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Bad St. Leonhard. Im Jahr 1493 verurteilte das Landgericht St. Leonhard Cristina Trünkhlin, Barbara Ößlin und Wolfin als Hexen. Laut der Urgicht, dem unter Folter erpressten »Geständnis« vom 21. März 1493, sollen die drei Frauen Schadenzauber gegen den Burgherrn Wolfgang von Pain angewandt haben. Der Prozess gilt als der erste in Österreich, bei dem der Vorwurf des »Teufelspakts« zu Hinrichtungen führte. Infolge des Prozesses wurden weitere Personen der Hexerei bezichtigt – die genaue Opferzahl ist unbekannt.
Dies zum Anlass, wird in Bad St. Leonhard nun ein Erinnerungszeichen realisiert, das den drei Frauen und aller Opfer der Hexenverfolgung im Lavanttal erinnert. Während in der ersten Phase der Lavanttaler Hexenprozesse meist sesshafte Frauen verfolgt wurden, rückten ab 1650 zunehmend Männer, vor allem Vaganten ohne festen Wohnsitz, ins Visier – sie galten als Bedrohung der sozialen Ordnung.
Der Schriftzug auf der Weide
Im Südosten von Bad St. Leonhard wurde als Schriftzug »UEBERAINS WERDEN« auf einer abschüssigen Weide sichtbar. Die Buchstaben wurden beim Mähen am 11. August ausgespart. Der Schriftzug bezieht sich auf eine Passage aus der Urgicht von 1493: »Da sie nu beieinander gewesen sein, da sind sie überains worden.« Die ursprünglich gegen die drei Frauen gerichteten Worte, die der damaligen Rechtssprechung dazu dienen sollten, den Vorwurf des »Teufelspakts« zu untermauern, werden umgedeutet und ins Heute übertrage: »UEBERAINS WERDEN« verweist auf solidarische Beziehungen und kann als »zusammenkommen« oder »mehr als einer werden« interpretiert werden. Die Worte können als Aufruf verstanden werden, heute wachsam zu sein gegenüber Mechanismen der Ausgrenzung, der Konstruktion von Sündenböcken und Formen geschlechtsspezifischer Gewalt.
Das temporäre Monument befindet sich nahe des Wanderwegs Q3, dem Knappenbründlweg. Am Samstag, 18. Oktober, wird vor Ort eine öffentliche Gedenkveranstaltung stattfinden. Beginn ist um 16.30 Uhr. Im Rahmen der Veranstaltung wird auch eine Gedenktafel angebracht. Neben einer musikalischen Umrahmung der Gedenkfeier durch die »Carinthian Pipes and Drums« werden Adina Camhy, Bürgermeister Dieter Dohr und Kulturreferent Alexander Pichler ein paar Worte an die Anwesenden richten.
Initiator Container 25
Das Projekt wurde durch die freie Kulturinitiative Container 25 im Rahmen des Projekts »Nullpunkte der Gewalt im Lavanttal« initiiert und von Adina Camhy konzipiert. Die Realisierung wird von der Gemeinde Bad St. Leonhard und dem Land Kärnten unterstützt.
In den vergangenen Wochen war immer wieder Kritik innerhalb der Gemeinde wahrzunehmen. Pichler sagt dazu: »Für mich ist dieses Monument ein Zeichen gegen Verfolgung, Ausgrenzung und Gewalt. Da es historisch belegt ist, finde ich es vollkommen in Ordnung, dass man die Veranstaltung durchführt. Es scheint auch im Kärntner Landesarchiv auf und für uns als Stadtgemeinde ist es auch hinsichtlich unseres Jubiläumsjahrs (Anm.: Die Stadtgemeinde feiert in diesem Jahr 700 Jahre Stadtrecht) interessant.« Die Kritik, dass die Kosten dafür »rausgeworfenes Geld« wären, beantwortet Pichler so: »Wir haben 1.000 Euro budgetiert. Bis jetzt wurden 450 Euro ausgegeben.«

Von Unterkärntner Nachrichten Redaktion
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