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Wolfsberg. In der Vorwoche war die Aufregung groß: Berichtet wurde von Einschussspuren auf der Ortstafel von St. Margarethen, die beim Ortsausgang Richtung Weißenbach angebracht ist. Offenbar wurde auf sie zweimal mit einer Schrotflinte geschossen.
Tags darauf wurde aber klar: Die Spuren sind nicht jüngeren Datums. »Die Polizei hat die Einschüsse bereits 2022 aufgenommen«, teilte die Stadt Wolfsberg mit, »die Tat ist also bereits länger her.«
»Eine Ortstafel kostet 400 Euro, man kann sich also leicht ausrechnen, wie groß der Aufwand ist«
Die Stadt Wolfsberg zum finanziellen Aspekt
Verständlicher wird sie dadurch aber nicht. Und sie kann als Beleg dafür dienen, dass der Umgang mit Ortstafeln in Wolfsberg generell kein sanfter ist, wie sich schon Ende des Vorjahrs zeigte. Damals beklagte die Bezirkshauptstadt einen gehäuften »Schwund« ihrer Ortsbezeichnungen. Unter dem Titel »Das muss echt nicht sein!« meldete sich die Stadt Wolfsberg auf ihrer Facebook-Seite zu Wort und berichtete, dass im Jahr 2024 fünf Ortstafeln gestohlen worden waren – kurz später musste die Zahl auf sieben erhöht werden. Betroffen waren St. Michael, Paildorf, Völking, St. Margarethen, wo gleich zwei Tafeln verschwanden, sowie Prebl und Gräbern. In der Nacht zum 5. Dezember 2024 kam der nächste Verlust dazu: In Theissenegg wurde ein Wegweiser in Richtung Kamp demontiert. Wie alle anderen tauchte auch er nicht mehr auf.
Alle Fälle ungelöst
Jetzt sagt die Stadt: »Danach hörte die Serie auf, es wurde kein Diebstahl mehr bekannt. Bisher wurde kein Täter gefasst.« Auch die Schüsse auf die Ortstafel in St. Margarethen sind bis heute ungeklärt, der Schütze konnte bisher nicht ausgeforscht werden.
Dass diese Vorkommnisse nicht nur ärgerlich und im Fall der Einschusslöcher beängstigend sind, sondern auch den Bürgern teuer zu stehen kommen, erklärte die Stadt schon in ihrem Posting Ende 2024: »Der Schaden beträgt bereits mehrere Tausend Euro.« Obendrein gehe »wertvolle Arbeitszeit unserer Mitarbeiter drauf«, die immer wieder ausrücken müssten, um gestohlene Tafeln zu ersetzen. »Eine Ortstafel kostet 200 Euro pro Seite, insgesamt also 400 Euro«, teilt die Stadt jetzt mit, »man kann sich also leicht ausrechnen, wie groß der finanzielle Aufwand bei diesen Diebstählen ist.«
Erhöhte Unfallgefahr
Darüber hinaus hat es Folgen, wenn eine Tafel nicht mehr da ist: Laut Straßenverkehrsordnung darf im Ortsgebiet grundsätzlich nicht schneller als 50 km/h gefahren werden. Gibt es keine Ortstafel, kann das Auswirkungen auf das Fahrverhalten und den Verkehr haben – unter Umständen mit fatalen Folgen für Opfer und Lenker. Nicht zuletzt dienen die Tafeln auch der Orientierung – und »sie sind Teil der Geschichte unserer Stadt«, hieß es seinerzeit im Facebook-Posting.
Wenn all das die nächtlichen Besucher mit den Akku-Schraubern nicht kümmert, tut es vielleicht ein Hinweis auf die möglichen rechtlichen Folgen: Wer eine Ortstafel abschraubt, begeht schweren Diebstahl. Darauf stehen bis zu drei Jahre Gefängnis – und die Stadt zeigt jeden Vorfall an.
Die Ereignisse in Wolfsberg sind freilich keine regionale »Besonderheit«: Sowohl in Österreich als auch in Deutschland kommen immer wieder Ortstafeln »abhanden«. In Bayern ging man dazu über, die Befestigungsschrauben zu verschweißen – mit wenig Erfolg.
Schaler Nachgeschmack
Auch wenn die Schüsse auf die Tafel in St. Margarethen eine Weile her sind – sie hinterlassen bis heute einen schalen Nachgeschmack: Die Vorstellung, dass jemand im Ortsgebiet mit einer Flinte spaßeshalber um sich schießt, ist nicht sympathisch – und es ist natürlich ebenfalls strikt verboten.
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