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Sie sind Tourismus- und Erlebnisraummanagerin der Tourismusregion Klopeiner See-Südkärnten-Lavanttal (KSL) in Wolfsberg. Was genau sind Ihre Aufgaben in dieser Funktion?
Der Aufgabenbereich ist sehr vielfältig. Auf der einen Seite versuche ich, Beherbergungsbetrieben, die noch nicht wirklich online-affin sind, dahingehend weiterzuentwickeln. Denn der Bettenverkauf läuft fast nur noch digital ab. Außerdem unterstütze ich die Betriebe dabei, Schnittstellen herzustellen und Produkte gut zu platzieren. Ein schöner Teil meiner Arbeit ist es, den Betrieben bei der Produktentwicklung zu helfen, das heißt Packages schnüren, Angebote entwickeln uvm. Ein Teil meiner Arbeit sind auch Schulungen und Qualitätsmanagement. Und die klassische Messearbeit, Veranstaltung von Tourismustagen usw. gehören auch dazu.
Sie sind gebürtige Deutsche und haben zahlreiche Ausbildungen absolviert. Warum haben Sie sich für die Stelle der Tourismusmanagerin im Lavanttal beworben?
Ich habe 25 Jahre lang in der Hotellerie und der Gastronomie in verschiedenen Positionen gearbeitet. Nachdem ich die Stellenausschreibung gesehen habe, habe ich mir die Region genauer angeschaut und war von der Vielfältigkeit fasziniert. Es gibt Sportmöglichkeiten, man kann Wandern, Radfahren, es gibt viel Kultur, gute Kulinarik und eine schöne Landschaft. Hier gibt es ein großes Betätigungsfeld, das ich sehr spannend fand. Außerdem ist es für mich eine Möglichkeit, den Tourismus aus einer anderen Perspektive wahrzunehmen, etwas Neues zu machen, mitzugestalten und meine Erfahrungen einzubringen. Das hat mich gereizt.
Im Juli 2022 wurden die Regionen Lavanttal und Klopeiner See zur Tourismusregion Klopeiner See – Südkärnten – Lavanttal vereinigt. 2023 gab es das erste vollständige Jahr der neuen Tourismusregion. Wie sieht Ihr Resümee aus?
Es war eine sehr arbeitsintensive Zeit. Das zeigt aber auch, welch riesiges Potenzial in der Region steckt. Und das wird noch lange nicht voll ausgespielt. Wir haben im Jahr 2023 erste Ansätze in die Betriebe gebracht, die sich nun zu entwickeln beginnen. Es wurden mit den Betrieben und den Verantwortlichen der Region Ideen geboren, die nun realisiert werden. Beispiele dafür sind die Verbindung von Mittagessen im Schlossrestaurant mit einer Schlossführung oder eine Weinverkostung auf dem Drau-Floß. Im Vorjahr haben wir auch viel mit Journalisten und Bloggern zusammengearbeitet und das Lavanttal ausgiebig präsentiert.
Im Lavanttal wurde befürchtet, dass vom Zusammenschluss nur die Region Klopeiner See profitieren würde. Ist das so eingetreten?
Das war vor meiner Zeit. Für mich war es immer eine Region. Ich hatte nie das Gefühl, dass es eine Trennung gibt. Ich kann diese Vorbehalte nachvollziehen, denn eine Veränderung löst immer Ängste aus und ruft Verunsicherung hervor. Aber ich glaube, diese Ängste sind mittlerweile beseitigt. Wir von der KSL sind bei Bürgermeistertagen vertreten und informieren, was wir machen. Es gibt auch eine Steuerungsgruppe, in der die Lavanttaler im gleichen Ausmaß vertreten sind wie die Vertreter des Bezirks Völkermarkt.
2023 gab es gegenüber dem Jahr 2022 ein Plus von 9,3 Prozent bei den Nächtigungen im Lavanttal, und das trotz der Preissteigerungen und der Krisen, die es derzeit gibt. Wie erklären Sie sich das?
Ich denke, auf Dauer setzt sich Qualität durch. Und die findet man hier im Lavanttal. Es gibt eine nicht überlaufene Natur. Und dann natürlich die Art der Lavanttaler. Sie haben eine eigene Art Gastgeber zu sein – das ist so entzückend, das nimmt Menschen mit. Es ist nichts Übertriebenes oder Künstliches, sondern eine herzliche Art.
Außerdem denke ich, dass die Menschen durch die vergangenen Jahren zwar gebeutelt sind, aber wenn man ein gutes Erlebnis geboten bekommt, gibt man für sich und seine Familie trotzdem Geld aus.
Was sind die Hauptgründe, warum Touristen in das Lavanttal kommen?
Es gibt schöne Berge, die für die ganze Familie geeignet sind, und ein vielfältiges Outdoorangebot mit Freibädern, See, Radwegen, Bogenschießen, Klettergärten uvm. Daneben gibt es spannende Indoormöglichkeiten mit Kino, Lasertag, Bouldern, Museum usw. Wir sind sehr breit aufgestellt. Und dann gibt es eine sensationelle Kulinarik mit fast ausschließlich regionalen Produkten.
Gibt es genügend Hotels – auch hochpreisige –, sowie ausreichend Freizeiteinrichtungen im Bezirk Wolfsberg?
Seit der Corona-Pandemie sind Hüttennächtigungen ein klarer Trend. Dafür gibt es im Lavanttal eine große Bandbreite, von der einfachen kargen Hütte bis hin zum Luxuschalet wird alles abgedeckt. Es gibt auch einige gruppenfähige Hotels, und die Angebote werden ständig erweitert. Ich denke, das Tal wächst und entwickelt sich mit dem Tourismus mit.
Immer mehr Gäste buchen online. Wie ist es um die Digitalisierung der heimischen Tourismusbetriebe bestellt?
Die Betriebe entwickeln sich. Ich würde mir natürlich wünschen, dass alle ihre Schnittstellen über uns verwalten lassen, aber solche Entwicklungen brauchen Zeit. Es gibt hier noch viele Gäste, die jedes Jahr kommen und noch auf traditionelle Weise buchen. Ich denke aber, wenn es in Betrieben zum Generationenwechsel kommt, wird auch die Digitalisierung weiter vorangetrieben werden. Es ist auch meine Aufgabe, zu den Betrieben zu gehen und ihnen zu zeigen, wie es geht, und ihnen die Scheu vor den digitalen Möglichkeiten zu nehmen und mit ihnen Konzepte zu erarbeiten.
Welche Pläne gibt es für die Zukunft?
Derzeit steht ein großes Foto- und Videoprojekt auf dem Programm. Dabei sollen Aufnahmen für Prospekte, Imagefilme, Onlineauftritte usw. entstehen. Ich freue mich, dass dafür mit Rene Knabl und Luca Tribondeau zwei heimische Unternehmer gefunden werden konnten. Auch im Bereich Slow-Food wird es künftig einige weitere Projekte geben. So werden heuer zum Beispiel 30 Besucher aus Saudia Arabien ins Lavanttal kommen und sich anschauen, wie man Slow Food umsetzen kann. Dafür wird das Slow Food Village St. Paul als Best Practice hergenommen. Dabei werden die Besucher zu sehen bekommen, wie Slow Food auch den Beherbergern helfen kann.
Weiters haben wir einen Frauenstammtisch für Unternehmerinnen und weibliche Führungskräfte im Tourismusbereich ins Leben gerufen, der mittlerweile kärntenweit abgehalten wird.
// Zur Person
Rebecca Désirée Meier (41) ist in Neustadt an der Waldnaab (Deutschland) geboren. Nach ihrer Ausbildung zur Hotelfachfrau war sie auf Saison in Tirol beschäftigt und absolvierte eine Ausbildung zur staatlich geprüften Hotelmeisterin.
Mit 24 Jahren übernahm sie das damalige Kurzentrum in Bad Eisenkappel. Meier war auch fünf Jahre auf Schiffen tätig, teilweise auf Flüssen in Deutschland und Frankreich, aber auch mehrere Jahre bei der Hochseeschifffahrt.
Zuletzt war sie Geschäftsführerin verschiedener Hotels.
Seit 2023 ist sie Tourismus- und Erlebnisraummanagerin für die KSL-Tourismus und Marketing GmbH.
Meier ist außerdem diplomierter Coach für Kinesiologie sowie Lebens- und Sozialberater. Sie ist Yogatrainerin und hat eine Ausbildung zur Ernährungs- und Diätberaterin absolviert.
Meier lebt in einer Partnerschaft und hat einen Sohn. Ihr Partner hat zwei weitere Kinder mit in die Beziehung gebracht.
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