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St. Andrä. Die Bischofsstadt wehrt sich gegen die Asylunterkunft in Lamm. In der Gemeinderatssitzung am (heutigen) 11. Juni wird in einer Resolution an das Land Kärnten die Schließung der Herberge gefordert – von allen Parteien.
Bürgermeisterin Maria Knauder (SPÖ): »Die Resolution wurde im Stadtrat vorberaten und von allen drei Parteien (Anm.: SPÖ, ÖVP und FPÖ) beschlossen.« Auch die für das Flüchtlingswesen zuständige Landesrätin Sara Schaar (SPÖ) und die Kärntner Flüchtlingskoordinatorin Barbara Roschitz wurden informiert. Knauder begründet die Resolution so: »Es gibt Sicherheitsbedenken in der Bevölkerung nach dem Ereignis in Villach (Anm.: Am 15. Feber hat ein 23-jähriger Syrer bei einem Messerangriff einen 14-Jährigen getötet und fünf Personen teils schwer verletzt). Außerdem liegt die Unterkunft sehr ablegen, die Bewohner müssen weite Wege zurücklegen – teils gehen sie zu Fuß zum Einkaufen.«
»Es gibt Sicherheitsbedenken in der Bevölkerung nach dem Ereignis in Villach«
Maria Knauder, Bürgermeisterin
Und wenn Frauen alleine einer Gruppe männlicher Asylwerber begegnen würden, sei das für sie oft befremdlich, so Knauder: »Ich denke, diese Menschen wären in Stadtnähe besser untergebracht.«
Zwar gibt es laut der Bürgermeisterin seit Feber mehr Kontrollen in der Unterkunft, die Bewohner würden bei ihren Einkäufen auch begleitet. Trotzdem hoffe die Stadtregierung, dass das Land dem Wunsch entspreche und die Unterkunft geschlossen werde. »Im Interesse der Bevölkerung, für die die Situation schwierig ist, aber auch der Asylwerber«, sagt Knauder.
Nicht ideal
Die Resolution geht auf eine Initiative der St. Andräer FPÖ zurück. Der freiheitliche Fraktionsobmann Jürgen Ozwirk begründet den Schritt ebenfalls mit dem Villacher Terroranschlag und sagt: »Die jetzige Situation ist für niemanden ideal: Die Unterkunft in Lamm liegt weit abseits des Ortskerns, der Weg ist weit, die Bevölkerung verunsichert. Wir bringen mit der im Stadtrat einstimmig beschlossenen Resolution zum Ausdruck, dass diese Einrichtung woanders besser aufgehoben wäre.« Ozwirk wünscht sich, dass das Land darauf hört: »Es wäre für alle eine Win-win-Situation, denn auch touristisch ist die jetzige Situation nicht ideal.«
Erstmals mit Flüchtlingen belegt wurde die Unterkunft in Lamm, die etwa 14 Kilometer von St. Andrä entfernt liegt, im November 2012. Schon damals kam es zu einer Diskussion über die Einquartierung und die isolierte Lage. Landeshauptmann Gerhard Dörfler (FPK) verwehrte sich gegen Vergleiche mit dem »Sonderquartier« auf der Saualm, das im selben Jahr geschlossen worden war. Trotzdem wurde Lamm danach »Saualm II« betitelt. Eine Information der Bevölkerung und der Gemeinde gab es vor der Einquartierung nicht, was der damalige St. Andräer Bürgermeister Peter Stauber (SPÖ) in einer Tageszeitung so kommentierte: »Ich kann es nicht glauben, dass das Land das hinter unserem Rücken gemacht hat. Ich habe unzählige Anrufe von verunsicherten Anrainern bekommen.« Dörfler meinte damals, er habe »Wirbel« vermeiden wollen.
»Eine Schließung der Unterkunft wäre für alle eine Win-win-Situation«
Jürgen Ozwirk, Fraktionsvorsitzender
Heute ist die Unterkunft voll belegt, etwa 80 Personen sind in Lamm untergebracht.
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