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Nach Insolvenz in Hamburg: Hermes Schleifmittel in Bad St. Leonhard leitet Sanierungsverfahren einAusgabe 31 | Dienstag, 29. Juli 2025

Der Standort in Bad St. Leonhard geriet finanziell unter Druck, nachdem die deutsche Mutter Insolvenz angemeldet hat. Der Betrieb soll mit einer Investorenlösung gesichert werden. Stadtgemeinde sichert Unterstützung im Rahmen ihrer Möglichkeiten zu.

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Bad St. Leonhard. Nachdem die Geschäftsführung der Hermes Schleifmittel GmbH beim Amtsgericht in Hamburg am 3. Juli die Einleitung eines Insolvenzverfahrens beantragt hat, ist auch der Standort in Bad St. Leonhard aufgrund von Zahlungsausfällen der deutschen Mutter unter Druck geraten. So haben die rund 200 Mitarbeiter ihre Löhne und Gehälter für den Monat Juni, das Urlaubsgeld und den Monat Juli noch nicht erhalten. Wie von Mitarbeitern des Bad St. Leonharder Standorts zu hören ist, soll es Mitte August eine Akontozahlung der Arbeiterkammer geben, die vorerst auf 3.000 Euro pro Mitarbeiter festgelegt wird.

In Bad St. Leonhard müsse man nun »trotz gut gefüllter Auftragsbücher« ein Sanierungsverfahrens beantragen. In der Presseaussendung heißt es: »Die österreichische Gesellschaft ist zwar wirtschaftlich eigenständig, aber in die Konzernstruktur der deutschen Hermes-Gruppe eingebunden. Anhaltende wirtschaftliche Erschwernisse in der Schleifmittelbranche (...) veranlassten die Unternehmensleitung der deutschen Hermes Schleifmittel GmbH bereits am 2. Juli 2025 dazu, die Einleitung eines Insolvenzverfahrens in Deutschland zu beantragen. Daraus resultierend sind nun auch die Zahlungen an den Standort in Kärnten ausgeblieben.

Christopher Opetnik, Geschäftsführer der österreichischen Hermes Schleifmittel, erklärt: »Die Zahlungsausfälle kamen für uns unerwartet, insbesondere da die Bedeutung und der Fortbestand unseres Standorts seitens der Muttergesellschaft stets betont wurden. In den vergangenen Wochen kam die deutsche Muttergesellschaft trotz mehrfacher Zusagen und entsprechender Mahnungen den konzerninternen Zahlungsverpflichtungen nicht nach. Damit wurden Tatsachen geschaffen und wir sind gezwungen, zu handeln.«

»Die Muttergesellschaft kam ihren Zahlungen nicht nach. Damit wurden Tatsachen geschaffen«
Christopher Opetnik, GF Hermes Österreich

In einer Betriebsversammlung am vergangenen Donnerstag, 24. Juli, wurden die rund 200 Mitarbeiter umfassend über die nächsten Schritte informiert. »Trotz der schwierigen Situation ist die Auftragslage am Standort Kärnten gut. Ziel ist eine Fortführung des Betriebes im Rahmen eines geordneten Investorenprozesses«, erklärt Opetnik.

Auch Kunden und Lieferanten haben ihre Unterstützung zugesichert. Betriebsrat, Arbeiterkammer sowie die Gewerkschaft stehen beratend und unterstützend zur Seite, wie es in der Pressemitteilung weiter heißt. »Ich bedanke mich ausdrücklich bei der Belegschaft für deren Loyalität, Engagement und den Zusammenhalt, insbesondere angesichts der aktuellen persönlichen Belastungen durch ausstehende Lohn- und Gehaltszahlungen«, sagt Opetnik, der abschließend hinzufügt: »Wir sehen große Geschlossenheit auf allen Seiten. Dieses starke Fundament wollen wir nutzen, um gemeinsam einen Weg für eine nachhaltige Zukunft unseres Standortes zu schaffen.«

Rolle der Gemeinde
Bad St. Leonhards Bürgermeister Dieter Dohr (Liste Dohr) sagt die Unterstützung der Stadtgemeinde zu: »Wir haben bereits einer Stundung der Kommunalsteuer zugestimmt. Wir unterstützen alles, was den Mitarbeitern zugute kommt und was den Fortbestand des Standorts in Bad St. Leonhard sichert.« Konkret könnte die Stadtgemeinde etwa Kontakte zu Landespolitikern  herstellen. Zuerst bräuchte es aber konkrete Vorschläge des Betriebs. »Wir sind für alle Unterstützungen, die dem Betrieb helfen und die für uns in unserem Rahmen auch umsetzbar sind. Für uns als Gemeinde ist es aber nicht möglich, dem Unternehmen Kapital zur Verfügung zu stellen, das übersteigt unsere Grenzen«, erklärt Dohr, der abschließend anmerkte: »Das Wichtigste ist jetzt aber, dass die Arbeiter ihr Geld bekommen, aber da mache ich mir in Österreich keine Sorgen, denn dafür gibt es schließlich Gesetze.«

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