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Ein Erbe als Bürde? Es bräuchte eine Million Euro, um die Villa Rikli in Wolfsberg nutzen zu können Ausgabe 41 | Mittwoch, 9. Oktober 2024

Die im Mai 2021 verstorbene Margarethe Simak vererbte der Bezirkshauptstadt ihre Villa. Sie muss in ihrem Sinn verwendet werden, für kulturelle und soziale Zwecke. Geschehen ist bisher aber nichts, da Wolfsberg mindestens eine Million Euro aufbringen müsste.

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Unterkärntner Nachrichten Redakteur Horst Kakl Von Horst Kakl kaklno@spamunterkaerntner.at
Die Villa Rikli der Stadt. Um das stattliche Gebäude im Sinne der Stifterin nutzen zu können, bedarf es aber viel Geld, wie Vizebürgermeister Radl sagt – und das ist nicht vorhanden. Er bittet um Geduld und hofft auf eine Entspannung der Finanzlage. Allerdings: Das Gebäude wird nicht dem Verfall preisgegeben. UN

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Wolfsberg. War es ein Danaergeschenk, also eine Gabe, die für den Begünstigten zum Problem wird? »Nein«, sagt der Wolfsberger Vizebürgermeister Alexander Radl (SPÖ), »wir schätzen, was uns  Margarethe Simak vermacht hat.«

»Laut einer Kostenschätzung spielt sich unter einer Million nichts ab«
Alexander Radl, Vizebürgermeister

Er meint die Rikli-Villa im Stadtteil St. Thomas, die Margarethe Simak, die Urgroßnichte des früheren Wolfsberger Bürgermeisters Alois Huth (1830 – 1911), nach ihrem Tod am 16. Mai 2021 der Bezirkshauptstadt vermacht hat. Ihre Auflage: Die Erhaltung und Verwendung der Villa im Sinne der im Alter von 94 Jahren Verstorbenen. Das bedeutet, das Gebäude soll für kulturelle und soziale Zwecke genutzt werden. Seither sind knapp dreieinhalb Jahre vergangenen. Die Stadt ließ 2022 das Inventar des Hauses und den Schmuck Simaks versteigern, womit rund 90.000 Euro erzielt wurden. Mit der Villa selbst ist nichts passiert.

»Keine Fortschritte«

Das sagt auch Radl: »Es gibt keine Fortschritte. Wir haben Ideen, was wir damit machen könnten, aber das wäre mit einem finanziellen Aufwand verbunden, der der Stadt zurzeit nicht zur Verfügung steht. Laut einer Kostenschätzung spielt sich unter einer Million Euro nichts ab.« Es gebe dringendere Dinge, für die jetzt Geld gebraucht werde, »daher sind wir gezwungen, weiter zu warten. Hoffentlich entspannt sich die Finanzlage wieder«, sagt der Vizebürgermeister. In einem Nebensatz fordert er einmal mehr ein Überdenken der hohen Umlagen, die von den Gemeinden an das Land abgeliefert werden müssen. 

Wieder zurück beim Thema Rikli-Villa sagt Radl: »Ich ersuche um Geduld, wir haben jetzt das Geld nicht.« Er betont aber auch, dass das Gebäude nicht sich selbst überlassen wird: »Wir pflegen es, die Substanz wird erhalten. Es ist alles dicht, der Zustand ist gut.«

Trotzdem besteht ein gewisser Sanierungsbedarf: Dach und Fenster müssen erneuert werden, die Wände im Erdgeschoss sind  feucht, da es keinen Keller gibt. Doch darin liegt nicht das einzige Problem. Soll die Villa öffentlich genutzt werden, müssen weitere Sanitärräume eingebaut werden. Dazu ist der erste Stock nur über eine Treppe erreichbar, bei Veranstaltungen bräuchte es aber einen barrierefreien Zugang. Auch die Frage, wo Besucher dann ihre Fahrzeuge abstellen werden, bedarf einer Lösung. Schließlich: Wie ließe sich die Villa für soziale Zwecke nutzen? 

Ungeklärt ist bisher auch, was mit dem geerbten Grundstück geschehen soll. Denn das Erbe Simaks bestand nicht nur aus der Villa, sondern auch einem benachbarten, als Ackerland gewidmeten Grundstück.

Simak war vor ihrem Tod seit vielen Jahren verwitwet und besaß keine nahen Angehörigen mehr. Von 1960 bis 1995 leitete die studierte Pharmazeutin die Apotheke »Weißer Wolf« am Hohen Platz. Und der Wille, sich für die Allgemeinheit einzusetzen, hatte in ihrer Familie Tradition: Ihr Vorfahre Alois Huth, nach dem der Park vor dem ehemaligen, von ihm gegründeten Kindergarten Reding sowie eine Straße benannt sind und der nie heiratete, war einer der größten Wohltäter der Stadt.

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