängt meist damit zusammen, ob es zeitgleich auch anderswo Märkte gibt. Wenn zur selben Zeit der Markt im steirischen Niederwölz stattfindet, dann sind natürlich vor allem die steirischen Marktfieranten bei diesem Markt vertreten. Und natürlich besuchen dann die Besucher aus der Steiermark eher diesen Markt.  

Wo finden Sie den Markt schöner – am Marktgelände oder in der Stadt?
Für uns passt der Schönsonntagmarkt in der Stadt auch sehr gut, der Kolomonimarkt gehört einfach auf das Marktgelände. Ich finde aber, das Wichtigste ist, dass die beiden Märkte überhaupt stattfinden. An heißen Tagen ist am Marktgelände nicht viel los, da macht man kein Geschäft. In der Stadt ist es da besser.

Auf welchen Märkten sind Sie mit Ihrem Verkaufswagen unterwegs?
Hauptsächlich in Kärnten und der Steiermark. Da sind wir auf Märkten, Kirchtagen und diversen Veranstaltungen dabei. Und im Dezember gibt es immer einen Keksverkauf bei unserer Produktionshalle in St. Andrä.

Sie sind an 20 bis 30 Wochenenden im Jahr auf Märkten in ganz Südösterreich unterwegs. Wie wirkt sich das auf Ihr Familienleben aus?
Meine Frau kümmert sich am Wochenende um die Kinder, aber meist sind die Größeren bei den Märkten ohnehin mit dabei. Für uns ist das Marktleben ein Familienprojekt. Wir beginnen eine Woche vorher mit der Produktion, am Markt hilft die ganze Familie mit, und wenn er vorbei ist, geht es gleich mit der Produktion für den nächsten weiter.

Welche Herausforderungen bringt das Marktleben mit sich?
Das Wetter ist natürlich ein entscheidender Faktor, den wir aber nicht beeinflussen können. Ein sonniger Tag kann großartig sein, ein verregneter Markttag bedeutet oft Verluste. Konkurrenz gibt es natürlich auch, aber wir haben unsere Nische gefunden. Rohstoffe sind teurer geworden, doch wir haben die Preise seit Corona nicht erhöht, das schätzen unsere Kunden sehr.

Wird ihr Nachwuchs den Marktstand weiterführen?
Das ist jetzt schwer zu sagen. Aber mein Bruder und ich werden das Geschäft noch lange weiterführen. Derzeit haben unsere Kinder noch andere Pläne, meine Tochter Anna möchte studieren, mein Sohn Anton interessiert sich mehr für einen technischen Beruf. Die anderen beiden sind noch ein wenig zu jung für Zukunftspläne. Aber man wird sehen. Auch bei meinem Bruder und mir war nie geplant, den Betrieb einmal zu übernehmen. Es ist dann einfach passiert. 

Worauf sind Sie nach 42 Jahren auf den Märkten in Wolfsberg am meisten stolz?
Dass die Leute uns am Markt suchen. Viele kommen extra auf den Markt, nur um unsere Süßwaren zu kaufen. Das ist für uns das schönste Kompliment. Wir verkaufen auch über das Lagerhaus und den Adeg-Markt Riedl, aber das Herzstück bleiben Märkte und Veranstaltungen. Dort spürt man die Tradition, die Begegnung, die Freude.

Zum Abschluss noch eine praktische Frage: Wie lagert man eigentlich Kokosbusserl am besten, damit sie nicht so schnell hart werden?
Am besten gar nicht – gleich essen (lacht). Scherz beiseite: In einem trockenen Raum werden sie natürlich hart. Im Kühlschrank oder in einem kühlen Raum halten sie sich besser. Aber ehrlich gesagt: Sie sind bei uns meistens so schnell weg, dass sie gelagert werden müssen.

// Zur Person
Anton Lukic (49)  wuchs in St. Andrä auf, wo er die Volks- und Hauptschule besuchte. Im Anschluss absolvierte er eine Schlosserlehre und seinen Wehrdienst. Bereits während der Zeit beim Bundesheer stieg er in den elterlichen Betrieb ein. 1996 hat er das Unternehmen schließlich übernommen. 2002 ist auch sein Bruder Christoph in den Familienbetrieb eingestiegen, den die beiden seither gemeinsam führen. 
Anton Lukic ist verheiratet und hat vier Kinder. 

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