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Das bewegte das Lavanttal im Jahr 2023Ausgabe 01 | Mittwoch, 3. Januar 2024

Starke Unwetter zogen im unteren Lavanttal eine Spur der Verwüstung durch die Gemeinde, ein neuer Landtag wurde gewählt und der Kärntner Teil der Koralmbahn wurde in St. Paul feierlich eröffnet.

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Unterkärntner Nachrichten Redakteur Philipp Tripolt Von Philipp Tripolt tripoltno@spamunterkaerntner.at
Einmal mehr haben im Sommer Unwetter eine große Rolle gespielt. Im Lavanttal gab es im August einen Hochwasseralarm. Die Gemeinde St. Paul schwebte in höchster Gefahr, der Damm eines Überlaufbeckens drohte zu brechen. Glücklicherweise hielt er dem Druck stand. Foto: Polizei Kärnten

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Die WU16-Mannschaft des BBC Wolfsberg konnte in Wels den Vize-Staatsmeistertitel im Basketball holen. Foto: Aendy Lüdigk
Der Schönsonntagmarkt in Wolfsberg sorgte nicht bei allen für Freude. Gastwirte kritisierten danach die Organisation: Die Innenstadt wäre zu lange gesperrt gewesen, die Standgebühren seien zu hoch. Foto: Pulsinger

Lavanttal. Seit Beginn der Corona-Pandemie im Jahr 2020 lautet das Motto zum Jahreswechsel stets: »Alles wird besser«. Dass dieses Motto Jahr für Jahr bestehend bleibt, liegt unter anderem daran, dass Corona bis heute nicht aus unserer Gesellschaft verschwunden ist – und es wohl auch nie sein wird –, die Inflation »nur« noch bei 5,4 Prozent im Vormonat lag oder auch, weil der Ukraine-Russland-Konflikt immer noch aktiv ist und der Gaza-Krieg täglich für neue Negativ-Schlagzeilen sorgt.

Im Lavanttal gab es natürlich eine Reihe von positiven, erfreulichen Schlagzeilen, aber es war auch bei uns im vergangenen Jahr nicht alles eitel Sonnenschein. Ganz oben, wie nahezu jedes Jahr, stehen bei den negativen Ereignissen des Jahres die Unwetter.

Zivilschutzalarm in St. Paul
Am 3. August begannen heftige Regenfälle im Lavanttal. Bereits in den Abendstunden kam es zu den ersten Unwettereinsätzen im gesamten Bezirk Wolfsberg. Besonders betroffen war das untere Lavanttal, vor allem die Gemeinde St. Paul und Teile von St. Andrä. Übertretende Bäche, Verklausungen, unter Wasser stehende Keller und Hangrutschungen stellten die Feuerwehren vor große Herausforderungen. Doch es sollte noch schlimmer kommen. Da die Regenfälle nicht nachließen, wurde bereits am Tag darauf der Bezirkskrisenstab einberufen, der eine Lagebesprechung abhielt. Die Feuerwehren des mittleren Abschnitts wurden zur Unterstützung nach St. Paul beordert. Um 6.27 Uhr wurde schließlich Zivilschutzalarm für das Gemeindegebiet St. Paul ausgelöst.

Von den Regenfällen waren aber auch die anderen Gemeinden des Lavanttals betroffen, um 9 Uhr standen 23 Feuerwehren im Bezirk im Einsatz. In St. Paul drohte das Überlaufbecken den Wassermassen nicht mehr standhalten zu können, daher wurde in der Gemeinde mit Unterstützung durch die Pioniere des Bundesheers ein Hochwasserschutz errichtet. Obwohl die Niederschläge in den Folgetagen weniger wurden, gab es aufgrund des Grundwasserspiegels noch lange kein Aufatmen. Einige Straßen im Bezirk blieben lange gesperrt, die Aufräumarbeiten dauerten Tage an.

Der Fall Schell
Für viel Diskussion sorgte im Herbst der Fall Maximilian Schell. Gegen den 2014 verstorbenen Oscar-Preisträger wurden schwere Vorwürfe erhoben. Marie Theres Relin, Tochter von Maria Schell (1926 – 2005), klagte in ihrem Buch »Szenen keiner Ehe« ihren Onkel Maximilian an: Er habe sie als 14-Jährige verführt und missbraucht. Danach meldete sich Nastassja Schell, die heute 35 Jahre alte Tochter des Verstorbenen, zu Wort: Auch sie berichtete von Missbrauchserfahrungen mit ihrem Vater. Als Folge der schwerwiegenden Vorwürfe wurde die »Bildungswelt Maximilian Schell« in »Bildungswelt Wolfsberg« umbenannt.

Zukunft der Koralpe
Unklarheit, wie es mit dem Skigebiet auf der Koralpe weitergeht, herrschte lange Zeit, bis schließlich eine Lösung gefunden wurde. Die »Koralm Schi GmbH« gab Ende September bekannt, dass ein Bestandsvertrag mit der IF Forstverwaltung von Ingrid Flick auf unbestimmte Dauer abgeschlossen wurde – beiderseits verbindlich für drei Jahre.

Erneut Mr. Universum
Der Lavanttaler Bodybuilder Klaus Drescher holte in diesem Jahr gleich zwei »Mister Universe«-Titel sowie einen Sieg bei der Welt- und der Europameisterschaft.

Sportlich weniger erfolgreich verlief das Frühjahr beim WAC. Man verpasste den Sprung in die Meistergruppe und am Ende auch den internationalen Startplatz. Nach einer Herbstsaison mit Höhen und Tiefen überwintern die Wölfe auf dem siebenten Tabellenplatz.

Erfreulich waren die Leistungen der U16-Mädels des BBC Wolfsberg: Die Basketballerinnen sicherten sich den Vize-Staatsmeistertitel. Im Finale gegen die Gastgeberinnen aus Wels mussten die Wolfsbergerinnen mit 61:64 im Finale die erste und einzige Niederlage in der gesamte Saison hinnehmen. Ein mehr als ungünstiger Zeitpunkt dafür, doch trotz allem eine herausragende Leistung der U16-Mannschaft.

Landtagswahl 2023
Am 5. März schritten 71,67 Prozent aller wahlberechtigten Kärntner zur Wahlurne, um einen neuen Landtag zu wählen. Die SPÖ rutschte dabei von 47,9 Prozent auf 38,9 Prozent. Der Lavanttaler SPÖ-Spitzenkandidat Daniel Fellner sagte nach der Wahl: »Ich hätte selbst nie gedacht, dass wir unter 40 Prozent kommen würden.« FPÖ und ÖVP verzeichnet leichte Zugewinne, das Team Kärnten konnte sich fast verdoppeln (2018: 5,7 Prozent, 2023: 10,1 Prozent). Den Sprung in den Landtag verpasst haben unter anderem die Grünen, die Neos und Vision Österreich.

Basierend auf den Ergebnissen der Landtagswahlen, werden auch die Sitze im Bundesrat vergeben. Mit Claudia Arpa (SPÖ) und Isabella Theuermann (FPÖ) vertreten aktuell gleich zwei Frauen das Lavanttal. Arpa war zudem von 1. Juli bis 31. Dezember 2023 als Bundesratspräsidentin tätig.

Erster Windpark Kärntens
Mehr als acht Jahre haben die Genehmigungsverfahren für den Windpark Soboth gedauert, am Samstag, 2. September, wurde er offiziell eröffnet. Rund 300 Besucher waren gekommen, um sich von der Anlage selbst ein Bild zu machen. Lavamünds Bürgermeister Wolfgang Gallant zeigte sich stolz: »Die Marktgemeinde Lavamünd ist seit Jahrzehnten Standort von zwei großen Wasserkraftwerken, mit denen wir 155.000 Haushalte mit Strom versorgen können. Mit den Windkraftanlagen können wir das auf 180.000 Haushalte erweitern und damit rund 70 Prozent der Kärntner Haushalte mit Energie versorgen.« Sein St. Georgener Amtskollege, Karl Markut, fügte hinzu: »Unsere 2004 begonnenen Bemühungen um alternative Energiestandorte haben zum Erfolg geführt, begleitet von Pionieren und Umsetzern.«

Schönsonntagmarkt in der Stadt
Groß war die Freude nach dem Wolfsberger Schönsonntagmarkt seitens der Stadtwerke und Bürgermeister Hannes Primus (SPÖ): Es wurde von 40.000 Besuchern, toller Stimmung und einem vollen Erfolg gesprochen. Einige der teilnehmenden Wirte sehen das allerdings anders. Sie kritisierten, dass die Standplatzgebühren enorm gestiegen seien und die Stadt wegen der Auf- und Abbauarbeiten zu lange gesperrt gewesen sei.

Lithium-Werk nicht im Tal
Laut European Lithium-Vorstandsvorsitzender Dietrich Wanke könnte mit dem Abbau des Lithium-Erzes auf der Weinebene 2025 begonnen werden. Fix  ist seit heuer auch: Das Verarbeitungswerk wird nicht in Österreich gebaut. Trotzdem entstehen im Tal 200 bis 250 Arbeitsplätze beim Konzentrator und in der Verwaltung. Kritischer Faktor für das Umwandlungswerk sind die operativen Kosten, weshalb eine Errichtung in Saudi-Arabien statt dem Lavanttal bevorzugt wird. Wanke: »Wir müssen das Erz auf 1.500 Grad erhitzen, damit es zur chemischen Reaktion kommt. Dafür ist eine gewaltige Energiemenge notwendig und dafür gibt es nur Erdgas. Es werden pro Stunde rund 7,5 Megawatt Energie benötigt. Bei den aktuellen Kosten in Europa kostet eine Megawattstunde im günstigsten Fall 450 bis 500 Euro. In Saudi Arabien kostet es mich 7,80 Euro. Das ergibt eine Ersparnis von rund 40 Millionen Euro pro Jahr. Wir haben damit das Risiko des Erdgaspreises in Europa aus dem Projekt genommen.«

Technologiepark und Bahnhof
Große Projekte stehen in St. Paul an bzw. wurden in diesem Jahr umgesetzt. Am 7. Dezember wurde das Kärntner Teilstück der Koralmbahn und der neue St. Pauler Bahnhof in Betrieb genommen. Seit 10. Dezember läuft der S-Bahn-Verkehr, der die Wolfsberger in 43 Minuten bzw. in einer Stunde und drei Minuten von der Bezirks- in die Landeshauptstadt bringt. Insgesamt werden 21 Fahrten pro Tag nach bzw. von Klagenfurt angeboten. Von Klagenfurt nach St. Paul benötigt man künftig nur noch 26 Minuten. In zwei Jahren wird die Gesamtstrecke fertiggestellt sein, dann geht es durch den Koralmtunnel in knapp 30 Minuten von St. Paul in die steirische Hauptstadt Graz.

Und: Seit rund 20 Jahren wurde überlegt und verhandelt. Doch im November wurde die Entstehung des interkommunalen Gewerbeparks in St. Paul, der nunmehr den Arbeitstitel »Technologiepark« mit dem Zusatz »Wissenschafts- und Innovationsquartier« trägt, konkreter. Geplant ist ein Nutzungsmix aus Bildung, Forschung und Wirtschaft: Das Stift St. Paul wird für den Bildungsbereich zuständig sein, dazu sind ein Kindergarten, eine Sekundarstufe und ein tertiäres Bildungsangebot, entwickelt von der lokalen Wirtschaft und Universitäten, vorgesehen. Das erste Gebäude, soll – je  nach Höhe – zwischen 15 und 18 Millionen Euro kosten und 350 Menschen Arbeitsplätze bieten. Werden sechs Geschosse erlaubt, sollen es 400 Arbeitsplätze auf 6.000 Quadratmetern sein. Als Baubeginn ist das Jahr 2025 vorgesehen, spätestens 2027 soll das Gebäude fertig sein.

Gemeinden in Finanznöten
Traditionell beschließen die Gemeinden am Jahresende ihr Budget für das kommende Jahr. Manche Gemeinden schreiben zwar ein zartes Plus, doch der Großteil blickt auf rote Zahlen und sieht Bund und Land in der (Reform-)Pflicht. »Wir sind finanziell mit einem blauen Auge davongekommen, viele Gemeinde sind nicht mehr in der Lage, ausgeglichen zu budgetieren«, sagte Günther Vallant, Bürgermeister von Frantschach-St. Gertraud und Kärntner Gemeindebundpräsident. In Wolfsberg drohte erst ein Abgang von 16 Millionen Euro, der im Voranschlag für das Jahr 2024 aber auf ein Minus von rund 8,5 Millionen Euro reduziert werden konnte.

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