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Ein Kreis, bestehend aus mehreren Männern, widmet sich intensiv der Wilderei.Ausgabe | Mittwoch, 22. August 2018

Aufheulende Motoren, nächtliche Schüsse, Blutspuren. Beinahe wöchentlich kommt es im Bezirk Wolfsberg und darüber hinaus zu solchen Szenen

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LAVANTTAL. Ein Pkw rollt mit abgeschalteten Scheinwerfern neben einer Wiese aus. Die Seitenscheibe fährt nieder, ein Mann leuchtet mit einer Taschenlampe den Waldrand ab. Der Lauf eines kleinkalibrigen Gewehrs erscheint, dann kracht ein Schuss. Das getroffene Reh sucht verschreckt das Weite, die Kugel hat es schwer, aber nicht tödlich verletzt. Es wird Tage dauern, bis sein Leiden vorüber ist und es in einem verborgenen Winkel des Waldes stirbt. Solche Szenen spielen sich laut Jägerschaft derzeit fast wöchentlich im Bezirk Lavanttal und auch darüber hinaus ab. Ein Kreis aus mehreren Männern widmet sich intensiv der Wilderei, heißt es. Einerseits, um an kostenloses Wild zu kommen, gleichzeitig aber auch, um den Jägern »eins auszuwischen«. Allerdings: Der vermeintliche Schlag trifft nicht. »Wir sind nicht die Leidtragenden«, sagt ein Lavanttaler Waidmann, »denn unsere Abschüsse werden durch diese Wildereien nicht beeinträchtigt. Die Tiere sind es, die leiden müssen.« Denn die Wilderer sind keine Meisterschützen. Oft verletzten sie das Wild nur. Und da sie nicht erwischt werden wollen, stellen sie den Tieren nicht nach, sondern überlassen sie ihrem Schicksal. »Das ist eigentliche keine Wilderei, was die treiben, das ist Tierquälerei«, sagt ein Jäger. »Das wirklich Verwerfliche dabei ist, dass zum Spaß geschossen wird, dass die Tiere sinnlos gequält werden.« Auch der jüngste Vorfall bei Vellach im Bezirk Völkermarkt soll auf das Konto des »Freundeskreises« gehen. Dort entdeckte in der vergangenen Woche ein Autofahrer einen angeschossenen Hirsch: Das Tier wies einen Durchschuss im Kieferbereich auf. Der Lenker verständigte die Polizei, nach dreistündiger Suche wurde der Hirsch entdeckt und mittels Gnadenschuss erlöst. Gleiches gilt für einen Fund in Gallizien, wo der Kopf eines Rehbocks und Teile des Fells entdeckt wurden.   »Das ist genau die Handschrift, die wir auch im Bezirk Wolfsberg sehen«, ist aus Jägerkreisen zu hören. Berichtet wird weiters von vermehrt auftretenden Blutspuren, quietschenden Reifen und Schüssen in der Nacht. Das Problem: Die Taten müssen nachgewiesen werden, was nicht einfach ist.

Kein Opfer, kein Delikt

»Ist das Wild tödlich getroffen, wird es von den Wilderern mitgenommen«, heißt es zu den Unterkärntner Nachrichten. »Wenn sie nur verletzt wurden, verkriechen sich die Tiere und verenden in einem Versteck. Nach einigen Tagen ist davon nichts mehr übrig, sie werden nie entdeckt.« Ohne Opfer gibt es aber keinen Beweis – und damit kein Delikt. Anzeigen werden nicht erstattet, da sie folgenlos bleiben würden. Darum ist auch die strafrechtliche Verfolgung unmöglich, die Wilderer können weiter ihre blutige Spur durch das Tal ziehen. Der Lavanttaler Bezirksjägermeister Walter Theuermann weiß von den Vorfällen. »Die Wilderei nimmt bei uns zu«, sagt er, »das ist wieder im Anmarsch.« Auf Rehwild hätten es die Täter abgesehen, sagt er, der Schaden belaufe sich pro Stück auf etwa 50 Euro. Wie viele Tiere im heurigen Sommer bereits ihr Leben lassen mussten, könne weder er noch einer seiner Kollegen schätzen.

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