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Feinstaub in Wolfsberg: Die Zahlen sind weiter zu hoch – allerdings ist es eine Frage des Blickwinkels Ausgabe 50 | Mittwoch, 13. Dezember 2023

In Wolfsberg wurden im Vorjahr 13 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft des gesundheitsschädlichen PM2,5-Feinstaubs gemessen. Die WHO empfiehlt ein Jahresmittel von fünf Mikrogramm, das Gesetz erlaubt 25 Mikrogramm. Das sagt die Gesundheitsreferentin dazu.

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Wolfsberg. Die Bezirkshauptstadt hat traditionell ein Feinstaub-Problem. Auch wenn zuletzt davon keine Rede mehr war: Der VCÖ (Verkehrsclub Österreich) zeigte kürzlich auf, dass sich das Problem keineswegs von selbst erledigt hat. Weiterhin sind die Messungen hoch. Ob sie allerdings innerhalb oder außerhalb der Grenzen liegen, hängt davon ab, welche Richtwerte man heranzieht. 

Die Luftqualität in Kärnten hat sich laut VCÖ in den vergangenen 15 Jahren zwar verbessert, aber gesund ist sie vielerorts immer noch nicht. Im Vorjahr wurde bei den Messstellen für den besonders gesundheitsschädlichen PM2,5-Feinstaub der Richtwert der Weltgesundheitsorganisation WHO, die einen Jahresmittelwert von fünf Mikrogramm pro Kubikmeter Luft angibt, überschritten. 

»Es gibt weiterenVerbesserungsbedarf, Wolfsberg hat aber bereits viel dafür getan«
Michaela Lientscher, Gesundheitsreferentin

Zur Erklärung: PM2,5-Feinstaub enthält 50 Prozent Teilchen mit einem Durchmesser von 2,5 Mikrometer (µm) und ist besonders gesundheitsschädlich. Partikel dieser Größe können laut Umweltbundesamt bis in die Lungenbläschen gelangen. Sie sind maximal so groß wie Bakterien und können daher mit freiem Auge nicht gesehen werden. Eine erhöhte PM2,5-Belastung steht in Zusammenhang mit schweren Gesundheitsauswirkungen, etwa Herz-Kreislauferkrankungen, aber auch Lungenkrebs.

In Kärnten gibt es laut VCÖ für PM2,5-Feinstaub lediglich drei Messstellen: zwei in Klagenfurt, eine in Wolfsberg. Bei allen war war die PM2,5-Belastung mehr als doppelt so hoch wie der Richtwert der WHO vorgibt: In Wolfsberg wurden 13 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft gemessen, in Klagenfurt 11 bzw. 12 Mikrogramm. 

Zu berücksichtigen ist dabei aber auch, dass der Grenzwert des Immissionsschutzgesetz-Luft (IG-L) bei einem Jahresmittelwert von 25 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft liegt.

VCÖ-Expertin Lina Mosshammer meint dazu: »Werden nur die EU-Grenzwerte betrachtet, könnte man meinen, in Österreich wäre überall die Luft sauber. Doch aus Gesundheitssicht sind die Grenzwerte in Österreich viel zu hoch. Die für die Gesundheit der Bevölkerung relevanten Richtwerte der Weltgesundheitsorganisation werden vielerorts deutlich überschritten. Es braucht verstärkte Maßnahmen gegen Luftverschmutzung und zwar rasch.« Laut Europäischer Umweltagentur verursacht die Luftverschmutzung 4.500 vorzeitige Todesfälle pro Jahr in Österreich.

Bei den Messstellen für den grobkörnigeren PM10-Feinstaub wurde der WHO-Richtwert für den Jahresmittelwert an mehr als der Hälfte der Kärntner Messstellen überschritten, nämlich bei sechs von elf. Je kleiner die Feinstaubpartikel, umso gefährlicher sind sie. Für Kinder sind die Feinstaubpartikel sehr schädlich, weil sich ihre Lunge im Wachstum befindet und sie im Verhältnis zur Körpergröße mehr Luft einatmen.

Mosshammer: »Luft ist unser wichtigstes Lebensmittel. Was wir einatmen hat großen Einfluss darauf, ob wir gesund bleiben oder krank werden. Umso wichtiger ist es, möglichst rasch die Richtwerte der WHO zu erreichen.«

Auch Stickstoffdioxid zu hoch

Auch bei Stickstoffdioxid (NO2)  ist die Lage laut VCÖ nicht entspannt. Im Vorjahr wurden bei acht der elf Kärntner Messstellen der WHO-Richtwert von zehn Mikrogramm NO2 im Jahresmittel überschritten. Die Belastung war in Klagenfurt bei der Messstelle »Nordumfahrung A2« mit 27 Mikrogramm NO2 pro Kubikmeter Luft innerhalb Kärntens am höchsten. Aber auch in Wolfsberg, Villach,  Spittal und Klein St. Paul war die Belastung mit Stickstoffdioxid aus Gesundheitssicht zu hoch. Stickstoffdioxid kann Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Lungenschäden verursachen. Für rund die Hälfte der Stickoxid-Belastung ist der Verkehr verantwortlich, insbesondere Dieselabgase.

Verantwortlich für die PM2,5-Belastung sind in der Bezirkshauptstadt der Hausbrand und die Kraftfahrzeuge. Der Verkehr könne einen großen Beitrag zur Reduktion der Luftverschmutzung leisten, betont der VCÖ. Zum einen durch niedrigere Tempolimits. Das Land Salzburg hat festgestellt, dass das flexible Tempolimit 100 auf der Tauernautobahn (IG-L Tempolimit) den Stickoxidausstoß beim Pkw-Verkehr um 19 Prozent reduzierte, was der Wirkung einer Gesamtsperre der Autobahn für den Pkw-Verkehr von rund zwei Monaten entspricht. VCÖ-Expertin Mosshammer fordert daher niedrigere Tempolimits wichtig, »solange die Schadstoffbelastung über den Richtwerten der WHO liegt«. Höheres Tempo erhöht nicht nur den Schadstoffausstoß, sondern auch Reifen- und Bremsabrieb, den auch Elektroautos verursachen.

Vizebürgermeisterin Michaela Lientscher, in Wolfsberg auch für Gesundheit zuständig, beurteilt die derzeitige Feinstaub-Lage in der Stadt so: »Tendenziell hat die Belastung in den vergangenen Jahren abgenommen, es ist deutlich besser geworden. Es gibt weiteren Verbesserungsbedarf bei der Feinstaubsituation, die Gemeinde Wolfsberg hat aber bereits viel dafür getan.« Lientscher führt neben den auf öffentlichen Gebäuden installierten Photovoltaik-Anlagen auch die Bestrebungen an, die Fahrzeugflotte der Stadt auf Elektroantrieb umzustellen. »Viele Private kaufen sich auch bereits E-Fahrzeuge und versuchen, bei der Heizung weg von fossilen Brennstoffen und hin zu Wärmepumpen zu kommen«, so die Vizebürgermeisterin. 

Als Verursacher des Feinstaubs ortete sie – neben Fahrzeugen und Hausbrand – auch die Wolfsberger Wetterlage: »Die hier herrschenden klimatischen Bedingungen sind andere« – und sie begünstigen die Belastung. 

Welcher Wert ist relevanter?

Der VCÖ zieht zur Beurteilung der Lage sowohl den (niedrigeren) Richtwert der WHO als auch das Immissionsschutzgesetz-Luft heran, das größeren Spielraum lässt. Welcher Wert ist für Lientscher relevant? »Man muss sich auf das beziehen, was gesetzlich vorgegeben ist, also das Immissionsschutzgesetz-Luft«, sagt sie, »aber der Wert der Weltgesundheitsorganisation ist anzustreben.«

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