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Sie waren jahrelang Religionslehrer an der HTL Wolfsberg und sind seit dem Schuljahr 1997/98 Direktor der Schule für Sozialberufe der Caritas. Wollten Sie schon immer Lehrer werden?
Eigentlich bin ich gelernter Maschinenbauer. Aber 1978 gab es eine Rezession, und es war mit diesem Beruf einfach unmöglich einen Job zu finden. Also habe ich mich umorientiert. Da mich Theologie schon immer sehr interessierte, habe ich in Salzburg an der Paris Lodron Universität Theologie studiert und das Studium 1986 abgeschlossen. Ich war aber nie im Priesterseminar. Stattdessen habe ich zunächst in Salzburg Religion unterrichtet und kam 1986 zurück ins Lavanttal, wo ich 15 Jahre als Religionslehrer an der HTL Wolfsberg tätig war.
Priester wollten Sie nie werden?
Nein. Mich hat das Studium interessiert, Theologie interessiert mich auch heute noch immer. Aber ich habe dann geheiratet und bin Vater von zwei Kindern.
Wie sind Sie zur Caritas Schule für Sozialberufe gekommen?
Im Schuljahr 1997/98 wurde für die Schule, die damals noch in St. Andrä angesiedelt war, der Schulleiterposten ausgeschrieben. Ich habe mich beworben und bin seither Direktor der Schule.
Mittlerweile ist die Schule in Wolfsberg. Warum kam es zur Übersiedlung?
In St. Andrä, wo wir im ehemaligen Kloster untergebracht waren, war das Platzangebot einfach nicht mehr gegeben.
Und im Gebäude der Mittelschule Bildungswelt Maximilian Schell gab es leere Klassenräume, und so wurde uns dieser Standort vom Schulgemeindeverband angeboten. Wir haben dieses Angebot gerne angenommen.
An der Schule gibt es mehrere Schulformen. Welche sind das?
Da gibt es zum einen die Fachschule für Sozialberufe mit Pflegevorbereitung. Die dauert drei Jahre plus sechs Monate Praktikum und man schließt mit der Pflegeassistenzprüfung ab. Diese Schulform können Jugendliche nach der Pflichtschule absolvieren. Dann gibt es die Ausbildung für Sozialbetreuungsberufe mit Schwerpunkten Altenarbeit und Pflegeassistenz sowie Behindertenbegleitung und der Diplomausbildung für beide Schwerpunkte.
Die Fachausbildung dauert zwei Jahre, und dann kommt die Diplomausbildung mit einem weiteren Jahr hinzu. Dafür ist ein Mindestalter von 17 Jahren notwendig.
Weiters bieten wir noch die Ausbildung im Bereich Altenarbeit und Pflegeassistenz für Berufstätige an. Dabei findet der Unterreich zwei Mal pro Woche am Abend statt.
Gibt es an Ihrer Schule auch so etwas wie Lehre mit Matura?
Wenn jemand nach der Pflichtschule sein Diplom an unserer Schule macht, dann ist dieses so etwas wie der fachspezifische Teil der Matura. Um dann die Matura abzulegen, braucht es lediglich noch die Bereiche Deutsch, Mathematik und Englisch.
Es gibt bei uns auch immer wieder Schüler, die parallel zur Ausbildung bei uns die Matura an der Volkshochschule absolvieren. Manche haben danach auch ein Studium begonnen. Es stehen also alle Wege offen.
»Rund zehn Prozent der Schüler sind männlich, wobei dieser Anteil im Steigen ist«
Roland Lassenberger, Schulleiter
Wie viele Schüler sind am Montag ins neue Schuljahr gestartet?
Das waren 150 Schüler, davon sind 103 Schüler in ihrem ersten Schuljahr bei uns.
Wir haben 35 Schüler in der Fachschule für Sozialberufe mit Pflegevorbereitung, 43 in der Altenarbeit, 52 in der Behindertenbegleitung und 20 in der Diplomausbildung.
Dazu kommen dann noch 50 weitere in der Abendschule. Die Nachfrage ist gegeben und steigend. Es gibt sogar eine Warteliste.
Wie sieht es mit dem Männeranteil an Ihrer Schule aus?
Rund zehn Prozent der Schüler sind männlich, wobei sich der Anteil an Männern in den vergangenen Jahren stetig gesteigert hat.
Wie sehen die Berufschancen für die Absolventen aus?
Es gibt einen großen Bedarf an Fachkräften in der Pflegeausbildung. Praktisch alle unserer Absolventen finden nach dem Abschluss sofort einen Arbeitsplatz.
Passt bei der Pflegeausbildung alles oder gibt es noch etwas, das fehlt?
Viele Menschen fangen nach der Ausbildung einen Beruf im Pflegebereich an. Nach einiger Zeit stellt sich dann oft die Frage, wie sie sich weiter entwickeln können. Wichtig dafür sind Weiter- und Zusatzausbildungen. Die halten die Menschen im Beruf. Da fehlt es noch ein wenig am Angebot, vor allem regional müsste es erweitert werden. Die Angestellten in Pflegeberufen müssen ja auch immer auf dem aktuellen Stand in ihrem Fachbereich bleiben, damit sie sich weiter entwickeln können.
Wer finanziert die Schule und muss dafür Schulgeld bezahlt werden?
Die Schule wird von der Caritas geleitet wird, wir bekommen natürlich Unterstützung vom Land Kärnten, das das Schulgeld übernimmt. Die Schule ist für die Schüler damit kostenfrei.
Erwachsene, die die Ausbildung für Berufstätige machen, müssen also dafür zahlen?
Grundsätzlich ja, aber es gibt eine Pflegeausbildungsprämie für Menschen über 20 Jahre, die über das AMS abgewickelt wird. Und für diejenigen, die diese Prämie nicht bekommen, gibt es vom Land Kärnten eine Art Ausbildungsprämie. Das sind 600 Euro im Monat, und damit ist der Lebensunterhalt der Schüler während der Ausbildungszeit mehr oder weniger gesichert. Zusätzlich wird das Schulgeld vom Land Kärnten übernommen.
Woher stammen die Schüler Ihrer Bildungseinrichtung?
Unsere Schüler kommen hauptsächlich aus dem Lavanttal und dem Bezirk Völkermarkt, da es dort keine ähnliche Einrichtung gibt. Aber wir haben auch Schüler aus der Steiermark, vor allem aus Judenburg, Knittelfeld und Deutschlandsberg.
Das Schuljahr 2023/24 ist Ihr letztes, danach geht es in die Pension. Ist die Nachfolge schon geregelt?
Die Nachfolge wird vom Schulerhalter, dem Kärntner Caritasverband geregelt. Im Oktober wird mein Nachfolger schließlich fixiert werden, damit er bereits in die Planungen für das kommende Schuljahr 2024/25 eingebunden werden kann.
Kommen wir noch einmal zurück zum Theologiestudium. Hatten Sie in der Kirche Funktionen?
Da hatte ich einige. Ich war in den 1980er und 1990er Jahren im Pfarrgemeinderat, aber auch im Dekanatsrat und in verschiedenen Gremien der Diözese tätig. Außerdem war ich lange Zeit Leiter der Arbeitsgemeinschaft der Religionslehrer. Als ich dann Direktor wurde, musste ich mich aus zeitlichen Gründen aus immer mehr Ämtern zurückziehen. Aber vielleicht kann ich in der Pension ja wieder das eine oder andere Amt übernehmen.
Haben Sie schon Pläne für Ihre Pension geschmiedet?
Das Reisen ist eine Leidenschaft von mir. In den Ferien bin ich immer sehr gerne verreist, dafür sollte sich in der Pension wohl mehr Zeit finden.
Mein großes Hobby, zu dem ich heuer nicht viel gekommen bin, ist aber das Kanufahren. Ich habe bereits im Jahr 1990 damit angefangen und an der HTL auch immer wieder selbst Boote gebaut. Damit möchte ich künftig die Kärntner Flüsse und die schönen Lagunen der oberen Adria ausgiebig erkunden. Und natürlich werde ich auch ganz viel Zeit mit meinem Enkel verbringen.
Roland Lassenberger wurde 1959 in Hallein in Salzburg geboren, wo er seine ersten vier Lebensjahre verbrachte. Danach übersiedelte die Familie ins Lavanttal, wo er bis zum zehnten Lebensjahr lebte, danach absolvierte er ein Gymnasium in Villach und die HTL in Klagenfurt. Nach dem Theologiestudium kehrte er 1986 ins Lavanttal zurück, wo er 15 Jahre Religion an der HTL unterrichtete. Seit 1997 ist er Schulleiter der Schule für Sozialberufe der Caritas.
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