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80 Bierkisten landeten auf der Straße: »Trauer« nach Unfall traf auf unterschiedliche Reaktionen Ausgabe 43 | Donnerstag, 27. Oktober 2022

Drei Stunden lang hatten die Feuerwehr Wolfsberg und die Landesstraßenverwaltung am vergangenen Freitag zu tun, um Scherben auf der Grazer Straße zu beseitigen. Wenig später wurde eine »Gedenkstätte« für das verschüttete Bier am Unglücksort errichtet.

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Wolfsberg. Für Aufmerksamkeit sorgte ein Unfall, der sich am Freitag, 21. Oktober, beim Kreisverkehr in der Grazer Straße kurz nach dem Wolfsberger Einkaufszentrum Tenorio ereignet hatte. Was danach geschah, wurde mit gemischten Gefühlen aufgenommen.

Gegen 7.20 Uhr war ein mit Bierkisten beladener Lkw durch den Kreisverkehr in Richtung Frantschach-St. Gertraud unterwegs. Wie im Polizeibericht nachzulesen, war laut dem 31-jährigen Lenker die Bordwand des Lasters nicht geschlossen. Etwa 80 Bierkisten der Marken Puntigamer und Gösser rutschten von der Ladefläche, ein Teil der Flaschen zerschellte auf der Straße, die darauf nicht mehr befahrbar war. Die Polizei sperrte die Zufahrt zum Zentrum der Bezirkshauptstadt, zwölf Männer der Freiwilligen Feuerwehr Wolfsberg rückten an, um das Malheur zu beseitigen.

»Nach Angaben des 31-jährigen Lenkers wurde vergessen, die Bordwand des Lkw zu schließen«
Aus dem Polizeibericht über den Unfall

Drei Stunden lang waren sie beschäftigt, um die Scherben von der Straße zu kehren und die Bierkisten zu entfernen. Auch die Landesstraßenverwaltung war an der Reinigung beteiligt. Erst gegen 10.20 Uhr war der Einsatz beendet. Verletzt wurde beim Unfall niemand, die Höhe des Sachschadens ist nicht bekannt.

Bierliebhaber trauerten

Bierliebhaber dürfte der Vorfall tief getroffen haben. Denn kurz nach dem Unfall tauchten »Beileidsbekundungen« am Unfallort auf: Neben etwa 20 Kerzen wurde auch eine selbst gebastelte Tafel mit der Aufschrift »In Gedanken« samt Bierflasche und einem gebrochenen Herz im Grünstreifen, der jetzt nur noch Erde enthält, platziert. 

Sogar ein blaues Kreuz mit der Aufschrift »Puntigamer« tauchte auf, dessen Beschriftung später – aus welchen Gründen immer – mit Paketband überklebt wurde. Am Montag, 24. Oktober, waren die Gegenstände noch vor Ort, am Dienstag waren sie verschwunden.

»Mich erschreckt, dass hier mehr Kerzen stehen als bei Unfallorten, wo Menschen ums Leben kamen«
Ein Wolfsberger über die »Trauerbekundungen«

Die Reaktionen darauf fielen unterschiedlich aus. Während viele Wolfsberger schmunzelten, fanden andere die Aktion nicht lustig. »Mit Unfällen im Straßenverkehr macht man keine Witze«, war zu hören, »außerdem könnte man den Eindruck haben, dass Bier das Wichtigste in Wolfsberg ist. Dem ist aber nicht so.« Ein anderer Bürger meinte: »Mich erschreckt, dass hier mehr Kerzen stehen als bei Unfallorten, wo Menschen ums Leben kamen oder schwer verletzt wurden.«

»Lächeln kann nicht schaden«

»So tierisch ernst muss man das nicht nehmen«, hieß es aber auch. »Wir werden von einer Krise nach der anderen getroffen, viele Leute haben nichts zu lachen. Da kann es nicht schaden, wenn sie ein wenig zum Lächeln gebracht werden. Außerdem ist bei dem Unfall niemandem etwas passiert, nur Glas ist zerbrochen und Bier ausgelaufen – ein Versicherungsfall.« 

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