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Wolfsberg. Harte Kritik übt der Wolfsberger Nationalrat Christian Ragger (FPÖ) am derzeitigen Umgang mit der neuen Koralmbahn. »Wenn wir jetzt nicht handeln, wird der Güterverkehr nur durch Kärnten durchfahren, wir wären ein zweiter Brenner. Uns bliebe nur der Lärm«, sagt Ragger.
Der Koralmtunnel sei von Landeshauptmann Jörg Haider ins Leben gerufen worden, »jetzt muss etwas geschehen, reine Ankündigungen und eine Roadshow der Wirtschaftskammer sind zu wenig«. Als die Autobahn gebaut wurde, sei vorgezeigt worden, wie Entwicklung des Lavanttals funktioniert. Damals sei der Bezirk Wolfsberg Nachzügler gewesen, »heute haben wir das höchste Medianeinkommen im Land«. Laut Ragger ist es bedenklich, dass nur von der geforderten Bahn-Haltestelle in Kühnsdorf und der Wiederöffnung der Lavanttalbahn (wir berichteten) gesprochen werde: »Die Haltestelle wird es nicht geben, die Lavanttalbahn Illusion bleiben.« Auch an einen Touristenansturm über den neuen Bahnhof St. Paul glaubt er nicht.
Strategische Raumplanung
Seine Forderung: Das Land Kärnten muss eine strategische Raumplanung auf den Weg bringen. Ragger: »Im Lavanttal und in den Bezirken Völkermarkt, Klagenfurt, Villach und Spittal muss das Land insgesamt 250 Hektar Grund ankaufen. Dort sollen Energieparks entstehen, die von externen Dritten professionell betrieben und Unternehmen zur Verfügung gestellt werden.«
Das für den Grundkauf nötige Geld – Ragger schätzt rund 125 Millionen Euro – soll aus jenem Betrag finanziert werden, den die Heta bei der Verwertung der Hypo-Bank lukrierte. Der Nationalrat: »Auch die Kelag und ihre Mutter, die Kärntner Energieholding, besitzen Rücklagen in der Höhe von hunderten Millionen Euro, wie man in den öffentlichen Bilanzen lesen kann.«
»Wenn wir nicht handeln, wird der Güterverkehr nur durchfahren, wir wären ein zweiter Brenner«
Christian Ragger, Nationalrat
Auf diese Weise müssten die Grundlagen sichergestellt werden, damit das Land von der Koralmbahn profitiere: »Denn jetzt haben die Gemeinden zu wenig Flächen für Betriebsansiedlungen – für große Firmen ist einfach nichts da.« Auf den angekauften Gründen sollen Energieparks entstehen, die bei Energie und Heizung autark sind und den Mitarbeitern Benefits wie Betriebskindergärten und mehr anbieten.
Sonderwirtschaftszonen
Ragger: »Nach dem Vorbild Roms könnte man Sonderwirtschaftszonen bilden, in denen neuen Betrieben die Infrastruktur zur Verfügung gestellt und zehn Jahre lang eine beschränkte Steuerlast zugesagt wird. Anderswo haben sich nach diesem Modell viele Großkonzerne angesiedelt.«
In Kärnten seien bereits Chancen verpasst worden, sagt Ragger: »Wir hätten den größten Reeder von Triest nach Fürnitz bekommen können. Daraus wurde nichts. Ein Getränkehersteller wollte dort aktiv werden – gescheitert. Das Land muss aufwachen und echte Wirtschaftspolitik betreiben, Schwerpunkte setzen.« Mit Slowenien und Italien soll Betriebsansiedlungspolitik initiiert werden: »Es könnte ein gemeinsames Kommunalsteueraufkommen geben, das zwischen den drei Regionen verteilt wird«, schlägt Ragger vor. Und: »Wenn Arbeitskräfte vorhanden sind, würden auch die Betriebe kommen.« Um sie zur Verfügung zu stellen, soll mit Schulen kooperiert und über die Vorteile von bestimmten Ausbildungen informiert werden.
Ragger: »Es fehlt nicht nur an Visionen, sondern auch am Mut zur Veränderung. Wir könnten in Zukunft Waren verteilen, derzeit fahren die Züge nur durch.« Er wolle die Politik nicht anklagen, sondern auffordern, Entscheidungen zu treffen, andernfalls »wird Kärnten ein Anhängsel der Steiermark sein«.
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