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Mutige 66-Jährige: So fasste die Wolfsberger Polizei zwei Betrüger, die rücksichtslos abzocken wolltenAusgabe 31 | Mittwoch, 2. August 2023

Eine Grazerin, die sich in Wolfsberg aufhielt, erhielt Anruf: Ihre Tochter sei in einen Unfall mit einem Todesopfer verwickelt, sie müsse mehr als 30.000 Euro »Kaution« zahlen. Was danach geschah, berichtet der Lavanttaler Präventionsbeamte Andreas Tatschl.

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Wolfsberg. »Die Frau hat tolle Zivilcourage gezeigt und war eine super Schauspielerin.« Das sagt Gruppeninspektor Andreas Tatschl, Präventionsbeamter der Polizei Wolfsberg, und meint jene 66-jährige Grazerin, durch deren Mut am 19. Juli zwei aus Polen stammende Männer in der Bezirkshauptstadt verhaftet werden konnten. Die hatten zuvor versucht, die Frau mit dem »Polizei- und Kautionstrick« um viel Geld zu bringen.

Am Anfang der Geschichte steht ein Anruf. An jenem Mittwoch meldete sich gegen 16.30 Uhr ein Mann mit deutschem Akzent bei der Steirerin, die sich gerade in Wolfsberg aufhielt. Er teilte ihr mit, er sei ein Richter aus Graz, der gerade den Fall ihrer Tochter bearbeite. Sie wäre in einen Verkehrsunfall verwickelt gewesen – mit einer schwer verletzten Person und einem bereits verstorbenen Kind – und befinde sich in Untersuchungshaft.

»Die Frau hat tolle Zivilcourage gezeigt und war eine super Schauspielerin«
Andreas Tatschl, Gruppeninspektor

Tatschl: »Die Grazerin wusste sofort, dass es sich um einen Betrugsversuch handelte, denn sie hat keine Tochter.« Trotzdem spielte sie mit. Während sie mit den Kriminellen telefonierte, schaltete ihr Mann die echte Polizei ein. 

Der Anrufer kam schnell zur Sache: Er forderte die Bezahlung einer »Kaution« in fünfstelliger Höhe. »Sie wollten mehr als 30.000 Euro«, berichtet der Präventionsbeamte, »und fragten nach, ob sie nicht auch Goldschmuck hätte. Sie deuteten an, dass es teurer werden würde, sollte das vermeintliche zweite Unfallopfer ebenfalls sterben.« Doch die 66-Jährige ließ sich nur zum Schein einschüchtern: Wie die Täter versuchten, sie am Telefon zu halten, spielte auch sie auf Zeit, um der Polizei die nötige Vorbereitung für den Zugriff zu ermöglichen. »Sie sagte zu ihnen: ›Ja, ich glaube, da habe ich auch noch etwas Geld versteckt, dort auch‹ – sie hat wirklich super geschauspielert«, erzählt Tatschl.

Die Polizei wartete schon

Nach einem zweistündigen (!) Telefonat wurde schließlich vereinbart, die »Kaution« auf dem Parkplatz eines Wolfsberger Gasthauses zu übergeben – wo die Polizei bereits wartete. Der Gruppeninspektor:  »Ich war nicht dabei. Im Einsatz standen vier Wolfsberger Beamte und Kollegen von der EGS (Anm.: die Einsatzgruppe Straßenkriminalität).« Sie nahmen zwei polnische Staatsbürger, 33 und 25 Jahre alt, fest, die sich jetzt in der Justizanstalt befinden und für die die Unschuldsvermutung gilt.

Tatschl: »Sie sind aber nur die Abholer, die mit einem Leihwagen mit deutschen Kennzeichen unterwegs waren. Aufgrund ihrer guten Sprachkenntnisse – sie reden ohne Akzent – und des verwendeten Fahrzeugs vermute ich, dass die Hintermänner im deutschsprachigen Raum agieren.«

Tatschl ist seit Monaten im Lavanttal unterwegs, um Vorträge bei Vereinen zu halten und die Menschen auch über den »Polizei- und Kautionstrick« aufzuklären. 

Gespräch abbrechen

Er sagt: »Es gibt keine Kautionszahlungen, die von österreichischen Behörden verlangt werden. Wenn man angerufen wird, versuchen die Täter mit allen Tricks, ihr Opfer am Telefon zu halten, damit es sich keine Hilfe holen kann. Man soll das Gespräch aber mit einem Vorwand – etwa einem Gang zur Toilette – abbrechen und die Nummer der Polizei 133 anrufen.« Der Präventionsbeamte betont, dass den Menschen dadurch keine Kosten entstehen: »Das ist nicht so wie bei der Unfallmeldegebühr in Höhe von 36 Euro, die bei Verkehrsunfällen mit bloßem Sachschaden eingehoben wird.« 

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